Vampirmelodie
der sich mit einer Vampirin einließ, hatte ein trauriges Ende gefunden.
Und dann gähnte ich und vergaß die ganze Sache mit dem Journalisten. Ich schloss jedes Schloss an jeder Tür und jedem Fenster ab und kroch ins Bett.
Kapitel 11
Als ich am nächsten Morgen aufstand, regnete es wieder in Strömen – juchu, kein Gießen! –, und ich war immer noch müde. Ich wusste nicht, für welche Schicht ich mich selbst in der Arbeit eingetragen hatte, ich hatte keine einzige saubere Uniform, mein Kaffee war fast alle, und ich stieß mir auch noch den großen Zeh am Küchentisch an. Das alles war nervtötend, so viel steht fest, aber immer noch besser als wegen Mordes verhaftet zu werden oder im Gefängnis aufzuwachen.
Ich beschloss, mir die Augenbrauen zu zupfen, während meine Arbeitsuniformen im Trockner herumschleuderten. Eins der Härchen war verdächtig hell. Ich riss es heraus und musterte es eingehend. War es etwa grau ?
Da half wohl nur eine Extraschicht Make-up, und als ich meinte, meine Stimme würde ruhig genug klingen, rief ich meinen Co-Boss an.
»Sam«, sagte ich, als er ans Telefon kam. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich heute da sein soll.«
»Sookie«, begann er in einem höchst seltsamen Tonfall. »Bleib doch einfach zu Hause heute. Du hast dich gestern echt tapfer geschlagen, aber gönn dir mal eine Pause.«
»Aber ich möchte arbeiten«, sagte ich und sprach dabei sehr langsam, während ich versuchte herausfinden, was mit meinem Freund eigentlich los war.
»Sook … heute, nein, komm gar nicht erst.« Und damit legte er auf.
War die ganze Welt verrückt geworden? Oder bloß ich? Ich stand da mit dem Telefon in der Hand und sah zweifellos aus wie ein Idiot (was schon okay war, da mich sowieso keiner sah), und dann vibrierte es plötzlich in meiner Hand. Ich schrie auf und warf das Gerät beinahe quer durchs Zimmer, riss mich aber noch rechtzeitig zusammen und hielt es ans Ohr.
»Sookie«, sagte Amelia Broadway, »wir kommen in gut einer Stunde bei dir an. Mr C sagt, ich soll dich anrufen. Und mach dir keine Gedanken wegen eines Frühstücks, wir haben schon gegessen.«
Es war ein Zeichen dafür, wie beschäftigt mein Hirn war, dass ich vollkommen vergessen hatte, dass meine Freunde aus New Orleans heute Morgen ankommen wollten. »Wer ist denn alles dabei?«
»Also ich, Bob, Diantha, Mr C und ein alter Freund von dir. Das wird eine echte Überraschung für dich!« Und damit legte Amelia auf.
Ich hasste Überraschungen. Aber wenigstens hatte ich nun etwas zu tun. Oben in Claudes früherem Schlafzimmer war das Bett frisch bezogen, und die Luftmatratze, die ich für Dermot gekauft hatte, kam in die einstige Dachkammer, die jetzt ein großer leerer Raum mit sehr großem Wandschrank war. Das Feldbett, das Dermot benutzt hatte, bis ich die Luftmatratze angeschafft hatte, konnte leicht im Wohnzimmer des oberen Stockwerks aufgestellt werden. Als oben alles fertig war, sorgte ich noch dafür, dass das große Badezimmer unten geputzt war. Das Gästezimmer in der Diele gegenüber von meinem Schlafzimmer war sowieso bereit, und die Küche war aufgeräumt. Und da ich nicht zur Arbeit gehen würde, zog ich mir zivile schwarze Shorts mit weißen Punkten und ein weißes T-Shirt an.
Alles sauber genug. Oh, Essen! Ich versuchte, mir einen Speiseplan zu überlegen, aber ich wusste nicht, wie langesie bleiben würden. Und Mr Cataliades war ein recht guter Esser.
Als ich schließlich ein Auto auf dem Kies meiner Auffahrt hörte, war ich mehr oder weniger bereit für Gesellschaft, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich nicht allzu sehr freute. Amelia und ich waren nach unserem letzten Gespräch unter vier Augen nicht friedlich auseinandergegangen, auch wenn wir uns über das Internet wieder die Hände gereicht hatten. Mr Cataliades hatte zwar immer etwas Interessantes zu erzählen, doch es waren selten Neuigkeiten, die ich hören wollte. Diantha steckte voller unentdeckter Fähigkeiten, aber es war eigentlich praktisch, sie in der Nähe zu haben. Und dann war da noch der mysteriöse Gast.
Amelia rauschte als Erste herein, die ganze Bluse voller Regentropfen und ihren Freund Bob direkt auf den Fersen. Bob hasste es besonders, nass zu werden. Keine Ahnung, ob das daran lag, dass er mal eine Zeit lang ein Kater war. Diantha tanzte herein, ihre kleine dürre Gestalt in extrem enge Kleidung in den buntesten Farben gehüllt. Und Mr Cataliades stapfte in seinem üblichen schwarzen Anzug und geschwind wie
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