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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Wangenknochen standen zu sehr hervor, die Wangen waren eingefallen und das Kinn zu spitz. Sie versuchte zu lächeln, aber ihr Gesicht zerknitterte geradezu und ihre Züge gerieten außer Kontrolle.
    Der Wind vom vorbeifahrenden Wagen schien ihr langes Haar zu ergreifen und in zehn verschiedene Richtungen zu wehen. Viele Haare fielen ihr ins Gesicht und verdeckten die Tränen.
    Ihre Schultern waren nackt, abgesehen von einem Paar dünner Träger.
    »Steig ein, Sam«, sagte Cat.
    Ich beeilte mich und kletterte auf den Beifahrersitz. Als ich die Tür schloss, stellte Cat die junge Frau vor: »Das ist Peggy Thompson.«
    Ich sah an Cat vorbei. Die junge Frau beugte sich vor und ich konnte ihr Gesicht im offenen Fenster sehen. Sie trug ein leichtes Sommerkleid, das fast die gleiche hellblaue Farbe hatte wie ihre Augen. Abgesehen von den Trägern begann das Kleid erst direkt über ihren Brüsten. Ich nahm zumindest an, dass dort Brüste waren, entdecken konnte ich keine. »Hi, Sam«, sagte sie.
    »Hi, Peggy.«
    Sie schniefte und wischte sich die Augen. Sie hatte lange Finger und knochige Handgelenke.
    Ich hatte zuvor nur selten ein so dürres Mädchen gesehen. Ich fragte mich, ob sie Essstörungen hatte. Dann fragte ich mich, ob sie wohl ein Model war.
    »Warum erzählst du Sam nicht, was du mir erzählt hast?«, schlug Cat vor.
    »Nun… er hat meinen kleinen Bruder. Sie sind drüben in meinem Wohnwagen. Er und Donny. Er hat dieses Messer. Er sagt, wenn ihr beide nicht macht, was er sagt, wird er Donny töten!«
    Cat sah mich an. »Schneewittchen. Er hat sie auf dem Parkplatz überwältigt , beim Restaurant.«
    »Schneewittchen?«, fragte Peggy.
    »So nennt er sich selbst«, erklärte Cat. »Wegen seiner Haare.«
    »Wie hat er euch geschnappt?«, wollte ich von Peggy wissen.
    »Wir wollten gerade reingehen und frühstücken. Ich und Donny. Er ist doch noch so klein.« Ihr Kinn bebte wieder. Neue Tränen liefen ihr die Wangen herunter. »Er ist erst zwölf. Er ist alles, was ich habe. Ihr müsst uns helfen.«
    Cat nickte, sagte aber nichts. »Ihr sollt uns folgen«, fuhr Peggy fort. »Das soll ich euch sagen. Schneewittchen? Ich fahre den Wohnwagen und er hält Donny sein Messer an die Kehle. Er sagt, wenn ihr nicht hinter uns bleibt oder wenn ihr irgendwelche Tricks versucht, dann wird er… er sagt, dann schneidet er Donny den Kopf ab. Er wird ihn… aus dem Fenster werfen. Und dann wird er mich umbringen.« Sie weinte eine Weile zu stark, um weiter zu sprechen. Dann schniefte sie, wischte sich die Augen und sagte: »Werdet ihr das tun? Bitte? Ihr kennt uns ja nicht einmal, aber…«
    »Es ist unser Fehler, dass ihr da mit hineingezogen wurdet«, erwiderte Cat.
    »Wir machen, was immer er verlangt.«
    »Warum tut er das?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Wir haben ihn mitgenommen und dann haben wir versucht, ihn loszuwerden. Und jetzt das.«
    »Wie viel Benzin haben wir noch?«, fragte ich.
    »Der Tank ist noch fast halb voll.« Zu Peggy sagte sie: »Du solltest White lieber sagen, dass wir nur noch einen halbvollen Tank haben. Wir können nicht viel mehr als hundert Meilen fahren, dann müssen wir tanken. Wie ist es bei euch?«
    »Unser Tank ist voll. Ich habe vor dem Frühstück in Inyonkern getankt – damit ich mir da die Hände waschen konnte.« Sie weinte, hob dennoch eine Hand ans Gesicht und roch daran. Dann brach es aus ihr heraus: »Warum passiert das?«
    »Pech«, sagte ich.
    »Falsche Entscheidungen«, fügte Cat hinzu.
    »Wir hatten nie…«
    »Aber ich«, sagte Cat. Hinter uns hupte es.
    »Ich muss gehen«, sagte Peggy.
    »Sag ihm, dass wir nicht mehr viel Benzin haben«, erinnerte ich sie.
    »Und sag ihm, dass wir tun, was immer er will«, fügte Cat hinzu.
    »Okay. Danke. Tausend Dank. Bis dann.«
    »Sei vorsichtig«, sagte Cat. Dann rief sie plötzlich: »Nein, warte!«
    »Er dreht durch, wenn…«
    »Hey, sag ihm, dass es uns Leid tut, dass wir ihm im Restaurant den Laufpass gegeben haben. Er muss euch beiden das nicht antun. Sag ihm, dass wir ihm keine weiteren Schwierigkeiten machen werden. Okay? Wir werden hier warten, und er kann herkommen und bei uns im Wagen mitfahren. Wir werden ihn hinbringen, wo immer er hin will. Okay? Sag ihm das.«
    »Ich glaube nicht, dass er da mitspielen wird.«
    Es hupte erneut. Peggy zuckte zusammen, als wäre sie geschlagen worden.
    »Frag ihn«, sagte ich.
    »Okay, aber…«
    »Los«, befahl Cat.
    »Okay.« Peggy nickte, vergewisserte sich, dass die Straße frei war,

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