Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
hatte, alles sehr gute Marken. Sie schien sich zu freuen, und Allison auch – weil sie sich nicht noch mehr Babybilder ansehen musste.
    Als ich mit Tara den Shop verließ, drehte ich mich noch einmal um und sah, wie mir die junge Werwölfin durchs Schaufenster nachblickte, eine Mischung aus Respekt und Angst im Gesicht.
    Ich war so gefangen gewesen in meiner eigenen Reaktion auf das, was ich Sam angetan – für Sam getan – hatte, dass ich mich gar nicht gefragt hatte, wie die Augenzeugen darauf wohl reagieren könnten.
    »Was war denn mit dir und diesem Mädchen los?«, fragte Tara plötzlich.
    »Was? Nichts.«
    Tara warf mir einen äußerst skeptischen Blick zu. Ich würde es ihr erklären müssen. »Sie ist eine Werwölfin aus Alcides Rudel, hält ihre zweite Natur aber vor ihrer Chefin geheim«, sagte ich. »Du fühlst dich doch hoffentlich nicht verpflichtet, es Allison zu erzählen?«
    »Nein, es ist Allisons Sache, wen sie anstellt.« Tara zuckte die Achseln. »Rosanne arbeitet schon lange dort, früher immer in den Schulferien. Solange sie ihre Arbeit erledigt, ist alles andere doch egal.«
    »Gut. Dann bleibt das unter uns.«
    »Rosanne schien nicht wirklich glücklich zu sein über deine Anwesenheit«, fügte Tara nach einem längeren Moment hinzu.
    »Nein … nein, war sie wohl nicht. Sie glaubt … ich bin eine Hexe, eine richtig schreckliche Hexe. Schrecklich im Sinne von sehr machtvoll und furchteinflößend.«
    Tara lächelte spöttisch. »Da kennt sie dich aber wirklich äußerst schlecht.«
    Ich lächelte, doch es nützte nicht viel. »Ihre Ansicht ist hoffentlich nicht allzu weit verbreitet.«
    »Ich hätte gedacht, sie können es riechen , ob du böse bist oder nicht.«
    Ich versuchte, gleichgültig dreinzublicken. »Sie sollten es besser wissen. Aber da das offenbar nicht der Fall ist, werde ich’s wohl erklären müssen.«
    »Sook, mach dir keine Sorgen. Wenn du uns brauchst, ruf JB oder mich an. Dann schnallen wir die beiden Babys in die Kindersitze und kommen sofort zu dir. Ich weiß, ich war nicht immer für dich da … hab dich auch enttäuscht … in den letzten paar Jahren. Aber ich schwör dir, ich helf dir, ganz egal, worum’s geht.«
    Ich war ganz verblüfft über ihre Vehemenz und sah meine Freundin genau an. Ihr standen Tränen in den Augen, obwohl sie sich schon in den Straßenverkehr eingefädelt hatte und das Auto zurück in Richtung Bon Temps steuerte.
    »Tara? Wovon redest du denn?«
    »Ich hab dich im Stich gelassen«, sagte sie mit ernster Miene. »In so vieler Hinsicht. Und mich selbst auch. Ich hab ein paar richtig dämliche Entscheidungen getroffen. Ich war so versessen darauf, meiner Familie zu entkommen. Ein paar Jahre lang hätte ich alles getan, um niemals wieder so leben zu müssen wie zu Hause. Also hab ich mich nach Schutz umgesehen, und du weißt ja, wie das ausgegangen ist. Und als das vorbei war, hab ich Vampire so sehr gehasst, dass ich mir nicht mal mehr deine Probleme anhören konnte. Aber jetzt bin ich erwachsen geworden.« Sie nickte einmal knapp und entschieden, so als hätte sie ihrer Meinung nach den letzten Schritt in ihrer geistigen Entwicklung getan.
    Das war wirklich das Letzte auf der Welt, was ich erwartet hatte: ein Versöhnungsangebot meiner ältesten Freundin. Ich wollte schon jedes negative Detail, das Tara über sich selbst geäußert hatte, bestreiten. Doch sie war so aufrichtig gewesen, dass ich im Gegenzug auch aufrichtig sein musste – zumindest auf taktvolle Art. »Tara, wir waren immer Freundinnen. Und wir werden immer Freundinnen sein«, erwiderte ich. »Nicht nur du hast Fehler gemacht, ich auch. Wir müssen einfach immer weiter versuchen, das Bestmögliche zu tun. Wir haben eine Menge Schwierigkeiten hinter uns, alle beide.« Vielleicht.
    Sie zog ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und tupfte sich mit einer Hand das Gesicht trocken. »Ich weiß, dass für uns alles gut werden wird«, sagte sie. »Ich weiß es.«
    Davon war ich nicht ganz so überzeugt, zumindest, was meine eigene Zukunft anging. Aber ich wollte Taras Moment nicht zerstören. »Natürlich wird es das«, versicherte ich ihr und tätschelte ihre Hand auf dem Lenkrad.
    Einige Meilen lang fuhren wir schweigend dahin. Ich sah aus dem Fenster hinaus auf die überwucherten Felder und Gräben, über die sich wie eine riesige Decke die Hitze breitete. Wenn Unkraut mit einer solchen Kraft wachsen konnte, dann würde mir das vielleicht auch gelingen.

Kapitel 3
    Unser

Weitere Kostenlose Bücher