Vampirmelodie
Geld für diesen Job verzichten würde.
Er hätte nie so lange überlebt in diesem Geschäft ohne eine gewisse Gerissenheit und das Wissen, wann man den Schaden begrenzen musste. Würde sein Auftraggeber ihn wirklich aufspüren können, wenn er jetzt verschwand?
Mit finsterer Miene kam Johan Glassport zu dem Schluss, dass er es könnte.
Als Steve Newlin, sich den Reißverschluss hochziehend, aus dem Badezimmer zurückkam, konnte Glassport ihm von dem Telefongespräch erzählen, ohne auch nur mit einem Zucken des Augenlids zu verraten, wie zuwiderihm die Idee war, ihren Auftraggeber noch einmal zu treffen. Glassport wollte das Licht ausmachen und ins Bett gehen, doch Newlin wollte einfach nicht den Mund halten.
Steve Newlin war außergewöhnlich guter Laune, weil er sich verschiedene Dinge ausmalte, die dieser Stackhouse während ihres Gefängnisaufenthalts widerfahren könnten. Keins dieser Dinge war erfreulich, und einige waren sogar pornografisch, doch alle waren in Formulierungen gekleidet, die in Steve Newlins persönlicher Bibel gleichbedeutend waren mit Höllenfeuer und Verdammnis.
Kapitel 9
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal froh sein würde, dass meine Großmutter tot war, doch an diesem Sonntagmorgen war ich es. Es hätte Gran umgebracht, dabei zusehen zu müssen, wie ich verhaftet und in ein Polizeiauto verfrachtet wurde.
Ich hatte nie mit Bondage experimentiert, und jetzt würde ich es bestimmt auch niemals mehr ausprobieren. Ich hasste Handschellen.
Ich erlebte einen unwirklichen, aber sehr realen Moment, als Alcee Beck mir erklärte, dass er mich wegen Mordes festnahm. Ich wache gleich auf, dachte ich. Ich bin gar nicht richtig wach geworden, als ich die Türklingel gehört habe. Das träume ich alles bloß. Das ist nicht wirklich wahr, weil es gar nicht real sein kann. Und was überzeugte mich davon, dass ich doch wach war? Der Ausdruck in Andy Bellefleurs Gesicht. Er stand hinter Alcee Beck und wirkte betroffen. Und ich konnte direkt in seinen Gedanken lesen, wie er dachte, dass ich es nicht verdiente, verhaftet zu werden. Nicht aufgrund der Beweise, die ihnen vorlagen. Alcee Beck hatte lange hartnäckig auf den Sheriff einreden müssen, um ihn zu überzeugen, dass ich verhaftet werden sollte.
Alcee Becks Hirn war seltsam – ganz schwarz. So etwas hatte ich noch nie erlebt, ich bekam keinen Zugriff auf seine Gedanken. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ich spürte seine Entschlossenheit, mich ins Gefängnis zuwerfen. Alcee Becks Meinung nach hätte ich genauso gut ein »SCHULDIG« auf die Stirn tätowiert haben können.
Als Andy mir die Handschellen anlegte, sagte ich: »Zu Halleighs Baby-Party bin ich jetzt vermutlich nicht mehr eingeladen.«
»Ach, Sookie«, erwiderte er, was kaum angemessen war.
Um gerecht gegen Andy zu sein, muss ich allerdings sagen, dass ihm das alles sehr unangenehm war. Doch ich war nicht unbedingt in der Stimmung, ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wenn er mir keine angedeihen ließ. »Ich glaube, du weißt, dass ich Arlene nie etwas angetan habe«, sagte ich zu Andy sehr sachlich. Ich war stolz auf mich, dass ich so eine verschlossene und ernste Miene zeigte, denn innerlich starb ich quasi vor Demütigung und Entsetzen.
Er sah aus, als wollte er etwas sagen. (Er wollte sagen: Ich hoffe, dass du ihr nichts angetan hast. Doch es gibt ein kleines Indiz, das das Gegenteil beweist, auch wenn es meiner Meinung nach nicht ausreicht, um Alcee gleich einen Haftbefehl zu geben. ) Doch er schüttelte den Kopf und sagte nur: »Ich muss es tun.«
Mein Empfinden der Unwirklichkeit dauerte während der ganzen Verhaftungsprozedur an. Mein Bruder, Gott segne ihn, stand an der Gefängnistür, als sie mich einlieferten, weil er über die Gerüchteküche sofort gehört hatte, was passiert war. Er wollte schon loslegen, doch noch ehe er all die wütenden Tiraden loslassen konnte, die sich in seinem Kopf angestaut hatten, begann ich zu reden. »Ruf Beth Osiecki an, Jason, sie soll so schnell wie möglich hierherkommen. Dann geh in mein Haus, such nach Desmond Cataliades’ Telefonnummer und ruf auch ihn an. Und ruf Sam an und sag ihm, dass ich nicht zur Arbeit kommen kann«, fügte ich noch hastig an, während ich ins Gefängnis hineingeführt und die Tür vor dem besorgtenGesicht meines Bruders geschlossen wurde. Der Ärmste.
Wenn all das eine Woche, oder auch zwei Wochen, zuvor passiert wäre, hätte ich zuversichtlich darauf vertrauen können, dass Eric oder sogar mein
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