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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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automatisch zog ich mich für die Arbeit um. Ich band mein Haar in einen extra festen Pferdeschwanz und befestigte auch jede lose Strähne noch mit Haargel. Als ich mir die Schuhe zuband, kam Amelia die Treppe heruntergeeilt und erzählte mir, dass sie ihre Hexenlehrbücher konsultiert habe.
    »Nichts ist so tödlich für Elfen wie Eisen!«, rief sie mit Triumph im Gesicht, und ich wollte ihr die Freude nicht nehmen. Zitronen waren sogar noch besser, aber es war recht schwierig, einem Elf eine Zitrone anzudrehen, ohne dass er es bemerkte.
    »Das weiß ich schon«, sagte ich und versuchte, nicht allzu deprimiert zu klingen. »Ich meine, vielen Dank für deine Mühe. Aber ich brauche etwas, womit ich sie außer Gefecht setzen kann.« Damit ich weglaufen konnte. Denn ich wusste nicht, ob ich es noch einmal ertragen würde, meine Auffahrt mit dem Gartenschlauch abzuspritzen.
    Okay, wenn ich den Feind tötete, würde mir immerhin die Alternative erspart bleiben: dass ich selbst gefangen wurde und die Elfen mit mir nach Belieben verfahren konnten.
    Amelia hatte sich schon für ihre Verabredung mit Tray herausgeputzt. Sie trug High Heels zu ihren Designerjeans, was ziemlich ungewöhnlich für sie war.
    »Warum denn so hohe Absätze?«, fragte ich, und Amelia grinste, dass ihre strahlend weißen Zähne blitzten.
    »Tray steht drauf«, sagte sie. »Mit und ohne Jeans. Du solltest erst mal sehen, was für Reizwäsche ich trage!«
    »Erspar's mir.«
    »Falls du nach der Arbeit noch zu uns stoßen willst, ist Drake sicher noch da. Er ist ernsthaft interessiert daran, dich kennenzulernen. Und er ist wirklich schnuckelig, auch wenn er vielleicht nicht ganz dein Typ ist.«
    »Warum? Wie sieht dieser Drake denn aus?«, fragte ich nicht besonders neugierig.
    »Das ist ja grad das Schräge. Er sieht fast aus wie dein Bruder.« Amelia sah mich fragend an. »Das findest du wohl eher abstoßend, hm?«
    Mir wich alles Blut aus dem Kopf. Ich war aufgestanden, weil ich in die Stadt aufbrechen wollte, doch jetzt setzte ich mich abrupt wieder.
    »Sookie? Was ist los? Sookie?« Ängstlich umschwirrte Amelia mich.
    »Amelia«, krächzte ich, »du musst diesem Kerl aus dem Weg gehen. Ernsthaft. Du und Tray, trefft euch nicht mehr mit ihm. Und beantworte ihm um Gottes willen keine Fragen nach mir!«
    Ihrer schuldbewussten Miene konnte ich entnehmen, dass sie schon so einige Fragen beantwortet hatte. Obwohl sie eine kluge Hexe war, erkannte Amelia es nicht immer, wenn Menschen keine echten Menschen waren. Und Tray konnte es offensichtlich auch nicht - obwohl der süßliche Duft, den sogar ein Halbelf verströmte, einen Werwolf hätte warnen müssen. Aber vielleicht konnte Dermot ja ebenso wie sein Vater, und mein Urgroßvater, seinen Duft überdecken.
    »Wer ist dieser Drake?«, fragte Amelia. Sie hatte Angst, das war schon mal gut.
    »Er ist...«Ich überlegte, wie ich die Erklärung am besten formulieren sollte. »Er will mich töten.«
    »Hat das irgendwas mit dem Mord an Crystal zu tun?«
    »Das glaube ich nicht.« Ich versuchte, vernünftig über diese Möglichkeit nachzudenken, doch mein Hirn verweigerte sich dieser Vorstellung einfach.
    »Ich versteh's nicht!«, rief Amelia. »Da führen wir hier monatelang - na gut, wochenlang ein normales langweiliges Leben, und dann, wie aus heiterem Himmel, so was!« Sie warf die Arme in die Luft.
    »Du kannst wieder nach New Orleans umziehen, wenn du möchtest«, sagte ich zögerlich. Amelia wusste natürlich, dass sie hier jederzeit ausziehen konnte. Ich wollte nur klarstellen, dass ich sie nicht in meine Schwierigkeiten hineinziehen wollte, solange sie sich nicht freiwillig in sie hineinziehen ließ. Sozusagen.
    »Nein«, erwiderte sie entschlossen. »Mir gefällt's hier, und mein Haus in New Orleans ist sowieso noch nicht fertig renoviert.«
    Das sagte sie immer. Was nicht heißen sollte, dass ich sie loswerden wollte. Aber ich verstand nicht, warum die Renovierung sich so lange hinzog. Ihr Vater war immerhin Bauunternehmer.
    »Vermisst du New Orleans gar nicht?«
    »Natürlich«, sagte Amelia. »Aber hier gefällt's mir eben. Mir gefallen meine beiden Zimmer oben, mir gefällt Tray und mir gefallen die kleinen Jobs, die mich über Wasser halten. Und außerdem gefällt mir - und zwar am allermeisten -, dass ich aus der Schusslinie meines Vaters heraus bin.« Amelia klopfte mir auf die Schulter. »Fahr zur Arbeit und mach dir keine Sorgen. Wenn mir bis morgen früh nichts eingefallen ist, ruf ich

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