Vampirjagd: Roman (German Edition)
Brandanschlag auf Lasskys Villa versucht und waren dabei von dessen Ehefrau gestört worden, die die Polizei alarmiert hatte. Sein Kollege Hafner, der das Einsatzteam geleitet hatte, gehörte zu Cernys besonderen Schützlingen und war Prallingers Meinung zufolge ebenso unfähig wie dieser. Der Bezirksinspektor las auch die Beschwerde, die Daniela wegen ihres zertrampelten Gartens gegen Hafner eingereicht hatte, und fragte sich, wie ein Mann nur so dumm sein konnte. Anstatt das Gehirn einzuschalten, hatte Hafner Rambo gespielt und war entsprechend auf die Nase gefallen.
Konnte das Bild des angeblichen Bankräubers mit Lasskys Aussehen eine Retourkutsche wegen dieser Beschwerde sein? Zwar traute Prallinger Hafner weder die Intelligenz noch die Fähigkeiten zu, die dafür nötig waren, andererseits wollte er den Mann lieber nicht unterschätzen.
Auf jeden Fall beschloss Prallinger, Lassky aufzusuchen und diesen mit aller Vorsicht auszuhorchen. Von der Liste der Verdächtigen glaubte er ihn bereits jetzt streichen zu können. Doch wenn es einen Zusammenhang zwischen den Banküberfällen und dem Maler gab, würde er ihn herausfinden. Er beschloss, seine Überlegungen nicht im Computer, sondern ganz altmodisch auf einem Blatt Papier festzuhalten, das er in seinen Schreibtisch einschloss. Wer auch immer die verdächtigen Aussagen über Urban Lassky protokolliert hatte, sollte nicht gewarnt werden. Anschließend rief er seinen Assistenten Wiedl an und befahl ihm, den Wagen zu holen, nahm sein Jackett und verließ das Büro.
6
Vanessa wurde immer unruhiger, ohne einen Grund dafür nennen zu können. Eben noch hatte sie überlegt, einige Tage in diesem Haus zu bleiben und die anderen Vampire zu beobachten. Vielleicht gab es tatsächlich eine Möglichkeit für sie, trotz der schweren Bürde weiterzuleben, die das Schicksal ihr auferlegt hatte. Nun aber spürte sie ihr Blut rascher durch die Adern fließen und strich mit der Zunge leicht über ihre scharfen Eckzähne. Sie fragte sich, ob sie wieder jene widernatürliche Gier auf Menschenblut verspürte.
Doch das war es nicht. Eine Wahrnehmung oder eine Ahnung zwang Vanessa, ans Fenster zu treten und dieses zu öffnen. Draußen war ein warmer Tag und von der Hektik der Stadt, die kaum mehr als einen Steinwurf entfernt pulsierte, nichts zu spüren. In gewisser Weise stellte die Villa mit ihrem Garten ein kleines Paradies dar, das man in der Innenstadt nicht vermutet hätte.
Plötzlich ruckte Vanessa herum. Den Geruch kannte sie doch! Sie spähte hinaus und sah einen Passanten die Straße entlangschlendern. Immer wieder blieb er stehen und sah zu dem Anwesen hinüber.
Es war Jonny, der Mann, der ihre Schwester und ihren Ehemann auf dem Gewissen hatte! Vanessas Vorsatz, in diesem Haus zu bleiben und sich erst einmal von Daniela mit Blutkonserven durchfüttern zu lassen, war vergessen. Hass stieg in ihr auf und ein Verlangen, die Zähne in den Hals dieses Mannes zu schlagen, das sie kaum beherrschen konnte.
Sie fauchte leise und hasserfüllt und hätte sich am liebsten sofort auf den Mann gestürzt. Doch sie mahnte sich zur Vorsicht. Daniela und Urban hatten ihr verboten, auf die Jagd nach Menschen zu gehen. Also durften sie und die übrigen Vampire nicht merken, dass sie das Haus verlassen wollte. Das würde nicht leicht werden, denn die Fenster im Obergeschoss waren alle vergittert, und unten hielt sich gewiss jemand auf.
An Aufgeben dachte Vanessa jedoch nicht. Sie verließ das Zimmer und schlich vorsichtig ins Erdgeschoss.
Sie hatte Glück, denn Dilia und Cynthia waren mit Istvan zusammen in die Himmelpfortgasse zurückgekehrt, um in ihrer Wohnung nach dem Rechten zu sehen, und gerade rief Anita aus dem Speisezimmer nach Daniela. Diese ging zu ihrer Hausdame und sah daher nicht, dass Vanessa die Treppe hinabschlich.
Nachdem die junge Vampirin sich überzeugt hatte, dass die Luft rein war, trat sie ins Atelier und huschte hinter Urbans Rücken zu der Tür, die in den Garten führte. Der Maler war so in seine Arbeit vertieft, dass er nicht einmal wahrnahm, wie die Tür geöffnet wurde und Vanessa ins Freie schlüpfte. Stela wäre es womöglich aufgefallen, doch die war von Dilia mitgenommen worden, um richtig eingekleidet zu werden.
Nun hätten die Überwachungskameras und Bewegungsmelder ansprechen müssen. Die junge Vampirin bewegte sich jedoch zu schnell für die trägen Sensoren. Sie erreichte die Umzäunung, ohne Alarm auszulösen, und überwand sie mit einem
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