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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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vor Augen führte, ließ es mich wissen, dass das Gefängnis (obwohl ich nicht schuld war an dem Verbrechen, das mich hierhergebracht hatte) ein Ort war, an dem ich nicht völlig fehl am Platze war.
    Dies war wirklich der Tiefpunkt meines bisherigen Lebens. Ich war mir sehr deutlich im Klaren über meinen eigenen Charakter; und ich hatte mehr Zeit, als ich haben wollte, um darüber nachzudenken, wie ich dort gelandet war, wo ich war. Und so unerfreulich die ersten Stunden in der Zelle auch gewesen waren, sie wurden noch schlimmer, als Jane aufwachte.
    Zuerst war ihr übel, und es kam an beiden Enden zugleich aus ihr heraus, und da die Toilette völlig frei dastand, war das einfach … ekelerregend. Als Jane diesePhase überstanden hatte, war ihr hundeelend zumute und ihr Kater so schlimm, dass ihre Gedanken nur von dumpfer Reue und Gewissensbissen beherrscht wurden. Sie schwor sich wieder und wieder, dass sie sich bessern würde, dass sie nicht mehr so viel trinken wollte, dass ihr Sohn sie nicht noch einmal abholen müsste und dass sie an diesem Abend schon damit anfangen würde, die Anzahl der Biere und Schnäpse radikal zu begrenzen. Oder vielleicht würde auch morgen noch reichen, weil sie sich heute so miserabel fühlte. Das wäre doch sehr viel praktischer.
    Ich ertrug noch ein paar weitere geistige und verbale Zirkelschlüsse wie diesen, ehe Jane bemerkte, dass sie nicht allein war in ihrer Zelle und ihre neue Gefährtin keine ihrer üblichen Zellenfreundinnen.
    »Sookie, was machst du denn hier?«, fragte Jane. Sie klang immer noch ziemlich kümmerlich, auch wenn ihr Körper weiß Gott frei war von allen Giftstoffen.
    »Ich bin genauso überrascht wie du«, sagte ich. »Sie glauben, ich hätte Arlene ermordet.«
    »Sie ist also doch raus aus dem Gefängnis. Dann hab ich sie wirklich gesehen, nicht gestern Abend, aber am Abend vorher«, sagte Jane, und ihre Miene hellte sich ein wenig auf. »Ich dachte, das wär ein Traum gewesen oder so was, weil ich sicher war, dass sie hinter Gittern sitzt.«
    »Du hast sie gesehen? Woanders als im Merlotte’s?« Ich glaube, Jane war gar nicht im Merlotte’s gewesen, als Arlene kam und mit mir sprach.
    »Ja, das wollt ich dir gestern schon erzählen, aber dann hat mich dies Anwaltsgerede abgelenkt.«
    »Wo hast du sie gesehen, Jane?«
    »Oh, wo hab ich sie nur gesehen? Sie war …« Das Ganze bereitete Jane offenbar große Mühen. Sie fuhr sich mit den Fingern durch das strähnige Haar. »Sie war mit zwei Männern zusammen.«
    Vermutlich die beiden Freunde, an die Arlene gedacht hatte. »Wann war das?« Ich versuchte, sehr sanft zu fragen, da ich Jane nicht vom Kurs abbringen wollte. Sie war nicht die Einzige, der es schwerfiel, die Spur zu halten. Ich musste mich stark konzentrieren, um gleichzeitig zu atmen und vernünftige Fragen zu stellen. Nach Janes Übelkeitsattacken roch es furchtbar in unserer Zelle.
    Jane versuchte, sich an Zeit und Ort ihrer Begegnung mit Arlene zu erinnern, doch es war so schwierig und es gab so viele weniger anstrengende Dinge zu bedenken, dass es sie eine Weile kostete. Doch im Grunde ihres Herzens war Jane ein freundlicher Mensch, und so wühlte sie sich durch ihre Erinnerungen, bis sie Erfolg hatte. »Ich hab sie draußen bei … erinnerst du dich noch an diesen großen Kerl, der Motorräder repariert hat?«
    Ich musste die Luft anhalten, um mit gelassener Stimme sprechen zu können. »Tray Dawson. Er hatte eine Werkstatt und ein Haus dort, wo die Court Street in die Clarice Road mündet.« Trays große Werkstatt stand zwischen Trays Haus und dem von Brock und Chessie Johnson, wo Coby und Lisa lebten. Hinter diesen Häusern lag nur noch der Wald, und weil Trays Haus das letzte an der Straße war, war es ein ziemlich abgelegener Ort.
    »Ja. Sie war da draußen, hinter seinem Haus. Das steht jetzt schon ’ne Weile leer, deshalb wusste ich nicht, was sie da wollte.«
    »Kennst du die Männer, mit denen sie dort war?« Ich war so sehr darum bemüht, gelassen zu klingen, so sehr darum bemüht, nicht zu atmen, dass meine Stimme wie das Quieken einer Maus klang, die gewürgt wurde.
    »Nein, die hab ich vorher noch nie gesehen. Einer von denen war so ’n großer Dünner, Knochiger, und der andere sah einfach bloß normal aus.«
    »Wie kommt’s, dass du sie gesehen hast?«
    Wenn Jane noch Kraft genug gehabt hätte, peinlich berührt dreinzusehen, hätte sie es wohl getan. Immerhin wirkte sie etwas beschämt. »Nun, an dem Abend wollt ich ins

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