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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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noch mal?«
    Ich starrte dem jungen Vampir-Anwärter ins Gesicht und prägte mir seine Züge genau ein. Eines Tages würde er ein Vampir sein. Und eines Tages würde ich ihm einen Pflock ins Herz stoßen. Der Gedanke kam mir impulsiv. Er war schockierend und pervers. Und sehr, sehr wahr.
    Ich träumte immer noch von Flucht. Aber wenn es für mich kein Entkommen gab, dann hatte ich eine lange Liste unerledigter Dinge abzuarbeiten. Zuallererst würde ich dieses Arschloch hier ausfindig machen und vernichten. Verdammt, notfalls würde ich die gesamte Vampirrasse zum Teufel schicken.
    Der Gedanke erschreckte mich so sehr, dass sich meine Augen entsetzt weiteten. Es kam mir gefährlich, tollkühn, vielleicht sogar verräterisch vor, so etwas auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen.
    Josh schaute mich an und folgerte wohl das Falsche aus meinem Mienenspiel, denn sein Tonfall wurde deutlich schärfer. »Warum nicht?« Er grub seine Finger so hart in Robs Schulter, dass sie im Pullover des Jungen verschwanden. »Weil ich es sage!«
    Die beiden Vampir-Anwärter warfen ihm unsichere Blicke zu.
    Josh löste die Hände von ihren Schultern und stieß sie in Richtung Weg. »Nun hört auf, hier die Volldeppen zu geben, und geht endlich zum Unterricht!«
    Er kam auf mich zu, ohne abzuwarten, ob seine Freunde tatsächlich umkehrten. Hatte er denn keine Angst, dass ihn die Mädels hinterrücks erdolchen könnten? Ihren Blicken nach zu urteilen, war Vorsicht durchaus angeraten.
    »Ladys, Ladys.« Er sah die Mädels kopfschüttelnd an. »Findet ihr nicht, dass es allmählich reicht?«
    Ungläubig beobachtete ich die Szene. Was sich da abspielte, war der krasse Wahnsinn. Der Typ hatte echt Eier, das musste man ihm lassen.
    »Wir haben noch gar nicht richtig angefangen.« Masha empfand seine Einmischung offensichtlich als Frechheit.
    Josh zog gelassen ein Springmesser aus seiner Tasche und schlitzte die Plastikfolien dicht neben dem Baumstamm auf. »Die Vorstellung ist zu Ende.«
    Die Eingeweihten rührten sich nicht von der Stelle. »Aber sie gehört uns.«
    »Ich glaube, sie gehört nur sich selbst.« Er richtete sich auf, lehnte eine Schulter lässig an den Baumstamm und ließ das Messer spielerisch auf und zu schnappen. »Echt, Mädels. Ihr habt euren Spaß gehabt. Aber irgendwann muss Schluss sein. Am besten, noch bevor euch der Rektor erwischt. Ich finde, den Zirkus ist die Kleine nicht wert.«
    »Er hat recht«, sagte Trinity mit gelangweilter Stimme. Ich starrte sie wie betäubt an.
    Josh musterte die Mädels der Reihe nach mit kalten Blicken. Dann sagte er ruhig: »Und jetzt seht zu, dass ihr die Jungs einholt!«
    Ich fragte mich, ob hier so was wie ein neuer Vampir-Zauber am Werk war, denn die Zicken lösten ihre Versammlung wirklich und wahrhaftig auf und eilten den Jungs hinterher.
    Alle bis auf Masha.
    Er wandte ihr den Rücken zu, und zum zweiten Mal schwitzte ich Blut und Wasser. Wie konnte der Typ nur so dämlich sein? Irgendwann endete er noch mit einem Messer im Rücken.
    Ich wagte nicht einmal zu blinzeln, während ich Masha beobachtete. Aber sie stand einfach da, funkelte Josh eine Zeitlang wütend an – und dann schien ihr Zorn verraucht zu sein.
    Er machte sich stumm daran, mich aus den Plastikfolien zu schälen. Als er wieder sprach, hatte er auf seinen Surferboy-Tonfall umgeschaltet. Und seine Worte waren nicht an mich, sondern an Masha gerichtet. »Es gab bereits einen Vorfall dieser Art, eh? Für heute Morgen reicht es, Guidon. Der Speisesaal macht bald auf, und am Donnerstag gibt es ein leckeres Pfannkuchen-Buffet. Es wäre ein Jammer, das zu versäumen.«
    Nach einem kurzen Zögern ging auch sie, und das war vermutlich gut so. Ohne Unterstützung schaffte sie es wohl nicht, einen Vampir-Anwärter im Kampf zu besiegen. Aber die Laserblitze, die aus ihren Augen schossen, verrieten mir, dass die Sache noch nicht vorbei war.
    Im Moment war mir das allerdings egal, da ich mich halb zu Tode fror. Ich versuchte mich aus der Plastikverpackung zu befreien, aber meine Finger waren zu steif und ungeschickt dafür.
    Josh winkte ab. »Halt still. Ich habe es fast geschafft.«
    Ich hätte mich bei ihm bedanken können, aber mir kam eine weit dringlichere Sache in den Sinn. »Ich w-wusste doch, dass du d-dämlich bist!« Meine Zähne klapperten so stark, dass die Worte kaum zu verstehen waren.
    Er lachte. »Wie das?«
    »D-du kannst doch nicht d-diesen Zicken den R-rücken zukehren.« Ich zumindest würde Masha nie wieder

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