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Vampirjaegerin inkognito

Vampirjaegerin inkognito

Titel: Vampirjaegerin inkognito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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Supermärkte, Fastfood -R estaurants und Tabakgeschäfte. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und versuchte , inmitten der vielen Köpfe das blasse Gesicht und die schwarzen Haare auszumachen. Fehlanzeige . Kein Vampir weit und breit. Dann eben nicht. Ich sah mich kurz um, dann steuerte ich auf einen Bäcker zu. Sollte Lucian eben nach mir suchen, wenn er nicht pünktlich sein konnte.
    Während ich Kaffee schlürfte und Streuselkuchen aß, beobachtete ich den Menschenstrom vor der Bäckerei .
    Trotzdem sah ich ihn nicht kommen. Plötzlich stand er neben mir, wie aus dem Nichts gewachsen und grinste auf mich herab. Mit dem langen, etwas altmodischen Mantel , der makellosen Haut und den viel zu weißen Zähnen sah er aus wie… nun ja, wie ein Vampir. Für mich jedenfalls. Doch in den bewundernden Blicken der anderen Bäckereikunden , die uns in diesem Moment ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkten, las ich, dass sie ihn eher für einen Schauspieler oder Sänger halten mussten. So viel äußerliche Perfektion fand man schließlich nur im Showb usiness .
    So schnell wie meine Augen zu ihm geflogen waren, richtete ich sie jetzt wieder auf meinen Kaffeebecher. Der Vampir bekam zweifellos schon mehr Aufmerksamkeit, als gut für sein solide gefülltes Ego war. Ich spürte den Blick seiner Augen auf mir, als ich die Tasse zum Mund hob. Ganz in Ruhe trank ich aus, stellte den Kaffeebecher ab und griff nach der Gabel, um das letzte Stück Kuchen zu essen.
    Ich rechnete damit, dass d er Vampir meine Ignoranz nicht so einfach hinnehmen würde. Ich erwartete, dass er mir drohen oder mich sogar vom Stuhl zerren würde. Doch was er letztendlich tat, damit rechnete ich nicht. Ich hatte mir gerade das letzte Stück Kuchen in den Mund geschoben und die Gabel auf meinen leeren Teller gelegt, da ergriff Lucian plötzlich meine Hand. Vor Schreck verschluckte ich mich am Kuchen und begann, zu husten. Gleichzeitig zerrte ich an meiner Hand, doch der Vampir hielt sie eisern in seiner. Als ich zu ihm hoch blickte, zwinkerte er mir zu. Im nächsten Moment hob er meine Hand mit einer theatralischen Geste an seine Lippen. „Eile dich, Liebste, der Zug steht bereit!“
    Ich hustete noch heftiger. Hatte der Kerl von einem Junkie getrunken ? Mit einem Ruck bekam ich endlich meine Hand frei. Ich starrte zu dem Vampir hoch, konnte jedoch nichts sagen, da ich immer noch mit dem Erstickungstod rang.
    Wir genossen die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Selbst die Bedienung hinter der Theke hatte kurzzeitig aufgehört Kaffee zu zapfen und starrte uns an. Was wollte Lucian mit dieser Showeinlage erreichen ? Mich in Verlegenheit bringen?
    „Liebste! I ch weiß, es ist schwer f ür dich, aber du muss t deine Vergangenheit hinter dir lassen. Folge mir in ein neues, besseres Leben!“
    I ch starrte in Lucians vor Spott funkelnde Augen und plötzlich begriff ich : Er wollte mich tatsächlich in Verlegen heit bringen! Schon hörte ich einige der Anwesenden kichern. Selbst draußen auf dem Bahnsteig waren ein paar Schaulustige stehen geblieben und lugten neugierig zu uns herein.
    Schade für Lucian: Er konnte nicht wissen, dass mich die Meinung fremder Menschen im Allgemeinen so sehr interessierte, wie einen Vampir die Speisekarte einer Pizzeria. Doch wie stand es mit ihm ?
    Endlich hatte ich den Hustenreiz überwunden und konnte wieder sprechen. „ Lucian, was habe ich dir gesagt? Wenn ich dich aus der Klinik hole und bei mir wohnen lasse, darfst du unter keinen Umständen allein das Haus verlassen! “ Ich stand auf und musterte ihn besorgt . Dann wandte ich mich der Bedienung hinter der Theke zu, die das Schauspiel noch immer mit offenem Mund verfolgte . „ Es war ein Fehler. Er ist noch nicht soweit. Wissen Sie, w enn er unter so vielen Menschen ist, fangen sofort die Halluzinationen wieder an. Und ich wette, er hat wieder die Medikamente abgesetzt. Das merkt man sofort, oder? “
    Die Frau nickte mit großen Augen.
    Ich wandte mich wieder dem Vampir zu. „ W enn du dich nicht benimmst, kommen ganz schnell wieder die Leute mit den weißen Kitteln und den großen Spritzen und das wollen wir doch nicht, oder?“ Nur am Rande nahm ich Lucians Gesichtsausdruck wahr, als ich mich um drehte un d die Bäckerei verließ. Er … hatte gegrinst !
    Kaum hatte ich mich durch die Schaulustigen hindurch gekämpft , ballten sich meine Hände zu Fäusten. Er hatte gegrinst . Und damit keinen Zweifel daran gelassen , dass er meinen Teil der Show ebenso genossen hatte

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