Vampire's Kiss
er wieder bei Kräften war. Ich befreite erst einen Arm und dann den anderen.
Er kippte um. Und sah ziemlich tot aus. Und zwar nicht vampirmäßig tot, sondern echt tot. Aber Alcántara brauchte ihn lebendig, und das bedeutete, dass ich keine Wahl hatte.
Ich nahm das Steakmesser, ritzte meinen Arm an und presste ihn an McClouds Mund. Aber er rührte sich nicht, und so streckte und beugte ich den Arm und presste das Blut, das aus dem Schnitt quoll, zwischen seine Lippen. »Was ist los, Mann? Wo liegt das Problem?«
Ich starrte seine blutfleckigen Lippen an und öffnete sie gewaltsam. Endlich bemerkte ich ein schwaches Zucken. »Schnell!«, wisperte ich.
Ich beugte den Arm noch einmal und presste ein paar Tropfen Blut hervor. Seine Zungenspitze leckte in der Luft. Sein Mund war rot verschmiert.
Und dann war er wach, als habe jemand das Licht angeknipst, und umschloss den Schnitt mit seinen Lippen.
Ich atmete tief durch und kämpfte gegen den Instinkt an, ihn wegzuschieben, mich zu schützen.
Sein Mund saugte sich an meinem Fleisch fest. Er umklammerte mich mit beiden Armen und zog mich näher zu sich heran. Ich spürte ein schwaches Pieksen, als seine Fänge meine Haut durchdrangen. Dann hatte er sich festgebissen und trank. Ein kühler Nebel durchflutete meine Adern, als sickerte ein Medikament durch einen Infusionsschlauch in meinen Körper.
Seine Augen waren fest geschlossen gewesen. Nun schlug er sie plötzlich auf und starrte blind umher. Und während er mit aller Kraft weitersaugte, trat ein neuer Glanz in seinen Blick.
Ich würde mich nicht von Panik überwältigen lassen. Ich würde die Kontrolle behalten. Ich schaffte das. Noch ein paar Sekunden. Ich musste es schaffen. Ich musste dafür sorgen, dass er am Leben blieb.
Sein ausgemergelter Körper straffte sich wie im Zeitraffer. Er schien zu wachsen. Seine Haut spannte und glättete sich, bis ich vor Entsetzen fast ausflippte. Selbst im Dunkel konnte ich erkennen, wie seine Wangen Farbe bekamen.
Das hier war kein runzliger Alter – der Typ musste jung gewesen sein, als er sich in einen Vampir verwandelt hatte. Vital. Stark. Er stemmte sich halb auf, um mich enger an sich zu ziehen. Bei der ruckartigen Bewegung flackerte die Fackel draußen heller und beleuchtete sein rotblondes Haar.
Es war zu viel. Er war zu massiv, zu breitschultrig, zu groß und zu muskulös, und er saugte mich total leer.
Ich zerrte an meinem Arm, doch das half nichts. Er hing einfach fest. Plötzlich war ich schwach und er stark. Ich schlug nach ihm, aber meine Versuche, ihn abzuschütteln, waren lachhaft. Ich unterdrückte ein Schluchzen. Meine Flucht von der Insel konnte ich vergessen. Ich würde hier elend sterben.
Aber dann erstarrte er und hörte auf zu trinken. Und eben als ich spürte, wie mir schwarz vor den Augen wurde, stieß er mich von sich.
Carden McCloud starrte mich mit blutverschmiertem Mund und Kinn an. In seinem Blick lag ein Ausdruck, den ich nicht zu deuten wusste. War es Wut, Freude, Wildheit, Verblüffung? Und dann begriff ich und stieß ein Keuchen aus.
Es war Lust. Verlangen.
Im nächsten Moment küsste er mich.
Carden küsste mich, und damit meine ich, er küsste mich richtig . Er packte mich, zog mich an sich und überwältigte mich. Tausend Flammen loderten in mir auf, unerwartet, sengend heiß. Seine Berührung verbrannte mich von innen.
Es war ein Schock. Er war ein Schock. Er war ein Fremder für mich. Sein Mund, seine Berührung, alles so fremd und gleichzeitig so vertraut. Erkennen durchzuckte mich. Etwas tief in meinem Innern wusste, wer er war, und hieß ihn willkommen.
Ich hatte mir immer wieder meinen ersten Kuss ausgemalt – mit Ronan, Alcántara, Josh und sogar Yasuo. Aber nie hatte ich das erwartet. Das hier war tief und leidenschaftlich und hungrig, als wollte er mich verzehren. Flammen tanzten über meine Haut, und ich schmeckte das vertraute Lebensblut. Ich spürte das Vampirblut, das durch meine Adern floss. Ich richtete mich auf, verlangte nach mehr, und er kam mir auf halbem Weg entgegen, zog mich hoch, und unsere Körper schmiegten sich eng aneinander.
Ich presste mich an ihn, vergrub die Finger tief in seinem dichten, schimmernden Haar. Er stöhnte vor Lust, und der Laut hallte in mir nach, wanderte als Echo durch meine Adern, vereinigte sich mit meinem Puls und dann mit meinem Herzschlag. Es war mehr als ein Kuss. Es war ein Verschmelzen.
Bis er mich fauchend zurückstieß.
Ich landete hart auf meinem Hinterteil und
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