Vampirjagd: Roman (German Edition)
beiden sich gestritten haben?«, fragte sein Assistent.
Prallinger zuckte mit den Schultern. »Es könnte zwischen den drei Männern zum Streit gekommen sein. Brunner hat möglicherweise Jonny Sametsammer umgebracht und dafür hat ihn dessen Bruder erschossen. Das ist zumindest meine Vermutung. Aber es kann auch ganz anders gewesen sein. Um das herauszufinden, müssen wir Rainer Sametsammer verhören. Wissen Sie, wo der Keller dieser Wohnung ist?«
Die Frage galt der Frau, die noch immer neugierig im Flur stand.
»Freilich! Es ist der unaufgeräumteste Verschlag in der ganzen Wohnanlage. Aber das werden Sie gleich selbst sehen.«
Sie verließ die Wohnung und wartete auf der Treppe, bis Prallinger ihr folgte. Auf dem Weg nach unten beschwerte sie sich über die drei Männer, die ihrer Ansicht nach gehaust hatten wie in einem Obdachlosenasyl.
Der Bezirksinspektor war schließlich froh, als er den Kellerverschlag erreichte und die redselige Frau mit einer Handbewegung zum Verstummen bringen konnte. Das einfache Vorhängeschloss war leicht zu knacken, und beim Eintreten fielen ihm als Erstes mehrere Kästen mit vollen und leeren Bierflaschen und eine alte Matratze auf, aus der bereits mehrere Federn herausragten. Noch während er sich sagte, dass so ein Ding auf den Sperrmüll gehörte, entdeckte er dahinter einen ausgebeulten Karton mit einer englischen Aufschrift. Mit einem Kribbeln im Nacken, das ihn jedes Mal befiel, wenn er vor einem entscheidenden Schritt stand, schob Prallinger die Matratze beiseite und öffnete den Karton. In dem düsteren Licht sah er zunächst nur etliche in Plastik eingeschweißte Päckchen. Als er jedoch eines davon herausholte und damit unter die Lampe trat, konnte er die Aufschrift lesen. Das Ding enthielt eine Latexmaske mit dem Aussehen eines englischen Rugbynationalspielers. In dem Augenblick begriff Prallinger, dass dieser Mordfall weitaus komplexer war, als er es sich hatte vorstellen können.
4
Martin hielt vor dem Eingang der Villa an und fragte, ob er mithelfen solle, Stephanie hineinzutragen.
Daniela schüttelte den Kopf. »Suchen Sie lieber einen Parkplatz und kommen Sie dann hierher. Dilia wird bei Ihnen bleiben und Ihnen den Weg zeigen. Vanessa und Stela kommen mit mir. Diesmal läufst du mir nicht zwischen die Füße, verstanden!« Es galt Stela, die allerdings nur leise lachte. Sie war jetzt wieder das rothaarige Mädchen und steckte in Dilias Bluse, die ihr viel zu groß war.
»Du trägst die Kleine«, wies Daniela Vanessa an, stieg aus, zog die in eine Decke gehüllte Stephanie aus dem Wagen und eilte mit ihr zur Tür. Diese wurde sofort geöffnet, und sie sah zu ihrer Erleichterung ihren Mann vor sich und nicht Anita. Ihrer Hausdame hätte sie den verstümmelten Körper, den jeder Mensch für eine Leiche halten musste, schlecht erklären können.
»Ist alles gut gegangen?«, fragte Urban angespannt.
»Bisher ja! Aber ich muss unser Fundstück rasch nach oben bringen. Kannst du ein oder zwei Flaschen von unserer eisernen Ration holen? Wir werden sie brauchen.«
Mit diesen Worten trat sie an Urban vorbei in den privaten Teil des Hauses, den ihre Hausdame nur nach Aufforderung betreten durfte. Als sie das Zimmer im ersten Stock erreichte, in dem Cynthia bereits ein Bett für die neue Vampirin überzogen hatte, atmete sie erleichtert auf.
Cynthia sah neugierig auf das Bündel in der Decke. »Kann ich dir helfen?«
Daniela nickte. »Breite bitte eine frische Decke auf dem Fußboden aus! So wie Stephanie jetzt aussieht, können wir sie nicht aufs Bett legen. Es klebt noch zu viel Erde an ihr, und Anita würde sich über die schmutzige Bettwäsche wundern.«
Dilias Freundin tat, wie ihr geheißen, aber als sie den zerstörten Körper der jungen Vampirin vor sich liegen sah, wurde ihr so schlecht, dass sie würgen musste.
»Bei Gott!«, stöhnte sie. »Bist du dir ganz sicher, dass sie noch lebt?«
»Das tut sie! Und sie wird immer kräftiger. Ich kann den Unterschied zwischen dem Augenblick, in dem wir sie aus ihrem Grab gehoben haben, und ihrem jetzigen Zustand deutlich fühlen«, erklärte Daniela zufrieden.
»Sollen wir sie richtig waschen? Mit oder ohne Seife?«, fragte Cynthia unsicher.
Doch auch Daniela war unsicher, wie sie vorgehen sollten. Da trat Urban mit einer Alu-Flasche in der Hand ins Zimmer und schüttelte den Kopf. »Reinigen könnt ihr sie später. Jetzt braucht sie erst einmal Blut. Haltet sie so, dass ich es ihr einflößen kann.«
Daniela
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