Vampirmelodie
zwei Paar Shorts, weil ich mit meinem fetten Babyhintern nicht mehr in meine Vor-Baby-Shorts hineinpasse. Brauchst du auch irgendwas, Sookie?«
»Ja, ein Kleid für die Hochzeit von Jason und Michele«, erwiderte ich.
»Bist du dran beteiligt? Haben sie schon einen Termin festgesetzt?«
»Ich bin die einzige Brautjungfer bis jetzt. Sie haben es auf ein paar Termine eingegrenzt, wollen sich aber erst endgültig festlegen, wenn sie von Micheles Schwester gehört haben. Die ist beim Militär, und keiner weiß, ob sie an einem dieser Termine freikriegt oder nicht.« Ich lachte. »Michele wird sie bestimmt auch fragen, aber ich bin sicher dabei.«
»Welche Farbe musst du tragen?«
»Was immer mir gefällt. Sie sagt, sie sieht nicht gut aus in Weiß, und außerdem hat sie das schon bei ihrer ersten Hochzeit durchgezogen. Jason trägt einen braunen Anzug und Michele ein schokoladenbraunes Kleid. Ein Cocktailkleid, das ihr hervorragend steht, wie sie sagt.«
Tara blickte skeptisch drein. »Schokoladenbraun?«, sagte sie. (Tara fand das völlig unpassend für eine Hochzeit.) »Du solltest dich gleich heute umsehen«, fuhr sie dann fröhlicher fort. »Du kannst natürlich jederzeit bei mir in der Boutique stöbern, aber wenn du heute in dem Secondhand-Shop etwas findest, wäre das doch perfekt. Du wirst es ja sowieso nur einmal tragen, oder?«
Tara führte schöne Kleider, aber sie waren teuer, und ihre Auswahl war durch die Größe der Boutique beschränkt. Ihr Vorschlag war äußerst pragmatisch.
Bei Moms ’n’ More hielten wir zuerst. Das Geschäft für Schwangere und junge Mütter interessierte mich nicht allzu sehr. Ich war so lange stets mit Vampiren zusammen gewesen, dass eine Schwangerschaft etwas war, worüber ich gar nicht nachdachte, oder zumindest nicht sehr häufig. Während Tara sich mit der Verkäuferin über Milchabsonderung unterhielt, sah ich mir entzückende Babysachen an. Junge Mütter waren schon eine besondere Klientel. Kaum zu glauben, dass Babys früher aufwachsen konnten ohne Windeltaschen, Plastikschüsselchen, Laufgestelle, fertige Babynahrung im Glas, Plastikunterlagen zum Windelwechseln, Spezialwaschpulver für Babykleidung … und so weiter und so weiter und so weiter. Ich strich über einen grün-weiß-gestreiften Strampelanzug mit einem Lamm auf der Brust, und tief in mir erzitterte sehnsüchtig etwas.
Ich war froh, als Tara ihren Einkauf beendet hatte und wir das Geschäft wieder verließen.
Der Secondhand-Shop war nur eine Meile entfernt. Weil »Schickes aus zweiter Hand« nicht allzu verlockend klang, hatte die Besitzerin sich für »Secondhand mit Charme« entschieden. Tara schien es etwas peinlich zu sein, in einem Laden für gebrauchte Kleidung einzukaufen, ganz egal, wie gehoben er wirkte.
»Ich muss gut aussehen, da ich eine Boutique habe«, sagte sie zu mir. »Aber ich will für die größeren Hosen nicht so viel ausgeben, weil ich hoffe, dass ich die eine Größe mehr nicht lange brauchen werde.« Eigentlich trug Tara zurzeit zwei Größen mehr, las ich in ihren Gedanken.
Das ist eins der Dinge, die ich wirklich hasste an der Telepathie.
»Da hast du völlig recht«, sagte ich besänftigend. »Und vielleicht finde ich ja auch was für die Hochzeit.« Es war höchst unwahrscheinlich, dass die ursprüngliche Besitzerin des Kleides auf Jasons Hochzeit auftauchen würde, und das war der einzige Skrupel, den ich hatte beim Kauf eines Kleidungsstücks, das eine andere Frau schon ein-, zweimal getragen hatte.
Tara kannte die Besitzerin, eine knochige Rothaarige, die Allison hieß. Nach einer Begrüßungsumarmung zog Tara Bilder der Zwillinge hervor … so an die hundert Stück etwa. Was mich aber nicht weiter wunderte.
Ich kannte die Babys ja in natura, also schlenderte ich umher und sah mir die »besseren« Kleider an. Als ich meine Größe gefunden hatte, schob ich einen Bügel nach dem anderen auf dem Kleiderständer von links nach rechts und ließ mir alle Zeit der Welt dabei. Ich war entspannter, als ich es die ganze Woche lang gewesen war.
Ich war froh, dass Tara mich aus dem Haus gelotst hatte. Unser Shopping-Ausflug hatte etwas so wunderbar Normales und Beruhigendes an sich. Und der klimatisierte Shop war friedlich, da die Musik sehr, sehr leise eingestelltwar. Die Preise waren höher, als ich erwartet hatte, aber als ich die Markenlabels las, verstand ich, warum. Alles hier war von bester Qualität.
Ich schob einen Bügel mit einem schrecklichen Ding in Violett und
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