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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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als sei nichts weiter, obwohl ich wusste, dass es ein Abschied für immer sein konnte. Ebenso wenig schaffte ich es, ständig Ausreden zu erfinden, wenn sie mir Fragen stellten, die ich nicht beantworten konnte.
    Beispielsweise, was die Beziehung zu Alcántara für mich bedeutete. Was bedeutete es für uns alle, dass es da draußen böse Vampire gab, die Treffen veranstalteten und Verschwörungen planten?
    Wenn ich überleben wollte, musste ich mich konzentrieren. Also vertiefte ich mich in die Vorbereitung und trainierte hart, und eines Morgens wachte ich auf, und es war so weit.
    Ich ging zum Frühstück in den Speisesaal, und zur Mittagszeit befand ich mich auf einem Boot.

Wir legten ab, als die Sonne am höchsten stand, in einem verrosteten Trawler, der nach Benzin und verdorbenem Fisch stank. Zwei Fischer aus dem Ort standen am Ruder, und ich musterte eingehend ihre wettergegerbten Gesichter und verwaschenen Overalls. Waren sie vielleicht mit Ronan verwandt? Seine Familie lebte irgendwo da draußen – ein Vater vielleicht oder ein Bruder, jemand mit den gleichen Augen, den gleichen Gewohnheiten, der gleichen Art und Weise, sich mit den Fingern durch die Haare zu fahren und sie aus den Augen zu streichen.
    Ich rieb mir selbst mit einer Hand über die Stirn und versuchte Ronan aus meinen Gedanken zu verscheuchen. Er gehörte jetzt meiner Vergangenheit an. Ich musste nach vorn schauen, wenn ich die Mission überleben wollte.
    Ich war mit Alcántara unterwegs und sollte meine ganze Aufmerksamkeit ihm zuwenden.
    Der Tag war keineswegs das, was man strahlend nennen konnte, aber der Himmel wirkte bleicher als sonst, und Sonnenlicht spiegelte sich im Wasser. Mit gequälter Miene zog der Vampir die Kapuze tief ins Gesicht, um sich gegen das Gleißen und den Wind zu schützen.
    Ich betrachtete seine Hand, die sich fahl gegen die grob gewebte schwarze Kutte abhob. »Dann stimmt es also, dass Vampire das Licht scheuen?«
    Er spähte durch den Schatten seiner Kapuze. »Neugier war der Katze Tod, querida .«
    »Ich dachte immer, Sie seien von meiner Wissbegier angetan«, sagte ich und zog eine Augenbraue hoch.
    Er lachte leise. Die Energie, die zwischen uns knisterte, fühlte sich wie ein Triumph an. »Ja, ich gestehe, dass ich einen wachen Geist schätze.«
    Er rutschte tiefer in seinen Sitz, und eben als ich dachte, unser Gespräch sei beendet, sagte er: »Du vermutest richtig. Es ist kein Geheimnis, dass Vampire das Tageslicht nicht sonderlich schätzen. Wir können es ertragen, ja, aber es ist sehr … ermüdend. Incómodo , verstehst du? Unbequem.«
    »Wenn die Helligkeit Sie stört, warum haben wir mit dem Aufbruch dann nicht bis zum Abend gewartet?«
    Er zog die Kapuze noch tiefer ins Gesicht, aber seine Stimme übertönte den Wind laut und klar. »Weil die Helligkeit nicht nur mich stört, sondern auch die anderen.«
    »Ach so.« Da er schon mal am Erklären war, hätte ich ihn gern gefragt, wer die Fischer waren, aber eine dumpfe Ahnung sagte mir, dass ich bezüglich der Einheimischen besser den Mund hielt. Das war am sichersten für alle. Ich musste die Insel der Nacht hinter mir lassen.
    Stattdessen vertrieb ich mir die Zeit damit, das Meer zu betrachten. Ringsum war Wasser. Wasser in stumpfen Grautönen, die zu dem bleichen Himmel über uns passten. Hin und wieder kamen wir an Inseln vorbei, alle trostlos und düster, die meisten nicht nur unbewohnbar, sondern kaum mehr als ein paar Felsen, die aus dem Meer ragten.
    Das Tuckern und Schaukeln des Trawlers machte mich schläfrig, und mein Kinn sank allmählich tiefer, bis ich erschrocken zusammenfuhr und mich wieder aufrecht hinsetzte.
    Neben mir hörte ich ein leises Lachen. Alcántara beobachtete mich mit undurchdringlicher Miene. »Einmal wieder schlafen können«, sinnierte er. »Die Augen vor der Welt verschließen und in Traumlosigkeit versinken. Ein Glück, für das ich viel gäbe.«
    Demnach stimmte es, dass Vampire nicht schliefen. Wieder etwas gelernt. Ich sah ihn an und wartete, ob er noch mehr enthüllen würde. Einen Moment lang empfand ich Mitleid. Nie mehr schlafen zu können, bis in alle Ewigkeit – das stellte ich mir echt beschissen vor. »Das muss sich manchmal endlos anfühlen«, sagte ich vorsichtig.
    »Genau genommen ist unsere Lebensspanne endlos, querida .«
    Es sei denn, ein Pflock mitten ins Herz kommt euch dazwischen. Aber diesen Gedanken sprach ich definitiv nicht aus.
    Er deutete mit dem Kinn zum Niedergang. »Ruh dich ein wenig

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