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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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Magie!«
    Ich hatte ein Lachen erwartet, aber stattdessen machte er total zu. »Keine Chance. Und ich bin sicher, dass die Vampire nicht gerade begeistert wären, wenn sie dich so locker über meine besondere Gabe reden hörten.«
    Ich musterte ihn eindringlich und versuchte, so etwas wie ein Gewissen auf dem Grund seiner tiefgrünen Augen zu entdecken. »Du wendest diesen Trick nicht gern an, oder?«
    »Nein. Und hör endlich auf, von einem Trick zu sprechen.«
    »Können mich die Vampire ebenfalls steuern?« Ich dachte an meine letzte Begegnung mit Alcántara, die seltsame Wünsche in mir geweckt hatte.
    »Die Vampire können viel.«
    Das hatte ich beim Mittagessen erfahren. »Yeah. Auch Mädchen verführen.«
    »Annelise!« Seine Stimme enthielt einen so scharfen Tadel, dass ich mir wie ein ungezogenes Kind vorkam.
    Ich deutete mit einer weit ausholenden Armbewegung auf das Meer, das uns von allen Seiten umgab. »Hier draußen hört uns doch keiner. Und du musst nicht so unschuldig tun. Glaubst du, ich merke nicht, dass zwischen dir und Amanda etwas läuft?«
    Seine Miene verriet Entsetzen, Unbehagen und schließlich Ärger. »Das ist komplizierter, als du denkst.«
    »Entschuldige.« Ich kam mir idiotisch vor, dass ich das Thema überhaupt angeschnitten hatte. Ich hasste es, wenn wir stritten. Ich hasste es, dass ich in seiner Gegenwart ständig Minderwertigkeitsgefühle bekam, obwohl ich von Anfang an gewusst hatte, dass nie etwas zwischen ihm und mir sein konnte. Und was ich im Moment am meisten hasste, war die Angst, dass er seinen Zorn an mir auslassen könnte, während ich im tiefen, eiskalten Meer herumzappelte.
    Er nickte kurz in Richtung Wasser. »Je länger du wartest, desto schwerer wird es. Los jetzt!«
    »Okay, okay.« Ich richtete mich halb auf und schob mein Hinterteil auf den Bootsrand. Durch die Gewichtsverlagerung begann der Kahn heftig zu schaukeln und zu schwappen. »Ich werde es auch ohne Trick schaffen.«
    Ehe er mich wieder anfauchen konnte, ließ ich mich rückwärts ins Wasser fallen.
    Die Kälte war wie eine Faust, die mir die Brust zusammendrückte und die Luft abschnürte. Ein scharfer Schmerz zuckte von meinen Fußsohlen in die Waden. Ich begann sofort mit dem Wassertreten. Ronan hatte recht. Im tiefen Wasser war alles anders als in einem Pool.
    Wellen, die vom Boot aus unscheinbar wirkten, rollten jetzt wie Berge auf mich zu. Wasser schlug mir ins Gesicht, und ich trieb im Nu ein Stück vom Boot weg. Das Meer ringsum war eine endlose Weite. Und tief – o Gott! Panik erfasste mich bei dem Gedanken an die schrecklichen Wesen, die da unten lauerten und nur darauf warteten, mich in Stücke zu reißen. Ich war einer Hysterie gefährlich nahe, und das klang wohl in meiner Stimme durch. »Gibt es hier Haie?«
    Ronan dagegen blieb so unerträglich gelassen wie immer. Wenn das seine Methode war, es mir heimzuzahlen, dann brachte er hier eine echt coole Nummer. »Du lebst auf einer Vampir-Insel und hast Angst vor Haien?«
    »Was denkst du?« Ich gehorchte meinem Instinkt und arbeitete mich mit wilden Scherenschlägen an die Oberfläche.
    »Beruhige dich. Ganz langsam …«
    Ich hörte nicht auf ihn. Mein Körper war offenbar der Ansicht, dass ich nicht untergehen konnte, wenn ich mich nur schnell genug bewegte. Und im Moment trat ich die Kontrolle nur zu gern an meine animalischen Instinkte ab.
    Ronan stützte die Ellenbogen auf die Bootskante und beobachtete mich. »Heute greifen ganz bestimmt keine Haie an, Annelise. Versprochen. Aber du ermüdest viel zu schnell, wenn du so um dich schlägst.«
    Endlich durchdrangen seine Worte meine Panik. Er hatte recht – ich fühlte mich schon jetzt ausgepumpt. Ich bemühte mich, langsamer zu schwimmen und meine Atemzüge dem neuen Rhythmus anzupassen.
    »So ist es gut«, sagte er. »Das Wasser trägt dich, selbst wenn du dich kaum bewegst. Zum Glück weht heute kein Wind, der hohe Wellen auftürmt.«
    Mir waren die Wellen beängstigend hoch erschienen, aber jetzt merkte ich, dass sie tatsächlich nicht mehr als eine sanfte Dünung waren. Das beruhigte mich ein wenig.
    »Sag dir vor, dass du ein Teil des Meeres bist. Sag dir vor, dass es nicht dein Feind ist, sondern eine Erweiterung deines Ichs. Sag dir vor, dass Schwimmen eine Rückkehr zu deiner wahren Natur ist. Schließlich bestehst du zum größten Teil aus Wasser.«
    Seine Worte wurden zu einem dumpfen Rauschen in meinem Kopf, das mich besänftigte. Ich stellte mir die Erdkugel mit all ihren

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