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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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darauf glitt Karin durch die vordere Tür herein und sah sich um, als wäre sie im Affenhaus eines Zoos gelandet. Ihre Augenbrauen hoben sich leicht. Dann entdeckte sie mich und kam mit einer Geschmeidigkeit und Sparsamkeit in den Bewegungen auf mich zu, um die ich sie beneidete.
    »Sookie«, begann sie leise, »du sollst jetzt sofort zu Eric kommen.« Die Aufmerksamkeit, die wir erregten, war beträchtlich. Karins Schönheit, ihre Totenblässe und ihr gruseliges Gleiten in Kombination addierten sich auf zu einem: Schaut her, wie schön und tödlich gefährlich ich bin .
    »Karin, ich arbeite«, zischte ich, wie man so zischt, wenn man total genervt, aber darum bemüht ist, die Stimme gesenkt zu halten. »Geld verdienen? Schon mal gehört?«
    Sie sah sich um. »Hier? Ehrlich?« Sie verzog ihre kleine weiße Nase.
    Ich hielt meine Wut im Zaum, stemmte aber beide Hände in die Hüften. »Ja, hier. Das ist mein Job.«
    Sam trat zu uns und versuchte, so beiläufig wie möglich zu fragen: »Sookie, wer ist denn deine Freundin?«
    »Sam, das ist Karin die … das ist Karin Schlächter, meinAlibi für letzte Nacht. Sie ist hier, um mir zu sagen, dass Eric mich in Shreveport braucht. Jetzt.«
    Sam versuchte, sich freundschaftlich zu geben, doch es gelang ihm nicht richtig. »Karin, nett Sie kennenzulernen. Wir haben ziemlich viel zu tun. Kann Eric nicht noch eine Stunde warten?«
    »Nein.« Karin wirkte weder starrsinnig noch wütend oder ungeduldig, nur sachlich.
    Einen langen Augenblick lang sahen wir alle einander schweigend an.
    »Okay, Sook, ich übernehme deine Tische«, sagte Sam. »Mach dir keine Sorgen. Wir kommen schon klar.«
    »Sie sind der Boss, Sam.« Karins arktisch blaue Augen musterten meinen Boss – meinen Geschäftspartner – mit Laserblick.
    »Ich bin der Boss«, bestätigte er. »Sook, ich komme mit, wenn du mich brauchst …«
    »Mir wird schon nichts passieren«, sagte ich, auch wenn ich nicht wusste, ob das stimmte. »Wirklich, mach dir keine Sorgen.«
    Sam wirkte hin- und hergerissen. Eine Gruppe Frauen Mitte dreißig, die eine Scheidung feierten, begannen, lautstark nach einem frischen Krug Bier zu verlangen. Sie gaben den Ausschlag. »Sind Sie für ihre Sicherheit verantwortlich?«, fragte Sam Karin.
    »Mit meiner Existenz«, antwortete Karin gelassen.
    »Ich hole nur noch meine Handtasche«, sagte ich zu Karin und eilte nach hinten zu den Spinden. Ich nahm die Schürze ab, warf sie in die Schmutzwäsche und zog ein sauberes T-Shirt aus meinem Spind an. In der Damentoilette bürstete ich mir noch das Haar, aber weil es von dem Haargummi eine Eindellung hatte, musste ich es wieder zum Pferdeschwanz hochbinden. Wenigstens sah es jetzt ordentlicher aus.
    Keine Dusche, kein frisches Kleid, keine hübschen Schuhe. Immerhin hatte ich meinen Lippenstift dabei.
    Ich streckte meinem Spiegelbild die Zunge raus und schlang mir die Handtasche über die Schulter. Auf zum Tanz, auch wenn ich keine Ahnung hatte, welche Musik gespielt werden würde.
    Ich wusste nicht, wie Karin ins Merlotte’s gekommen war; vielleicht konnte sie fliegen, so wie Eric. Jedenfalls fuhr sie mit mir in meinem Auto zurück nach Shreveport. Erics älteres Geschöpf war nicht allzu gesprächig. Ihre einzige Frage lautete: »Wie lange hat es gedauert, bis Sie Auto fahren konnten?« Sie schien einen Anflug von Interesse zu zeigen, als ich sagte, dass ich in der Highschool einen Fahrschulkurs gemacht hatte. Doch danach starrte sie nur weiter geradeaus. Vielleicht machte sie sich tiefschürfende Gedanken über die Weltwirtschaft, oder vielleicht war sie auch eingeschnappt, weil sie Begleitschutz machen musste. Ich konnte es einfach nicht wissen.
    »Karin«, sagte ich schließlich, »Sie sind vermutlich erst vor Kurzem nach Louisiana gekommen. Wie lange hatten Sie Eric nicht mehr gesehen?«
    »Ich bin vor zwei Tagen angekommen. Und ich hatte meinen Schöpfer zweihundertdreiundfünfzig Jahre nicht gesehen.«
    »Er hat sich vermutlich nicht allzu sehr verändert«, fuhr ich fort, vielleicht etwas sarkastisch. Vampire änderten sich nie.
    »Nein«, erwiderte sie und verfiel wieder in Schweigen.
    Sie würde mir keine Gelegenheit geben, beiläufig auf das Thema zu sprechen zu kommen, das ich anschneiden musste. Da half also nur kopfüber hinein. »Karin, ich weiß nicht, ob Mustapha es Ihnen ausgerichtet hat. Aber es könnte sein, dass die Polizei von Bon Temps mit Ihnen darüber sprechen will, wo ich letzte Nacht war.«
    Da drehte Karin sich zu

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