Vampirjaegerin inkognito
Wir kannten deine Absichten noch bevor du Lucian zum ersten Mal begegnet bist . “
Ich sah, wie ihre Lippen sich bewegten. Hörte ihre Worte. Ich begriff auch, dass sie etwas Entscheidendes gesagt hatte. Etwas, das alles veränderte. Doch ich verstand nicht.
„ Die letzten Tage waren eine einzige Farce. Ein großes Spiel, das Lucian sich ausgedacht hat. “
Ich schüttelte den Kopf. Immer und immer wieder. „ Das kann nicht sein “ , murmelte ich. „ Das macht keinen Sinn. Als ich Lucian das erste Mal traf, wollte er mich töten. Er hat mir erst vertraut, als ich Marcelle erwähnte und … “ Ich brach entsetzt ab. Nein, so war es nicht gewesen. Er hatte mir Marcelles Name n genannt . Er h atte mich gefragt, ob sie meine Informantin gewesen war. So hatte er mich glauben lassen , ich hätte ihn ausgetrickst und mit meiner Lüge Erfolg gehabt. In Wahrheit war es genau umgekehrt gewesen. „ W ieso das Ganze? “ , murmelte ich fassungslos.
„ Das weiß ich eben auch nicht! Eigentlich wollte Lucian dich nur treffen, weil er neugierig war, wen der Bund schicken würde, um ihn zu töten. Und dann hieß es auf einmal, wir würden die Beschwörung nicht in Deutschland, sondern auf seinem Anwesen in Fr ankreich durchführen. Und dich würde n wir mitnehmen! I ch bin aus allen Wolken gefallen . Ich wollte von Marcelle wissen, was in diesem Pensionszimmer vorgefallen ist, dass Lucian plötzlich dieses Spiel mit dir spielen wollte. Sie sagte, es sei im Grunde nichts gewesen, und dass Lucian seine Entscheidung schon getroffen hatte, bevor er sie dazuholte. Er befahl ihr, sich vor dir als Spionin auszugeben . Und er quälte sie ein wenig , um die Show perfekt zu machen . Oder vielleicht hat Lucian es auch als Gelegenheit gesehen, sie nachträglich für ihren Verrat zu bestrafen. “
„ Wozu die Mühe? Was hatte Lucian davon, mich mitzunehmen? “ Das alles machte keinen Sinn.
Serena zuckte mit den Achseln. „ Er fand dich interessant. Du musst irgendwas getan oder gesagt haben, dass seine Neugier geweckt hat. Also beschloss er, sich mit dir die Zeit zu vertreiben und zwang uns, bei seinem Spiel mitzumachen. “
Ich lachte schrill auf. „ Ein ziemlich gefährliches Spiel, oder? Ich hätte ihn beinahe getötet! “
„ Du hast Recht. Die ganze Sache ist aus dem Ruder gelaufen. Eigentlich war nicht geplant, dass du bis auf das Anwesen mitkommst. Ursprünglich wollte Lucian dich irgendwo hinter Paris loswerden und Camille abholen. Camille “ , erklärte sie auf meinen verwirrten Blick hin, „ ist die zweite Zauberin. Oder zumindest die, die als zweite Zauberin ein geplant war . V ielleicht erinnerst du dich daran, dass ich Lucian i n Gérards Auto gefragt habe, ob wir nicht einen Zwischenstopp einlegen sollten? Damit meinte ich, ob wir nicht Camille abholen sollten. Sie wohnt in einem kleinen Dorf nicht weit von hier. Aber Lucians Antwort war einde utig: Er hat sich entschieden, dich bis hierher mitzunehmen und sein Glück mit dir zu versuchen. “
„ Sein Glück mit mir zu versuchen? “ Meine Stimme machte sich selbstständig. „ Was soll das heißen? “
„ D ass er beschlossen hatte , auszuprobieren, ob du die Seiten wechseln würdest. “
Ich starrte sie an. „ Wieso, in aller Welt, sollte ich das tun? “
„ Du hast es doch getan, oder? “
„ Ich habe keine Dämonen für ihn beschworen. “
„ Aber du hast ihn auch nicht getötet. “
„ Das heißt nicht, dass ich die Seiten gewechselt habe. “
„ Wenn du meinst. “
Ich starrte sie schweigend an.
Schließlich unterbrach Serena meine Sprachlosigkeit: „ Weißt du, i ch habe geahnt, dass das alles in einer Katastrophe ende n würde. Lucian war so verändert. Seit ich ihn kenne, hat er sich nie für Menschen interessiert. Es war ein wirklich schlechtes Zeichen, dass es bei dir anders war . Deshalb hab e ich dich gewarnt, im Hotel beim Frühstück. I ch dachte, wenn du dich Lucian gegenüber anders verhalten könntest, würde sich das ganze Problem in Luft auflösen. Dann würdest du uninteressant für ihn werden und er würde dich einfach laufen lassen und Camille nehmen. “ Sie biss sich auf die Unterlippe. „ Das s es soweit kommt, hätte ich trotzdem ni cht gedacht. “ „ Ich habe dir ja gesagt, dass er nicht nur auf dich wütend ist. Das macht die ganze Sache noch schlimmer. Denn eigentlich ist er auch wütend auf sich s elbst. Weil er dir vertraut hat und das beinahe schief gegangen wäre. “
„ Vertraut? “ , spie ich. „
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