Vampirjaegerin inkognito
erst eine Trink-, dann eine Essbewegung. Ich schüttelte den Kopf und bedankte mich noch einmal . Ich hatte keine Zeit. Ich musste so schnell wie möglich weiter. Doch Gérard ließ nicht locker. Er bedeutete mir , einen Moment zu warten und verschwand i ns Haus . Ich trippelte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Wie weit waren wir gefahren? Knapp hundert Kilometer? Wie schnell konnten V ampire laufen? Ich wusste es nicht mehr. Und meine Tasche mit dem Vampirbuch lag noch immer in Lucians Eingangshalle .
G ér ards Haustür ging auf. In den Händen hielt er eine kleine Flasche Cola, einen Schokoriegel und etwas, das in Butterbrotpapier eingewickelt war.
Ich musste lachen.
Gérard drückte mir meinen Proviant in die Hand. Er lächelte mich herzlich an, umarmte mich und wünschte mir alles Gute.
Ich nickte und blickte ihm hinter her, als er in sein Haus zurückging . Dann drehte ich mich um und lief los .
Bald kam ich wieder auf den Weg, auf dem wir mit der Kutsche von Paris her gekommen waren. Ich schlug ihn ein, weil ich so wenigstens wusste, in welche Richtung ich lief. Auch wenn hier die Gefahr größer war, dass der Bund mich fand. Doch wenn er es nicht tat, würde ich wenigstens irgendwann in Paris ankommen. Wie lange das wohl dauern würde? Ich versuchte zu err echnen, wie viele Kilometer es von Paris bis zu Lucians Anwesen waren . Vielleicht zweihundert? Abzüglich der hundert Kilometer , die ich mit Gérard gefahren war, b lieben noch weitere hundert Kilometer bis Paris. Bei einer Laufgeschwindigkeit von circa 5 Kilometern pro Stunde machte das … . I ch stockte und rechnete noch mal nach. Zwanzig Stunden? Ob ich das überhaupt schaffen konnte? Schon jetzt fror ich am ganzen Körper, ich hatte nicht mal eine Jacke dabei . Und es mussten an die Null Grad sein. War es überhaupt möglich, dass ich halbwegs gesund Paris erreichte? Aber wieso zerbrach ich mir überhaupt den Kopf? Ich musste es versuchen. Eine andere Möglichkeit hatte ich nicht. Entschlossen packte ich das in Butterbrotpapier gewickelte Päckchen von Gérard aus. Es enthielt ein Brötchen, zwar nicht mehr ganz frisch, aber dafür dick mit Schinken belegt. Die Nahrung wärmte meinen Körper von innen . V oll er neuer Energie lief ich weiter. Doch ich wusste, dass die vorübergehende Wärme nicht lange anhalten würde. Warum war Gérard nicht auf die Idee gekommen, mir einen Anorak zu leihen ? Ich konnte nur hoffen, dass bald die Sonne aufgehen und damit auch die Temperaturen steigen würden .
M echanisch marschierte ich durch die Nacht . Bald versickerten meine wirren Gedanken, wurden von Kälte und Müdigkeit verd r ängt. Ich wusste nicht, wie viel U hr es war. Den Schokoriegel hatte ich mittlerweile aufgegessen und auch die Colaflasche war leer.
Ein paar Mal glaubte ich, Geräusche hinter mir zu hören. Jedes M al wirbelte ich herum , nur um eine schlecht beleuchtete, aber eindeutig leere Straße hinter mir zu sehen. Ich hoffte, mir möge ein Auto begegnen, doch ich traf keine Menschenseele. Irgendwann spürte ich die Kälte nicht mehr. Auch die Müdigkeit und die Erschöpfung wurden zu Nebensächlichkeiten. Ich plante meine Rache am Bund. Im Grunde war doch alles deren Schuld! Und ich schwor mir, dass ich Chris ’ Aufenthaltsort aus ihnen herausholen wü r de . Egal, was ich dafür tun musste. Vielleicht konnte Sassa mir ja dabei helfen. Wenn Lucian ihn nicht allzu sehr verletzt hatte. Es war gut zu wissen, dass Sassa in dieser Welt nicht sterben konnte. Gab es eigentlich einen Dämon, der Vermisste wieder finden konnte? Ob Serena die Dämonen ohne mich beschworen hatte? Waren einige Führungsmitglieder des Bundes schon tot ? Viell eicht sogar Bettina und Philippe? Der Gedanke tat mir nicht im Geringsten leid.
„ D a denkt aber jemand ziemlich böse Sachen. Passt zu dir, muss ich zugeben. “
Im ersten Moment war ich fest davon überzeugt zu halluzinieren. Wahrscheinlich hatte ich schon eine Lungen entzündung und Fieber und würde sowieso bald sterben. Also ging ich einfach weiter.
„ Wenn du stirbst, dann wahrscheinlich an deiner Blöd heit! “ , krakeelte es hinter mir. „ Bleib endlich stehen, ich bin heute wirklich schon genug hinter dir her gerannt! Wie hast du es nur geschafft, so schnell so weit zu kommen? “
Ich drehte mich um - und tatsächlich stand Sassa mitten auf der Straße .
„ Das ist … erfreulich “ , brachte ich heraus und bemerkte, dass meine Stimme ganz rau klang. „ Du bist nicht verletzt ?
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