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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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geholfen hatte, Arlenes Leiche in den Müllcontainer zu schaffen, wenn ich sie darum gebeten hätte, da sie Erics Geschöpf war und Eric mein fester Freund, soweit alle wussten.
    Verdammt, ich war ziemlich sicher, dass Karin Arlene sogar für mich ermordet hätte, wenn ich sie darum gebeten hätte. Andy und Alcee würden eine Weile brauchen, um das herauszufinden, aber es würde ihnen gelingen.
    »Andy«, sagte ich, »ich hätte Arlene nie im Leben in diesen Müllcontainer hineingekriegt, und wenn ich einen Monat lang geübt hätte. Nicht ohne einen Flaschenzug. Wenn du mich auf Vampirblut testen willst, nur zu. Du wirst keins finden in meinem Körper. Und wenn ich Arlene schon erwürgt hätte, dann hätte ich doch hoffentlich nicht mein Halstuch an ihrem Hals zurückgelassen. Du magst ja nicht viel von mir halten, aber so dumm bin ich nicht.«
    »Sookie, ich habe noch nie gewusst, was ich von dir halten soll«, erwiderte Andy. Und dann ging er.
    »Das hätte besser laufen können«, sage Sam mit großer Untertreibung. »Ich erinnere mich, dass du das Halstuch im letzten Winter getragen hast. In der Kirche, um deinen Pferdeschwanz gebunden, zu einem schwarzen Kleid.«
    Tja. Man konnte nie wissen, woran Männer sich erinnern. Ich war gerührt und wurde ganz weichherzig.Sam fuhr fort: »Du hast vor mir gesessen, und ich habe während des ganzen Gottesdienstes deinen Hinterkopf angesehen.«
    Ich nickte. Das klang schon realistischer. »Wenn ich nur wüsste, was seitdem daraus geworden ist. Ich wüsste gern, wer es aus meinem Haus geholt und Arlene damit ermordet hat. Ich weiß, dass ich es mal im Merlotte’s getragen habe. Aber ich weiß nicht, ob es mir dort aus meiner Handtasche gestohlen wurde oder zu Hause aus der Kommode in meinem Schlafzimmer. Das ist wirklich widerlich und heimtückisch.« In diesem Augenblick fiel mir ein, dass die eine Schublade leicht offen gestanden hatte. Ich zog die Nase kraus bei dem Gedanken, dass jemand meine Halstücher und womöglich auch die Unterhosen durchwühlt hatte. Und ein oder zwei Sachen hatten irgendwie nicht an ihrem Platz gelegen. Ich erzählte Sam von dem kleinen Zwischenfall. »Es klingt ziemlich unbedeutend, so laut ausgesprochen«, schloss ich kläglich.
    Sam lächelte. Es war zwar nur ein leichtes Anheben der Mundwinkel, doch ich war froh, es zu sehen. Sein Haar war noch wilder als üblich, was schon für sich sprach. Und die Sonne ließ die rötlichen Stoppeln an seinem Kinn aufleuchten. »Du musst dich mal rasieren«, sagte ich.
    »Ja«, gab er zu, doch geistesabwesend. »Das werden wir mal überprüfen. Ich frage mich gerade … Andy weiß, dass du Gedanken lesen kannst. Aber das scheint er immer wieder zu vergessen, wenn er mit dir redet. Passiert das oft?«
    »Er weiß es, und er weiß es auch wieder nicht. Er ist nicht der Einzige, der sich so verhält. Die Leute, die begreifen, dass ich tatsächlich anders bin – und nicht bloß so ein bisschen verrückt –, scheinen es trotzdem nicht vollständig zu begreifen. Andy glaubt mir wirklich. Er weiß, dass ich mitbekomme, was in seinem Kopf vor sich geht. Aber er kann sich einfach nicht daran gewöhnen.«
    »Meine Gedanken kannst du auf diese Weise aber nicht lesen«, sagte Sam, nur um zu bestätigen, was er schon wusste.
    »Von dir schnappe ich nur deine allgemeinen Stimmungen und Absichten auf. Aber keine genauen Gedanken. Das ist immer so bei Supras.«
    »Und das heißt?«
    Ich brauchte eine Minute, bis ich verstand, was Sam meinte. »Das heißt, dass ich im Moment weiß, dass du dir Sorgen machst, dass du froh bist, dass ich hier bin, und dass du wünschst, wir hätten ihr das Halstuch vom Hals geschnitten, ehe die Polizei kam. Es ist einfach, das aufzuschnappen, weil ich mir ganz genau dasselbe wünsche.«
    Sam grinste. »Das kommt davon, wenn man so zimperlich ist. Ich wusste, dass irgendwas um ihren Hals war, aber ich wollte nicht genauer hinsehen. Und ich wollte sie definitiv nicht berühren.«
    »Wer hätte das gewollt?« Wir schwiegen. Wir schwitzten. Wir sahen zu. Da wir auf Sams eigenen Stufen saßen und über Sams eigene Hecke sahen, konnten sie uns schwerlich sagen, dass wir gehen sollten. Nach einer Weile langweilte es mich so sehr, dass ich den Leuten, die mit der Frühschicht dran waren, telefonisch Bescheid sagte oder eine SMS schickte, dass sie erst um drei zu kommen brauchten. Ich dachte an all die Rechtsanwälte, die ich kannte, und fragte mich, welchen ich anrufen sollte, wenn ich es tun

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