Vampirjaegerin inkognito
erwürgen lassen. Ich war schon so weit gekommen. Hatte den Vampir sogar davon überzeugt, dass ich auf seiner Seite stand. Wie schlimm konnte so eine kleine Reise schon werden ? Ich dachte an Lucians selbstgefällige s Grinsen und seine Augen, die sich pausenlos über mich zu amüsieren schienen . Aber immerhin: Wenn wir endlich auf seinem Anwesen angekommen wären, stände seinem Tod nichts mehr im Wege. Dieser Gedanke motivierte mich ungemein und ließ mich sogar lächeln. „Ich mache es.“
„ Ausgezeichnet. Sobald Sie Lucians Anwesen erreicht haben, melden Sie sich wieder bei mir. Dann sage ich Ihnen, wie Sie weiter verfahren.“
„ Aber natürlich “, antwortete ich brav.
„Gute Reise“, wünschte mir Bettina , nicht ohne einen ironischen Unterton, und legte auf.
Ich warf das Telefon zurück auf den Nachtisch . Blieb nur zu hoffen, dass d er Bund nicht vorhatte, mich mit weiteren Planänderungen zu überraschen. Andererseits: W as machte es schon? Solange der Vampir am Ende tot war? Apropos: Es konnte nicht schaden, sich schon mal intensiver damit auseinander zu setzen, wie genau Lucian sein Leben lassen würde. Mit zwei großen Schritten war ich bei meiner Tasche , die ich neben der Tür hatte fallen lassen. Ich öffnete sie und zog das Buch : Vampire – Ungeheuer der Nacht oder gequälte Seelen? heraus. Es war ein großer, schwerer Wälzer, der aussah, als hätte er schon einige Besitzer überlebt. Ich klappte ihn auf und fand die Inhaltsangabe. Suchend fuhr ich mit dem Finger üb er die einzelnen Kapitel überschriften :
1 - Die Anatomie des Vampirs
2 - Für Vampirjäger: Tötungsvorschläge
3 - Vampirische Eigenarten und Instinkte
4 - Wie viel Menschlichkeit bleibt nach dem Tod?
5 - Die übernatürlichen Kräfte des Vampirs
6 - Die Abhängigkeit zwischen Meister und Geschöpf
7 – Können Vampire lieben?
Als ich den Titel des letzten Kapitels las, runzelte ich ungläubig die Stirn. Was für ein Un sinn. Jeder Mensch, der blöd genug war, sich mit einem Vampir einzulassen, gehörte auf die Geschlossene. Immerhin schon mal ein Teil des Buches, den ich getrost auslassen konnte. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand und zog das Buch auf meine Knie. Dann schlug ich das erste Kapit el auf. Es gab zwei Abbildungen: E ine zeigte die Anatomie des Menschen, die andere die eines Vampirs. Außer den Eckzähnen konnte ich keine großen Unterschiede erkennen. Ungeduldig blätterte ich weiter.
Tötungsvorschläge – das klang interessanter. Aber auch hier erfuhr ich nicht viel Neues. Allein der Hinweis, dass man statt eine s Holzpflock s auch Eisen verwenden konnte, erschien mir nützlich. Laut de s Buch es sollte es mit einem eisernen Stab sogar einfacher sein, da dieser weniger leicht zerbrach als ein Holzpflock. An dieser Stelle verwies das Buch außerdem auf das Anatomiekapitel, wenn man wissen wollte, wo genau das Herz lag. Ich blätterte wieder zurück. Es gab zwei Zeichnungen vom Brustkorb mit dem Herz . Einm al geöffnet, so dass das Herz zu sehen war , und einmal geschlossen. Dafür markierte in der zweiten Abbildung ein Pfeil den Punkt , auf den der Vampirj äger mit dem Pflock zielen sollte.
Ich schlug wieder das Kapitel mit den Tötungsarten auf . Dort erfuhr ich noch, dass Vampire auch an normalen Verletzungen sterben konnten. Zum Beispiel durch Kugeln, Messerverletzungen und so weiter. Jedoch nur, wenn sie sehr geschwächt waren und lange Zeit kein Blut getrunken hatten.
Im nächsten Kapitel las ich, dass Vampire zwar essen und trinken konnten, die meisten es aber nicht taten. Außerdem kamen Vampire mehrere Wochen ohne Blut aus, wobei dann allerdings eintrat, wovon im vorherigen Kapitel die Rede gewesen war: Sie wurde schwächer und verletzlicher.
Ich über blätterte die eher langweilig klingenden Kapitel drei und vier und schlug das fünfte auf: Die übernatürlichen Kräfte des Vampirs .
Zuerst wurden die normalen, menschlichen Fähigkeiten beschrieben, die durch die Verwandlung zum Vampir verbessert wurden . Dazu gehö rten Schnelligkeit, Stärke , Konzentrationsfähigkeit und die Sinne Hören, Sehen, Riechen. Dann kam ein Abschnitt über die übersinnlichen Fähigkeiten. Diese erlernten Vampire allerdings erst mit der Zeit, wobei sich das Buch nicht festlegte, wie lange genau sie dafür benötigten. Manche waren mit hundert Jahren so gut w ie andere mit fünfhundert . Fest stand nur, dass ihre Macht mit dem Alter an stieg. Bei jungen Vampiren stellte sich zuerst ein
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