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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Gestern Abend hat Karin mich zu Hause besucht, bevor das Merlotte’s schloss, und sie weiß, dass ich dort geblieben bin.«
    »Und was ist mit dir, Sam? War auch bei dir zu Hause jemand?« Jetzt klang Andy äußerst sarkastisch, so als würden wir etwas verheimlichen.
    »Ja«, sagte Sam. Und wieder wirkte Andy überrascht und nicht glücklich.
    »Okay, wer? Deine kleine Freundin aus Shreveport? Ist sie zurück aus Alaska?«
    »Meine Mom war hier«, erwiderte Sam ruhig. »Sie istheute Morgen ganz früh zurück nach Texas gefahren, aber du kannst sie natürlich anrufen. Ich geb dir ihre Telefonnummer.«
    Andy schrieb sie sich in sein Notizbuch.
    »Ich nehme an, die Bar muss heute geschlossen bleiben«, sagte Sam. »Aber ich würde gern so schnell wie möglich wieder öffnen, Andy. Zurzeit kann ich mir keine langen Ausfallzeiten erlauben.«
    »Du solltest heute Nachmittag um drei schon wieder aufmachen können«, erwiderte Andy.
    Sam und ich tauschten Blicke. Das waren gute Nachrichten, aber ich wusste, dass wir die schlechten Nachrichten noch nicht hinter uns hatten, und das versuchte ich Sam mit den Augen zu vermitteln. Andy würde uns gleich mit irgendetwas schockieren. Ich war mir nicht sicher, was es war, aber ich wusste, dass er eine Falle ausheckte.
    Scheinbar völlig unbekümmert wandte Andy sich ab. Doch plötzlich fuhr er abrupt wieder zu uns herum wie jemand, der aus einem Hinterhalt springt. Da ich seine Gedanken lesen konnte, wusste ich, was kommen würde. Ich bewahrte eine ausdruckslose Miene nur, weil ich jahrelange Übung darin hatte.
    »Erkennst du das hier, Sookie?«, fragte er und zeigte mir ein Bild. Es war eine gruselige Nahaufnahme von Arlenes Hals. Etwas war darum gebunden. Ein Halstuch, ein grün-pfauenblau gemustertes Halstuch.
    Ich fühlte mich äußerst miserabel.
    »Das sieht irgendwie aus wie ein Halstuch, das ich mal hatte«, sagte ich. Tatsächlich war es genau das Halstuch, das ich mal zufällig bekommen hatte: das, mit dem die Werfledermaus Luna mir in Dallas die Augen verbunden hatte, als die Werwölfe mich retteten.
    Es schien Jahrzehnte her zu sein.
    Fieberhaft versuchte ich mich zu erinnern, was aus diesem Halstuch geworden war. Ich hatte es mit ins Hotel genommen. Danach war es bei meinen Sachen im Hotelzimmer in Dallas geblieben, als ich allein nach Shreveport zurückgefahren war. Bill hatte mir meinen kleinen Koffer auf die Veranda gestellt, als er zurückkam, und das Halstuch war auch darin gewesen. Ich hatte es mit der Hand ausgewaschen, und es hatte sich als richtig hübsch erwiesen. Außerdem war es ein Erinnerungsstück an eine außergewöhnliche Nacht gewesen. Und so hatte ich es behalten. Ich hatte es im Winter unter dem Mantel getragen, es um meinen Pferdeschwanz gebunden, als ich zum letzten Mal mein grünes Sommerkleid trug … aber das war vor einem Jahr gewesen. Diesen Sommer hatte ich es noch nicht getragen, da war ich sicher. Ich hatte kürzlich die Schubladen in meinem Schlafzimmer aufgeräumt, da hätte es mir eigentlich auffallen müssen, als ich meine Halstücher neu zusammenlegte; doch daran konnte ich mich nicht erinnern – was aber nichts hieß. »Doch ich erinnere mich nicht mehr, wann ich es zuletzt gesehen habe«, sagte ich und schüttelte den Kopf.
    »Hmmm«, machte Andy. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass ich Arlene erwürgt hatte, und er glaubte auch nicht, dass ich sie allein in den Müllcontainer hätte schaffen können. Aber, dachte er, werden Leute, die Vampirblut trinken, eine Weile lang nicht besonders stark? Das war einer der Gründe, warum Vampirblut die heißeste illegale Droge auf dem Markt war.
    Ich wollte ihm gerade erklären, dass ich schon lange kein Vampirblut mehr getrunken hatte. Doch zum Glück dachte ich noch ein zweites Mal nach.
    Es war nicht klug, Andy daran zu erinnern, dass ich seine Gedanken lesen konnte. Und es war auch nicht klug, ihm zu erzählen, dass das Vampirblut mich tatsächlich sehr stark gemacht hatte … aber das war schon länger her.
    Ich sackte gegen die Wand des Wohnwagens. Wenn Sams Mutter ihm ein Alibi gab und wenn Andy Sams Mutter glaubte … dann bliebe ich als Hauptverdächtige übrig. Karin würde meine Geschichte bestätigen, da war ich sicher, aber in den Augen der Gesetzeshüter in dieser Gegend wäre ihre Aussage fast wertlos. Andy würde Karin schon allein deshalb weniger glauben, weil sie eine Vampirin war. Andere Polizisten, die mit der Vampirwelt vertrauter waren, würden glauben, dass Karin mir

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