Vampirjagd: Roman (German Edition)
Zeitschriften aus, und so blieb er mit seinen Gedanken allein. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er in weniger als einer Stunde mit Erwin verabredet war. Wütend stand er auf und platzte in eines der Behandlungszimmer, ohne vorher anzuklopfen.
»Was ist jetzt mit dem Tollwuttest?«, fragte er.
Der behandelnde Arzt sah ihn empört an, erinnerte sich aber rechtzeitig daran, wen er vor sich hatte, und machte eine beschwichtigende Geste. »Er wird gleich kommen.«
»Das hoffe ich, denn ich habe nicht mehr viel Zeit!« Ferdinand warf noch einen kurzen Blick auf die junge Patientin, die ihm erschrocken den Rücken zuwandte, damit er ihren entblößten Oberkörper nicht sehen konnte, und grinste. Hinter ihr hing ein Spiegel an der Wand, und der offenbarte ihm alles, was sie aufzuweisen hatte.
»In fünf Minuten will ich wissen, wie der Test ausgefallen ist, sonst lernen Sie mich kennen«, drohte er dem Arzt und ging wieder nach draußen.
Er musste keine fünf Minuten auf dem Flur warten, da kam die Krankenschwester, der er die Spritzen verdankte, und drückte ihm ein Blatt in die Hand.
»Auch wenn es kaum zu glauben ist, haben weder Sie noch Ihr Köter Tollwut. Den Hund können Sie unten an der Pforte abholen. Wir setzen Ihnen den Sessel, den er zerfetzt hat, mit auf die Rechnung!« Sprach᾿s, drehte sich um und ließ ihn einfach stehen.
»Depperte Henne!«, fluchte Ferdinand und ging, ohne den restlichen Patienten grüßend zuzunicken.
Diese sahen ihm nach, und ein älterer Mann schüttelte den Kopf. »Wenn ich den so anschau, wähle ich den Vater lieber nicht!«
»Sie müssen den jungen Mann verstehen. Es ist gewiss nicht leicht, neben einem solch großen Vater aufzuwachsen. Da ist es kein Wunder, dass er sich ein bisschen danebenbenimmt. In ein, zwei Jahren ist das vorbei, und er wird der beste Bursch der Welt sein«, verteidigte eine Frau Rubanters Sohn.
Ferdinand hörte die freundlichen Worte nicht mehr, denn er strebte bereits der Pforte zu. Der Pförtner sah ihm erleichtert, aber auch anklagend entgegen. »Ihr Hund ist in dem Zimmer dort drüben und lässt niemand mehr hinein. Inzwischen hat er die gesamte Einrichtung zerbissen!«
»Selber schuld! Sie hätten ihn ja nicht einsperren müssen«, antwortete Ferdinand ungerührt und öffnete die Tür. »Rasso, bei Fuß«, befahl er und sah zu, wie das mächtige Tier winselnd und mit zwischen den Hinterbeinen geklemmter Rute auf ihn zukroch. Wie es aussah, wusste das Vieh, dass es seinen Herrn verletzt hatte, und fürchtete sich vor der Strafe.
Ferdinand nahm Rasso an die kurze Leine und schimpfte mit ihm. Dann kehrte er dem Krankenhaus den Rücken und sah sich kurz darauf mit der Tatsache konfrontiert, dass sein fahrbarer Untersatz irgendwo in der Innenstadt stand und er erst dorthin gelangen musste.
Der erste Taxifahrer, den er ansprach, weigerte sich wegen des Hundes, ihn mitzunehmen, doch ein anderer hatte weniger Bedenken. Als Ferdinand ihn aufforderte, schneller zu fahren, damit er rechtzeitig zu seinem Termin kam, ignorierte der Mann alle Geschwindigkeitsbegrenzungen und überholte teilweise recht abenteuerlich.
Zehn Minuten vor der Zeit, zu der Ferdinand verabredet war, erreichten sie die Stelle, an der sein Cabriolet stand. Ferdinand bezahlte den Taxifahrer, stieg in seinen Sportwagen und befahl Rasso, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Für ein paar Augenblicke gönnte er den Passanten und Bewohnern der umliegenden Häuser den schweren Sound seines Boliden, dann schoss er aus der Parklücke, bog regelwidrig nach links ab und stellte, an seinem Ziel angekommen, den Wagen im Parkverbot ab. Sein Autokennzeichen ›Ferd-Rub-1‹ war bekannt und würde höchstens eine ganz übereifrige Politesse dazu bringen, ihm einen Strafzettel wegen Falschparkens anzuhängen.
Leicht hinkend betrat er das kleine Lokal und sah sich suchend um. An einem Tisch am anderen Ende saß ein großer, wuchtiger Mann mit schwellenden Muskeln und eintätowierten Schlangen auf den Unterarmen. Bei Ferdinands Anblick winkte er. »Da bist du ja! Ich habe schon gedacht, du hättest was Besseres vor.«
Erwins Lachen nahm seinen Worten einen Teil der Schärfe. Allerdings war er nicht der Mann, der sich irgendwohin bestellen ließ und dann vergebens wartete.
»Grüß dich, Erwin. Ich hatte noch eine Kleinigkeit zu erledigen«, antwortete Ferdinand und setzte sich zu ihm, bemüht, das Hosenbein mit den Löchern unter dem Tisch zu verbergen. »Na, was gibt es Neues?«, fragte
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