Vampirjagd: Roman (German Edition)
Frage ihr Leben von Grund auf verändern konnte.
13
Urban, Cynthia, Stela und Istvan waren Daniela und Dilia entgegengegangen und betrachteten nun deren Fundstück. Es handelte sich unzweifelhaft um eine Vampirin, die erst vor Kurzem eine Blutmahlzeit zu sich genommen hatte.
»Was ist mit ihr?«, fragte der Maler seine Frau.
Daniela wartete, bis kein Fremder mithören konnte. »Sie ist vollkommen weggetreten. Wie es aussieht, verträgt sie die Drogen und den Alkohol im Blut ihres Opfers nicht. Der Kerl hatte einen gewaltigen Rausch von irgendwelchem synthetischen Zeug und starken Getränken.«
»Aber unsereins ist doch gegen Alkohol und die meisten Drogen immun!«, wunderte Cynthia sich.
»Nicht von Anfang an«, schränkte Urban ein. »Diese Fähigkeit entwickelt man erst nach der Umwandlung in einen Vampir, und es dauerte einige Zeit, bis sie voll ausgebildet ist. Bei dieser Frau ist es noch nicht der Fall, und das ist unser Glück. Ich glaube nicht, dass sie sonst so brav mit uns gehen würde.«
»Ich bin froh darum, denn ich hätte ungern Gewalt angewendet.« Dilia war ihre Erleichterung anzusehen.
Sie lotsten Vanessa zu Danielas und Urbans Villa und brachten sie in den ersten Stock des privaten Teils. Dort gab es einige Gästezimmer, und in einem davon sollte die Vampirin erst einmal ihren Drogenrausch ausschlafen. Dann, so hofften alle, würden sie vernünftig mit ihr reden können.
Vanessa ließ alles mit sich geschehen und gab nicht einmal einen Laut von sich, als die beiden Männer das Zimmer verließen und Dilia, Daniela und Cynthia sie zu entkleiden begannen. Kurz darauf steckte sie in einem geblümten Seidennachthemd und wurde wie ein kleines Kind zur Ruhe gebettet. Kissen und Zudecke wirkten so einladend, dass Vanessa beschloss, erst einmal zu schlafen und sich am nächsten Morgen mit dieser eigenartigen Wendung ihres Schicksals zu befassen.
14
Bezirksinspektor Prallinger starrte seinen Vorgesetzten Cerny an und hätte nicht zu sagen vermocht, wer von ihnen wütender war. Seit mindestens fünf Minuten überhäufte der Chefinspektor ihn mit Vorwürfen und Verwünschungen, die für etliche Beleidigungsprozesse ausgereicht hätten, und ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Was Sie sich geleistet haben, Prallinger, geht auf keine Kuhhaut!«, brüllte Cerny eben. »Seit Wochen habe ich Sie auf diese Bankräuber angesetzt, und was haben Sie herausgebracht? Nichts! Jetzt ist eine weitere Bankfiliale überfallen worden, und dabei ist eine Frau ums Leben gekommen. Die Tote geht auf Ihr Konto! Hätten Sie die Banditen rechtzeitig entlarvt, hätte sie nicht sterben müssen. Was haben Sie dazu zu sagen?« Der Chefinspektor spie die letzten Worte förmlich aus und sah Prallinger höhnisch an.
Dieser zählte in Gedanken bis fünf, bevor er Antwort gab. Dabei zwang er sich, ganz ruhig zu bleiben. »Was ich dazu sage, Herr Chefinspektor, wollen Sie wissen? Also gut! Als Erstes werde ich eine dienstliche Beschwerde gegen Sie einreichen. Es ist ein Skandal, dass Sie mich zwar mit den Ermittlungen beauftragt, mich aber erst anderthalb Stunden nach diesem neuen Überfall in Vösendorf darüber informiert haben. Anderthalb Stunden! Das muss man sich erst einmal vorstellen! In der Zeit könnten die Banditen bereits schon kurz vor Budapest sein. Die Fahndungsmaßnahmen, die nach dem Überfall eingeleitet wurden, waren viel zu kleinräumig ausgelegt. Man hätte sofort die Grenzen überwachen müssen. Doch als ich den Auftrag dazu geben wollte, haben Sie es verhindert!«
Das war eine Kampfansage, und Cerny verstand sie auch als solche. Der Chefinspektor hatte heimlich ein Aufnahmegerät laufen, um alles, was Prallinger von sich gab, gegen diesen verwenden zu können. Aber auf diese in eisigem Tonfall vorgebrachte Kritik war er nicht gefasst gewesen. Vor einem internen Untersuchungsausschuss würden sie Prallinger ent- und ihn selbst belasten. Daher lenkte er vorerst ein.
»Es tut mir leid, dass Sie so spät informiert wurden, Prallinger. Aber dafür kann ich nichts. Ich hatte Ihren Namen weitergemeldet, doch in der Aufregung ist anscheinend etwas schiefgelaufen. Immerhin gehört Vösendorf zu einer anderen Polizeidirektion. Dabei habe ich extra darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die Ermittlungen in einer Hand zu konzentrieren.«
Cerny log, das spürte Prallinger genau. Dennoch musste er vorerst so tun, als glaubte er ihm. »Ich hoffe, die entsprechenden Stellen nehmen das auch zur Kenntnis, damit ich die
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