Vampirjaeger
drehte sich dann vom Fenster weg und ging mit langen, schnellen Schritten auf den Wohnwagen zu. Ich beobachtete sie über meine Schulter hinweg. Ihre Sandalen schleuderten Staub in die Luft. Ihre dünnen, nackten Beine schienen kein Ende nehmen zu wollen, bis sie endlich doch unter dem Saum ihres Kleides verschwanden. Der dünne Stoff schwang mit ihren Bewegungen mit. Der obere Teil ihres Rückens war nackt, sah man von den Trägern ab, die zu ihren Schultern führten – und dem glatten, hellbraunen Haar, das ihr fast bis zur Taille reichte.
Ich hielt nach Schneewittchen Ausschau, aber die Sonne schien genau auf die Frontscheibe.
Neben dem Wohnwagen hielt Peggy an und öffnete die Fahrertür. Anstatt einzusteigen, begann sie zu reden. Ich sah, wie sich ihr Mund bewegte. Dann schien sie zuzuhören und schüttelte den Kopf. Schließlich drehte sie sich zu uns um und bewegte den Kopf von einer Seite auf die andere.
»Er spielt nicht mit«, sagte Cat.
»Ich hatte es auch nicht erwartet.«
»Ich frage mich, ob er bei einem Geiselaustausch mitmachen würde.«
»Das bezweifle ich.«
Peggy stieg in den Wohnwagen. Als sie die Tür schloss, öffnete Cat ihren Sicherheitsgurt.
»Hey!« Ich packte ihren rechten Arm.
Sie öffnete ihre Tür. »Lass mich los, Sam.«
»Nein! Was soll der Quatsch?«
»Ich habe sie da hineingezogen.«
»Das bringt doch nichts.«
»Lass mich los!« Sie befreite ihren Arm.
Ich packte sie im Genick. Ich hielt sie mit der linken Hand fest und umklammerte mit der rechten ihren Oberschenkel.
»Au!«, schrie sie auf. »Verdammt! Hände weg, Sam! Lass mich los!«
Während sie noch protestierte und versuchte, sich aus meinem Griff zu winden, rollte der Wohnwagen vorbei.
»Scheiße!«, rief sie. Sie wehrte sich nicht mehr. »Okay, okay. Du kannst mich loslassen, sie sind weg. Lass mich die Tür schließen.«
Obwohl ich mit einem Trick rechnete, ließ ich Cat los. Sie beugte sich vor, griff nach der Tür und schloss sie. Dann drehte sie sich um und trat aufs Gas , ohne vorher ihren Sicherheitsgurt anzulegen. Wir beschleunigten auf dem Seitenstreifen und Cat warf einen Blick in den Rückspiegel. Die Straße hinter uns war leer und Cat brachte den Wagen zurück auf den Highway. Rasch überbrückte sie die Entfernung zwischen uns und Peggys Wohnwagen.
Als wir etwa fünfzehn Meter dahinter waren, ging sie etwas vom Gas. Sie warf mir einen kurzen, wütenden Blick zu.
»Tut mir Leid«, murmelte ich.
»Vielleicht hätte er sie gehen lassen, wenn ich stattdessen bei ihm eingestiegen wäre.«
»Keine Chance. Denk doch mal drüber nach. Er hat sie entführt und ihren Wohnwagen gestohlen. Sie sind seine Opfer. Sie könnten ihn identifizieren und gegen ihn aussagen. Er kann sie nicht einfach am Straßenrand absetzen. Zumindest nicht lebendig.«
»Ich hätte ihm gesagt, dass ich seine Geisel werde und sie mit dir fahren können.« Ihre Blicke durchbohrten mich. »Denkst du, dass das funktioniert hätte?«
»Möglich«, gab ich zu. »Ich bin mir sicher, dass er dich nur zu gern in die Finger bekommen würde.«
»Besser mich als diese Kinder.«
»Das sehe ich nicht so.«
Als sie mich dieses Mal ansah, war die Härte aus ihren Augen verschwunden.
»Mein Held«, sagte sie.
»Darauf kannst du wetten.«
»Es ist sowieso zu spät, es zu versuchen.«
»Gott sei Dank«, meinte ich. »Er hätte euch vielleicht alle drei behalten. Oder dich behalten und sie getötet. Er hätte sie nicht mehr gebraucht.«
Sie nickte. »Was sollten wir deiner Meinung nach jetzt tun?«
»Ich weiß es nicht.«
»Umdrehen und abhauen?«, fragte sie.
»Nein.«
»Ich bin mir sicher, dass wir ihn abhängen könnten. Mit diesem alten Wohnwagen hätte er keine Chance.«
»Und Peggy und ihr Bruder auch nicht.«
»Also machst du dir doch Sorgen.«
»Natürlich.«
Sie lächelte mich an. »Ich wollte nur, dass du das zugibst. Du würdest sie gern retten, aber du willst nicht, dass ich dabei verletzt werde. Ist das in etwa richtig?«
»Perfekt zusammengefasst.«
»Und wie stellen wir das an?«
»Das weiß nur Gott allein.«
»Und der sagt es uns nicht.«
»Dann brauchen wir einen Plan«, stellte ich fest.
»Ich überlege mir was. Vielleicht solltest du ein wenig schlafen.«
Schlafen. Das hörte sich nach einer guten Idee an. Ich war schon viel zu lange wach.
»Und du machst keine Dummheiten, ja?«, fragte ich.
»Wenn es mich überkommt, werde ich dich vorher wecken.«
»Okay.« Ich lockerte meinen Sicherheitsgurt,
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