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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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Vampir-Anwärter langfristig für ihre Beziehung? Eines Tages würde uns Yasuo Aufträge erteilen. Wie würde sich das auf ihr Verhältnis auswirken? Ich dachte an einige der anderen Jungs … Kevin, Rob, Josh. Würden sie eines Tages das Recht haben, uns herumzukommandieren?
    Allein die Vorstellung fand ich ätzend. Und überhaupt, wo war Josh? Mir fiel jetzt erst auf, dass ich ihn die ganze Woche nicht gesehen hatte. »Wo ist der dritte Blödian?«
    Das war witzig gemeint, aber Emma sah mich an, als hätte ich ihr eine Ohrfeige verpasst.
    Scheiße. Hatte Ronan etwa recht? War ich launisch? Ich hatte mich in meine Vorbereitungen gestürzt und versucht, Alcántara zu beeindrucken, aber hatte ich dabei meine wahren Freunde vernachlässigt? Zu spät merkte ich, dass meine Frage alles andere als nett geklungen hatte. Ich sah Ronan an, doch der stand da wie eine Sphinx. Unergründlich.
    Meine Begrüßung hatte Yas gewarnt. »Du meinst Josh? Der ist im Unterricht.«
    Ronan schob den Riemen seiner Tasche höher auf die Schulter. »Genau da muss ich auch hin.« Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Denk an meine Worte, Annelise! Sei vorsichtig!«
    Ich nickte, weil ich nicht recht wusste, was ich erwidern sollte. Ich war wütend gewesen, aber jetzt überwog die Unsicherheit. War ich zu unerfahren? War es leichtsinnig, zu viel Blut zu trinken? War ich in Gefahr? Obwohl ich die Antworten nicht kannte, tippte ich auf Ja. Ronan meinte es vielleicht ehrlich und machte sich echte Sorgen um mich.
    Plötzlich überwältigten mich die Gefühle. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Aber Ronan sah nicht mehr in meine Richtung, sosehr ich seinen Blick auch suchte.
    Leb wohl.
    Er ging, bevor ich die Worte aussprechen konnte. Zurück blieb etwas, das tiefer als Angst und brennender als Ärger war. Diese Empfindungen kamen mir mit einem Mal dumm vor – eine alberne, kindische Energieverschwendung. War es Bedauern, das ich spürte? Weil es gut sein konnte, dass ich ihn nie wiedersah?
    Ich hatte mich in die Mission verrannt, anstatt Alcántara mehr denn je zu misstrauen – schließlich schickte er mich mit einem Auftrag los, der mir vielleicht den Tod brachte. Meine Eitelkeit und die schmeichelnden Worte des Vampirs hatten mein Ego aufgebläht, aber ich war nicht unbezwingbar. Vielleicht fuhr Alcántara auf mich ab, aber das Feuer konnte jederzeit wieder erlöschen. Und dann war mein Leben nicht mehr viel wert.
    Ich hatte kein uneingeschränktes Vertrauen zu einem Vampir oder einem System, in dem nur Männer die Spitze der Machtpyramide bildeten. Gewiss, er begünstigte mich, wo es nur ging, aber das war nicht unbedingt von Vorteil. Und das galt grundsätzlich für Situationen, die mir mit hoher Wahrscheinlichkeit den Tod brachten.
    Das Ausmaß der ganzen Geschichte überwältigte mich. Dazu kam das bohrende Gefühl, dass ich die Sache mit Ronan total vermasselt hatte. Ich hatte seine Fürsorge als etwas Selbstverständliches betrachtet. Seine Ratschläge waren ein Geschenk gewesen, das ich abgewiesen hatte wie ein trotziges Kind. Und nun war es zu spät. Es gab keine Zweitversuche auf Eyja næturinna . Die Insel kannte keine Nachsicht.
    Ich wandte mich Emma und Yas zu. »Tut mir leid, Leute. Ich glaube, ich bin einfach nervös.« Meine Stimme klang unsicher, was meine Worte noch unterstrich.
    Emma taute sofort auf und lächelte verständnisvoll. »Das ist doch logisch. Wann soll es denn losgehen?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »In ein paar Tagen.«
    »Hast du schon erfahren, wohin die Reise geht?«, erkundigte sich Yasuo.
    Alcántaras Worte spukten durch meinen Kopf. Alles, was ich dir jetzt enthülle, muss unter uns bleiben. »Ich – ich kenne den Plan nicht.«
    Sie wechselten einen Blick, und Yasuo sagte: »Sie lügt.«
    Emma kniff die Augen zusammen und fragte mit einem neckenden Unterton: »Lügst du, Blondie?«
    »Seit wann nennst du mich Blondie?« Ich runzelte streng die Stirn und deutete mit dem Daumen auf Yasuo. »Es reicht schon, wenn er das sagt. Mein Gott, Leute, ich verbringe ein paar Wochen im Training –«
    »Im Untergrund«, warf Yas ein.
    Ich rempelte ihn mit der Schulter an. »Im Training . Kaum taucht man mal für ein paar Tage unter, und schon verdirbst du mir mein Mädchen vom Land.«
    Und zack , blödelten wir wie gewohnt herum, und alles war wieder gut zwischen uns.
    Aber danach tauchte ich tatsächlich unter. Ich kam nicht damit zurecht, ihnen dauernd in die Arme zu laufen und mich mit ihnen zu unterhalten,

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