Vampire's Kiss
sterben.«
Er stieß ein raues Lachen aus.
»Was ist daran so komisch?« Ich hatte meinen Einwand todernst gemeint.
»Ein feuerspeiender kleiner Drache hat mir eine Gnadenfrist verschafft. Das finde ich in der Tat komisch. Dass ich einen Bund mit einem Kind eingegangen bin, macht die Dinge allerdings nicht einfacher.« Er stupste mein Kinn an. »Nun, zumindest bist du eine Augenweide.«
Eine Augenweide. Das hatte mir bisher noch niemand gesagt, und es verwirrte und ärgerte mich. Ich drehte meinen Kopf zur Seite. »Ich bin kein Kind.«
»Ich wurde im Jahr siebzehnhundertzweiunddreißig geboren. Glaub mir, du magst den Körper einer Frau besitzen –«, sein Blick wanderte über mich hinweg, und wieder flammte diese Hitze in mir auf, »– aber für mich bist du ein Kind.« Er fuhr mit einem Finger über meine Wange. »Mach den Mund zu, bevor ich ihn wieder küsse. Und jetzt werden wir Hugo eine Überraschung bereiten, ja?«
Das Feuer in meinem Innern erlosch, sobald er Alcántara erwähnte. Wie hatte ich Alcántara und meine Flucht vergessen können? Ich blieb abrupt stehen. »Dauert dieser Bund bis in alle Ewigkeit?«
»Nicht einmal der Tod dauert bis in alle Ewigkeit, Mädchen.« Er versetzte mir einen Klaps auf das Hinterteil, um mich zum Weitergehen aufzufordern. »Aber wenn wir hier noch länger herumlungern, erhalten wir die Gelegenheit, diese Theorie zu überprüfen.«
Noch nie zuvor hatte mir jemand auf den Hintern geschlagen. Dieser Carden machte mich total fertig, und seine Belustigung schien im gleichen Maße zu wachsen wie mein Zorn. »Hey, ich habe einen Namen.«
Er schaute fragend auf mich herunter.
»Einen Namen«, wiederholte ich. Ich hatte meine Stimme gesenkt, da wir uns der Wendeltreppe näherten. »Ich höre nicht auf Mädchen .«
»Und – wie heißt du?«
Ich richtete mich so hoch auf, wie es meine knappen eins sechzig zuließen. »Annelise Drew. Acari Drew.«
Er lachte leise. » Acari. So ein Unsinn. Also schön, Acari Drew. Nicht loslassen! Und durchhalten!«
Er hob mich mit beiden Armen hoch und schwang mich über seine Schulter.
Ich quiekte los.
»Psst.« Noch ein Klaps auf den Hintern. »Wir McClouds haben ein Motto, Mädchen. Durchhalten! « Er stützte meinen Kopf mit einer Hand und joggte die schmale Stiege nach oben.
Ich hielt mich fest, aber seine Schulter grub sich in meinen Bauch, und in meinen Ohren rauschte das Blut. »Aua … Scheiße … meine Rippen.« Ich boxte ihn mit der Faust in den Rücken. »Das ist doch nicht nötig.«
Er umklammerte mich noch fester und raunte mir zu: »Ich entscheide, was nötig ist und was nicht. Nennen wir das Punkt eins unseres neuen Plans.«
Ich hoffte, seine Strategie war ein wenig raffinierter gestrickt, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass ihn die Vampire so einfach laufen ließen, mit mir über die Schulter geworfen wie ein nasser Sack oder eine Neandertaler-Braut. Wir ließen das Treppenhaus hinter uns und schafften es nur zur Hälfte den Gang entlang, als ich spürte, dass wir nicht mehr allein waren. Er wandte mir den Kopf zu und wisperte: »Versteck dein Messer!« Ich spürte seinen Atem heiß auf meiner Haut.
Er versteifte sich und verlangsamte seine Schritte, blieb jedoch nicht stehen. »Mein neues Mädchen«, verkündete er. »Ich habe ihm wohl etwas zu viel Blut abgezapft.«
Ich ließ meine Gliedmaßen schlaff herunterbaumeln und spielte tot, aber ich bemerkte Cardens Fehler im gleichen Moment wie er selbst: Er hatte Schottisch gesprochen.
»Shite«, knurrte er.
»So ein charmanter Dialekt – Ihr müsst McCloud sein.« Ich erkannte die Stimme von Bruder Jakob, der jetzt Englisch mit einem starken Akzent sprach. »Ihr wollt uns schon verlassen? Was für eine Überraschung!«
Cardens Hand lag wie ein Schraubstock auf meiner Hüfte. »Aye, das hatte ich im Sinn.«
»Aber Ihr müsst noch sehr geschwächt von Eurer Gefangenschaft sein. Oder hat sich dieser kleine Leckerbissen hier um Euch gekümmert?« Ich hörte Jakob näher treten. »Ihr Blut pulsiert noch. Ihr habt doch nichts dagegen, sie mit mir zu teilen?«
»So leid es mir tut – sie gehört mir.« Carden schob mich über seine Schulter nach hinten, bis ich wie eine Klette an seinem Rücken hing, gut abgeschirmt von seinen Muskelpaketen.
Jakob spähte an ihm vorbei, und seine Augen leuchteten auf. »Ah! Das ist doch unser Serviermädchen.«
Carden fluchte erneut, diesmal in einem Dialekt, den ich nicht verstand. Er bog den Arm nach hinten und
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