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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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wie diese Treibhausblume.« Er ließ meine Schulter los, und ich erstarrte, als seine Hand langsam über meinen Arm glitt. Und dann vergaß ich meine Schmerzen, weil er unvermittelt vor mir niederkniete. Er strich mit sanfter Hand über meine Hüfte und den Oberschenkel, bis seine Finger den Stiefelrand erreicht hatten. Er holte die restlichen Wurfsterne aus ihrem Holster, richtete sich wieder auf und berührte sacht die scharf geschliffenen Ränder. »Eine Rose mit sehr spitzen Dornen.«
    Das Ganze war total krass. Ich fühlte mich verwirrt, aber irgendwie auch geschmeichelt. Die Aufmerksamkeit, die er mir zukommen ließ, heizte mich ganz schön auf. Besonders nach dieser Unterredung mit Ronan, bei der so ziemlich alles schiefgelaufen war. Auch wenn das hier reichlich gruselig anmutete – Alcántara behandelte mich wenigstens nicht wie ein Kind. Er sah in mir die Frau .
    »Und dein Kleid?« Er schaute mich so durchdringend an, dass ich den Blick nicht abwenden konnte. Seine dunklen Augen waren unergründlich und vermittelten mir in ihrer Intensität das Gefühl, dass es nur noch mich auf dieser Welt gab. »Hat es ebenfalls deinen Geschmack getroffen?«
    »Es ist wunderschön.« Ich sonnte mich eine Weile darin, dass er mir den Hof machte, erwiderte seine Blicke und sein Lächeln, obwohl ich wusste, wie unbesonnen das war. Aber ich wollte einen Augenblick lang glauben, dass vor mir ein ganz normaler Mann stand, der mich mochte und dem ich vertrauen konnte. Im Vergleich zu dem Bann, der von Alcántaras Augen und Stimme ausging, kamen mir Ronans Überredungskünste wie ein Kinderspiel vor.
    Der magische Moment endete, als er mit einer leichten Verbeugung auf die Zielscheibe deutete. »Aber ich habe dein Wurftraining unterbrochen.«
    Ich schlug die Augen nieder und begann meine Gedanken zu ordnen. »Keineswegs. Ich wollte gerade Schluss machen.«
    Er schlenderte zu dem Baum, an dem ich die Zielscheibe befestigt hatte, und strich über die Vertiefungen im Zentrum. »Darf ich dir ein wenig zuschauen?«
    »Bitte.« Nicht. Unter Alcántaras prüfendem Blick zu trainieren, war das Letzte, was ich gebrauchen konnte. Das hatte ich nun von meiner verdammten Angeberei. Ein dämlicher Einfall, sich in aller Öffentlichkeit zu produzieren …
    Er hielt meine Wurfsterne immer noch in der Hand und betrachtete sie nun von allen Seiten. »Die Herstellung dieser Waffen erfordert ein großes handwerkliches Geschick. Wusstest du, dass Shuriken in vielen Ländern verboten sind? In England beispielsweise. Sie sind so klein und so hübsch anzusehen – und doch so gefährlich.« Er hob eine der Scheiben dicht vor die Augen und schaute mich an den Spitzen vorbei an. »Genau wie du, nicht wahr? Klein, hübsch, gefährlich.«
    Was in aller Welt sollte ich darauf antworten. »Ich … ich gebe mir Mühe.«
    »Vergiss nicht, ich habe dich kämpfen sehen, acarita . Du gibst dir mehr als nur Mühe. Du bist erfolgreich.« Er hielt den Wurfstern schräg, und trotz des trüben Himmels schimmerte der blankpolierte Stahl. Als er mir die Waffen zurückgab, berührten sich unsere Hände. Seine Finger waren fast so kühl wie der Stahl.
    »Wächterin Priti berichtet mir, dass du eine besondere Vorliebe für diese Dinger besitzt«, fuhr er fort. »Sie erfordern mehr als Kraft, mehr als Talent. Ich glaube, dass deine besondere Fähigkeit in der Konzentration liegt. Und Konzentration ist eine Eigenschaft, die sich nur schwer erlernen lässt.«
    Er sah mich an, als erwartete er eine Antwort – aber sollte sie bescheiden oder zuversichtlich klingen? »Ich glaube, das Ganze hat mit Versenkung zu tun«, entgegnete ich nach kurzem Überlegen. »So ähnlich wie Meditation.«
    »Zeig mir, was du kannst.« Er deutete mit dem Kinn auf die Zielscheibe. »Zeig mir, wie gut du dich hier in meiner Gegenwart konzentrieren kannst. Die meisten Menschen sind so aufgeregt, wenn wir uns in ihrer Nähe befinden.«
    Nun, ich war keineswegs das dumme Gänschen, für das mich Ronan zu halten schien. Ich wusste, dass es Alcántara nicht in erster Linie darauf ankam, meine Wurftechnik zu testen. Da steckte mehr dahinter.
    Ich bemühte mich, alles, was ich an Nerven besaß, unter Kontrolle zu bringen. »Ich ganz bestimmt nicht. Versprochen.«
    Ich atmete langsam … Ich bin Wurzeln tief im Erdreich. Ich atmete tiefer. Ein heißer Schmerz durchzuckte mich. Ich biss die Zähne zusammen, ließ mir äußerlich nichts anmerken und zwang mich, jede unnötige Bewegung zu vermeiden. Ich

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