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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Urgroßvater Niall (der Elfenprinz) mich im Nu wieder herausholen würden. Doch zwischen Eric und mir waren alle Brücken verbrannt, und Niall hatte sich aus vielerlei Gründen in die Elfenwelt zurückgezogen und alle Portale geschlossen.
    Jetzt hatte ich nur noch Jason.
    Ich kannte jeden einzelnen Menschen, den ich während des Verhaftungsprozesses sah. Es war das demütigendste Erlebnis meines Lebens, und das wollte schon etwas heißen. Man sagte mir, dass ich wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz verhaftet wurde, und aus den Gesprächen über Kennedy Keyes’ Zeit im Gefängnis wusste ich, dass auf Mord mit bedingtem Vorsatz eine lebenslängliche Freiheitsstrafe stand.
    Und dabei steht Orange mir nicht mal besonders.
    Es gibt Schlimmeres als Demütigung und Schlimmeres als orangefarbene Gefängniskluft (weite Kittel und Hosen mit Tunnelzug), das stimmt. Aber ich muss sagen, dass mein Fass wirklich bis zum Überlaufen voll war und ich etwas Güte und Gnade brauchen konnte. Ich war so aufgewühlt, dass ich froh war, endlich die Tür der Gefängniszelle zu sehen, hinter der ich allein zu sein hoffte. Doch diese Hoffnung trog. Ausgerechnet Jane Bodehouse lag besinnungslos schnarchend auf der unteren Liege des Stockbetts. Sie musste noch ein paar Abenteuer erlebt haben, nachdem das Merlotte’s gestern Abend geschlossen hatte.
    Wenigstens war sie nicht bei sich, sodass ich viel Zeit hatte, mich an die neuen Umstände zu gewöhnen. Nach zehn Minuten Eingewöhnung langweilte ich mich bereits tödlich. Wenn man mich gefragt hätte, wie es so wäreohne Arbeit, ohne ein Buch, ohne Fernseher und sogar ohne ein Telefon, hätte ich losgelacht, weil ich mir eine solche Situation gar nicht hätte vorstellen können.
    Die Langeweile – und meine Unfähigkeit, mich von meinen eigenen ängstlichen Mutmaßungen zu lösen – war schrecklich. Vielleicht war es für Jason nicht so schlimm gewesen, als er im Gefängnis saß? Mein Bruder las nicht gern, und mit dem Nachdenken hatte er es auch nicht so. Ich musste ihn gleich bei nächster Gelegenheit mal fragen, wie er damit klargekommen war.
    Tja, jetzt hatten Jason und ich mehr gemeinsam als je zuvor in unserem Leben. Wir waren beide Knastis.
    Jason war vor ein paar Jahren auch wegen Mordes verhaftet worden und wie ich unschuldig gewesen, obwohl die Beweise in seine Richtung deuteten. Oh, die arme Gran! Das wäre so schrecklich gewesen für sie. Hoffentlich konnte sie mich vom Himmel aus nicht sehen.
    Jane schnarchte vor sich hin, doch ihr vertrautes Gesicht hatte etwas Heimeliges. Ich benutzte die Toilette, während sie schlief. Meine Zukunft würde furchtbar genug werden, und so versuchte ich, sie noch ein wenig aufzuschieben.
    Ich war noch nie zuvor in einer Gefängniszelle gewesen. Es war ziemlich abscheulich. Winzig, ramponiert, zerkratzt, Betonboden, Stockbetten. Nach einer Weile hatte ich es satt, auf dem Boden zu hocken. Weil Jane auf der unteren Liege fläzte, kletterte ich unter einigen Schwierigkeiten auf die obere. Ich dachte an all die Gesichter, die ich auf dem Weg zu meiner Zelle hinter den Gittern gesehen hatte: erschreckte, neugierige, gelangweilte, harte Gesichter. Und ich hatte nicht nur alle Leute auf der freien Seite der Gitter gekannt, sondern auch fast alle Männer und Frauen auf der anderen. Manche waren nur Störenfriede, so wie Jane, andere jedoch richtig schlechte Menschen.
    Ich konnte kaum atmen, so viel Angst hatte ich.
    Und das Schlimmste von allem – okay, nicht das Schlimmste, aber richtig schlimm – war, dass ich schuldig war. Oh, nicht an Arlenes Tod. Aber ich hatte andere Leute getötet, und noch viel öfter hatte ich Leute von der Hand anderer sterben sehen. Ich war nicht mal sicher, ob ich mich noch an alle erinnerte.
    In einer Art Panik versuchte ich, mich an ihre Namen zu erinnern und daran, wie sie starben. Doch je mehr ich es versuchte, desto stärker purzelten mir die Erinnerungen durcheinander. Ich sah die Gesichter von Leuten, die ich hatte sterben sehen, deren Tod ich aber nicht verursacht hatte. Und ich sah auch die Gesichter jener Leute (oder Geschöpfe), die ich selbst getötet hatte. Den Elfen Murry zum Beispiel und den Vampir Bruno. Die Werfüchsin Debbi Pelt. Nicht dass ich mich auf die Jagd nach ihnen gemacht hätte, weil ich Streit mit ihnen hatte; sie alle hatten vorgehabt, mich zu ermorden. Ich sagte mir immer, dass es okay gewesen sei, mein Leben zu verteidigen, doch indem mein Bewusstsein mir jetzt die Szenen ihres Todes wieder

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