Vampirjagd: Roman (German Edition)
gleich mit dazu«, murmelte Prallinger. Er war so klug wie zuvor und befürchtete, dass er die Bande nur mithilfe von Kommissar Zufall würde ausheben können. Damit aber war seine Karriere bei der Wiener Kriminalpolizei zu Ende, denn Cerny würde alles daransetzen, ihn in die tiefste Provinz versetzen zu lassen.
15
Ferdinand Rubanter junior war sauer, sowohl auf seinen Hund, der ihn gebissen hatte, als auch und ganz besonders auf die hübsche Frau dieses Farbenklecksers Lassky, die ihn so hochnäsig hatte abfahren lassen. Im Augenblick aber ärgerte er sich noch mehr über die Krankenschwester, die ihn behandelte, als wäre er Hinz oder Kunz.
»Aua! Das tut doch weh!«, keuchte er, als sie ihm eine Tetanusspritze verpasste.
»Haben Sie sich nicht so! Den kleinen Pikser merken Sie doch nicht einmal«, gab die Frau ungerührt zurück.
»Sie! Wissen Sie nicht, wer ich bin? Ich bin Ferdinand Rubanter junior! Wenn ich das will, werden Sie auf der Stelle entlassen!«, giftete er.
»Glauben Sie, dass eine andere Schwester die Spritze in Sie hineinzaubern kann?« Die Krankenschwester hatte sich in den Jahren ihrer Tätigkeit am Allgemeinen Krankenhaus schon so viele Beschimpfungen und Drohungen anhören müssen, dass es ihr kaum noch etwas ausmachte.
»Jetzt setze ich Ihnen noch eine Spritze, damit der Hundebiss sich nicht entzündet. Dann warten wir auf das Ergebnis von dem Tollwuttest.«
Der junge Mann sog erschrocken die Luft ein. »Noch eine Spritze? Das überlebe ich nicht!«
»Jetzt tun Sie nicht so, als wären Sie aus Zuckerguss. Ein Bursch wie Sie ist doch stark wie ein Baum!«
Die Krankenschwester wusste, wie sie ihre Patienten zu behandeln hatte, und wurde nicht enttäuscht. Stark wie ein Baum wollte Ferdinand durchaus sein. Daher hielt er still, als er die letzte Spritze erhielt. Es tat nicht mehr ganz so weh wie bei der ersten, dennoch atmete er auf, als es vorbei war.
»So, jetzt können Sie sich wieder anziehen und draußen warten. Sobald der Laborbefund da ist, rufe ich Sie auf!« Nach diesen Worten verließ die Krankenschwester das Behandlungszimmer.
Verärgert blickte Ferdinand auf seine nackten Beine. Der blütenweiße Verband an der rechten Wade saß so stramm, dass er glaubte, in einem Schraubstock zu stecken. Darunter hatte er sechs Löcher im Fleisch, die er seinem Rottweiler zu verdanken hatte. Was war bloß in diesen Hund gefahren! Wahrscheinlich hatte das aufgeblasene Weibsstück Rasso aus Bosheit getreten und dieser im Reflex zugeschnappt.
»Wenn Rasso wenigstens Daniela Lassky erwischt hätte«, murmelte er vor sich hin, während er sich anzog. Dabei durfte er froh sein, dass der Hund sich rechtzeitig daran erinnert hatte, wer sein Herr war. Einem Fremden hätte das Viehzeug wahrscheinlich das Bein abgebissen. Schließlich hatte der Köter eine Kampfhundausbildung genossen.
Verärgert betrachtete Ferdinand seine Jeans. Das rechte Hosenbein wurde von mehreren Löchern verunziert, deren Ränder von Blut gefärbt waren. Er ekelte sich vor dem Kleidungsstück und verfluchte die Krankenschwester, die seine Forderung, ihm eine neue Hose zu besorgen, mit dem Hinweis abgelehnt hatte, sie hätte anderes zu tun.
»Ich werde herausfinden, wie diese depperte Henne heißt, und dann sorgt mein Herr Papa schon dafür, dass sie sich irgendwo in der Pampa wiederfindet!« Mit diesem Vorsatz schloss er die silberne Gürtelschnalle und humpelte zur Tür hinaus.
Die Patienten, die auf dem Flur warteten, bis sie an die Reihe kamen, musterten ihn neugierig. Als er sich setzte, hörte er sie leise tuscheln, dass er Ferdinand Rubanter junior sei, der einzige Sohn des schwerreichen Rubanters, der nach der nächsten Nationalratswahl mit Sicherheit Vizekanzler der neuen Regierung werden würde.
Es tat Ferdinands Eitelkeit gut, erkannt zu werden, und er setzte sich so, dass ihn alle sehen konnten.
Ein junges Mädchen um die fünfzehn kam schließlich auf ihn zu. »Darf ich ein Autogramm von Ihnen haben, Herr Rubanter?«
»Gerne, wenn es nicht gerade auf einem Blankoscheck ist«, witzelte Ferdinand und kritzelte seinen Namen in das Schulheft, das sie ihm hinhielt. Kurz stellte er sich vor, wie sie im Kreis ihrer Freundinnen mit diesem Autogramm angeben würde. Von einem Skifahrer oder Filmstar bekam man leicht eines, doch seine Unterschrift war etwas Besonderes.
Nicht lange, da langweilte ihn die Bewunderung der anderen Patienten. Anders als in einer normalen Arztpraxis lagen hier keine Zeitungen oder
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