Vampirjagd: Roman (German Edition)
nur knapp einem Brandanschlag auf ihr Haus entgangen. Was ist, wenn unser Gegner uns alle dorthin locken will, um uns auf einen Schlag zu vernichten?«
Diese Bedenken hatte Daniela vorhergesehen, doch Urban war überzeugt gewesen, die anderen in seiner Villa versammeln zu können, um dem Feind gemeinsam die Stirn zu bieten. Nun aber spürte er, dass die Angst der Vampire noch weitaus größer war, als er befürchtet hatte. Nur Dilia, Cynthia und Istvan, einer der Bohemiens aus der k. u. k. Zeit, waren bereit, zu ihm zu ziehen und aktiv zu kämpfen.
»Nimm es nicht persönlich, Urban«, bat Holger, ein Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts aus Deutschland zugezogener Vampir, der von Beruf Rechtsanwalt war. »Wir halten es für besser, wenn wir uns in zwei oder drei Gruppen aufteilen, die im Notfall einander beistehen können. Die eine bildest du mit Daniela, Dilia, Cynthia und unserem Magyaren, und wir restlichen teilen uns in zwei weitere auf. Mit dem Handy können wir uns jederzeit verständigen und Hilfe anfordern.«
Verärgert wandte Urban sich an Daniela. »Was sagst du dazu?«
»Wir können niemanden zwingen, zu uns zu kommen. Es ist ja schon ein Fortschritt, dass die Mitglieder des Clubs sich an drei Stellen zusammentun, anstatt dem Feind unter Umständen alleine gegenüberzustehen. Mir wäre es natürlich lieber, wenn wir alle zusammenblieben, denn in unserer Gruppe sind alle Talente versammelt, die die Gefahr frühzeitig spüren können, und damit sind die beiden anderen Gruppen weitaus gefährdeter.«
»Das glaube ich nicht! Der Feind kennt euer Haus und kann dort jederzeit wieder angreifen. Wir aber können uns weitaus besser verstecken.« Lukas spürte selbst, dass er sich wie ein Feigling anhörte, und beeilte sich zu versichern, dass er und die anderen Urban und seiner Gruppe selbstverständlich sofort zu Hilfe eilten, wenn sie dazu aufgerufen würden.
»Damit müssen wir uns wohl zufriedengeben.« Urban klang vergrätzt, denn wie es aussah, war es dem Feind gelungen, die Mitglieder des Clubs ohne einen ernsthaften Angriff aufzuspalten. Das war auch der schwarzen Königin gelungen, und sie hatten einen hohen Preis dafür bezahlen müssen. Er wusste jedoch, dass weitere Appelle vergebens sein würden. Diesen Kampf mussten Daniela und er mit den Freunden ausfechten, die zu ihnen hielten. Der Rest würde sich verkriechen und beten, dass der Sturm an ihnen vorüberzog.
11
Eine Zeit lang überlegte Vanessa, wie sie an Kleidung kommen konnte, und beschloss, sich bei Nacht in eine der umliegenden Ortschaften zu schleichen und dort in ein Modegeschäft einzubrechen. Sie musste nur schnell genug sein, um nicht von der durch Alarmanlagen gerufenen Polizei geschnappt zu werden. Noch während sie überlegte, in welcher Richtung der nächste größere Ort lag, in dem sie fündig werden konnte, löste sich ihr Problem fast von selbst.
Sie vernahm fröhliche Stimmen und Lachen, das von einem sandigen Uferstück herüberdrang, und schlich von Neugier getrieben dorthin. Schon bald sah sie ein gutes Dutzend junger Leute, die sich am Ufer versammelt hatten und sich gerade ihrer Kleidung entledigten.
»Kommt mit ins Wasser!«, forderte ein junger Mann die Mädchen auf, die sich noch zierten.
»Ich habe keinen Badeanzug dabei«, erklärte eine dünne Blondine.
»Jetzt stell dich nicht so an. Es wird dir schon keiner was abschauen!«
Eine ihrer Begleiterinnen versetzte ihr einen leichten Stoß und legte, als die andere noch zögerte, ihren BH ab. »Schau her, es geht doch! Unten kannst du dein Höschen anbehalten«, setzte sie dann hinzu.
»Seid ihr aber schamhaft«, lachte einer der Burschen und zog seine Shorts aus. Da er keine Unterwäsche trug, kicherten die Mädchen und einigten sich darauf, hüllenlos ins Wasser zu gehen.
Vanessa war dies ganz recht. Einen Augenblick lang zögerte sie noch, dann schlich sie lautlos zu dem Gebüsch, neben dem die jungen Leute ihre Kleidungsstücke abgelegt hatten, raffte einige Sachen an sich, die ihrer Größe am nächsten kamen, und war so schnell verschwunden, dass die Badenden nichts bemerkten.
Es war Vanessa nicht gerade angenehm, bereits gebrauchte Unterwäsche anzuziehen, doch in ihrer Situation durfte sie nicht heikel sein. Das Zeug passte halbwegs, auch wenn die Jeans um die Hüften spannten und das T-Shirt ebenfalls eine Nummer größer hätte sein dürfen. Wenigstens konnte sie die leichte Jacke, die sie mitgenommen hatte, vorne schließen. Nur die Schuhe
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