Vampirjaegerin inkognito
Freundinnen werden, nicht noch ermutigen .
„ Du musst es mir nicht sagen “, versicherte Serena und klang dabei ganz genau wie Kim . „ Und mach dir keine Sorgen: Sobald Lucian es einmal geschafft hat, dich vor anderen bloßzustellen , wird er es nicht wieder versuchen.“
Blieb nur zu hoffen, dass der Vampir in seinem übergroßen Ego annahm, er hätte mich in der Bäckerei über alle Maßen blamiert.
„Ah, was für ein bezauberndes Bild“, erklang in diesem Moment Lucians Stimme, die eher einem Schnurren glich. Genervt drehte ich mich um. Lucians Blick ruhten wohlwollend auf mir und Serena. „Meine beiden Lieblingszauberinnen so eng beieinander. Da läuft mir das Wasser im Munde zusammen.“
Starr vor Fassungslosigkeit sah ich in die belustigt funkelnden blauen Augen. Er hatte mich zum Lebensmittel degradiert! Wie konnte er es wagen?
Lucians Lächeln weitete sich zu einem amüsierten Grinsen . Er stolzierte an mir und Serena vorbei und schlenderte am Gleis entlang. Marcelle wartete, bis ihr Meister an ihr vorbei war und folgte ihm dann mit ein paar Schritte n Abstand .
Zitternd vor Wut starrte ich ihm nach.
„Mach dir nichts draus. Er will nur provozieren. Er wird dich nicht gegen deinen Willen beißen “ , versicherte Serena.
„Natürlich “, stimmte ich mit todernster Miene zu. „ Und als nächstes erzählst du mir, dass er ein guter Vampi r ist und sowieso keiner Fliege was zuleide tun kann.“
„Das nun nicht gerade.“
Ich sah der Zauberin prüfend in die hellen Augen. Da war noch mehr, das spürte ich. E twas, das sie nicht aussprach.
Doch da plapperte sie schon weiter: „Willst du dir vor der Abfahrt noch was kaufen? Essen, Trinken, eine Zeitschrift? Der Zug fährt erst in einer Viertelstunde ab.“
Ich hob meinen Kopf, um selbst auf die Anzeigetafel zu sehen. Serena hatte Recht, was die Zeit anging. Viel interessanter war allerdings, dass ich das erste Mal das Zie l des Zuges las: Paris. „Lucian wohnt in Paris?“ Vielleicht würde es dem Bund ja reichen, wenn sie die Stadt kannten , in der sich Lucians Anwesen befand. Und vielleicht wäre es mir dann früher erlaubt, den eigentlichen Plan in die Tat umzusetzen .
„ Lucian wohnt an vielen Orten “, lachte die Zauberin. „Er besitzt mehrere Anwesen, jedes in einem anderen Land. Ich glaube, wenn man so alt ist wie er, langweilt man sich schnell. Aber nein, Lucians französisches Anwesen ist nicht in Paris. Es liegt weit abgeschieden von jeglicher Stadt. Aber weil dort keine Bahn hinfährt , müssen wir erst nach Paris. Von d a geht es dann weiter.“
„Wie lange wird die Reise dauern?“
„Wenn alles so läuft, wie es soll, werden wir morgen Abend ankommen.“
„Was soll te d enn nicht so laufen ?“
Serena lächelte. „Ach, der Bund eben… na ja, du weißt schon… wenn er uns findet . Aber darüber sollten wir uns nicht den Kopf zerbrechen. Also, wollen wir einsteigen ?“
Ich musterte die Zauberin von oben bis unten. Sie sah süß aus, mit ihren roten Locken, den Sommersprossen und den hellgrünen Augen. Ihre Kleidung wirkte wie aus einer Zirkuskiste zusammengestellt. Der Rock war grün, der Pulli rot, das Halstuch blau. Alles in allem wirkte sie wie eine etwas naive, aber durchaus sympathische Person. Wie kam so jemand nur dazu, zusammen mit einem Vampir einen Haufen Menschen ermorden zu wollen? Wahrscheinlich stimmte das dämlich Sprichwort doch: Stille Wasser sind tief.
Ich antwortete nicht auf ihre Frage , drehte mich um und machte mich auf den Weg zur nächstgelegenen Zugtür. Mein abweisendes Verhalten schien die Zauberin nicht einzuschüchtern. Kommentarlos holte sie zu mir auf und trabte neben mir her. Ich wünschte sie zur Hölle. Nicht nur, weil mich ihr nettes Äußeres irritierte, sondern auch, weil ihre Anwesenheit meinen Auftrag erschwerte . Sicher würde sie nicht einfach dastehen und zusehen, wenn ich versuchte, dem Vampir einen Pflock ins Herz zu jagen. Außerdem musste ich herausfinden, ob sie auch nach Lucians Tod am Plan festhalten und die Dämonen auf eigene Faust beschwören würde. Wenn ja, schuf das ein ganz neues Problem, das ich dringend mit Bettina besprechen musste.
Plötzlich ließ mich e in Gefühl des Beobachtet werdens den Kopf drehen. Durch das dicke Fensterglas des Zuges blitzten mir zwei provozierende blaue Augen entgegen. Ich starrte zurück , bis Serena und ich am Fenster vorbei waren.
Ich stieg, mit Serena auf den Fersen , in den Zug ein und ging den Gang in die Richtung
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