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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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und ein uraltes Hemd.
    Ich musste meinen Besuchern etwas zu trinken anbieten. Harp Powell wollte gern ein Glas Wasser haben, und Bill nahm eine Flasche TrueBlood. Ich unterdrückte ein weiteres Seufzen und brachte ihnen ihre Drinks. Harp Powells Glas voll klirrendem Eis und Bills Flasche angewärmt.
    Ich hätte auch noch etwas Smalltalk bieten sollen, um den ersten Moment zu überbrücken, doch mir wollte kein leichtes Geplauder einfallen. Ich saß da mit übereinandergeschlagenen Beinen, die gefalteten Hände auf den Knien, und wartete, bis sie ihren ersten Schluck genommen und sich bequem auf dem Sofa zurückgelehnt hatten.
    »Ich habe dich am Sonntagabend angerufen«, sagte Bill, der das Gespräch schließlich eröffnete, »aber du warst wohl ausgegangen.«
    Das war als Einstiegsbemerkung gedacht, doch mich überlief ein kleiner Schauder.
    »Oh, nein «, erwiderte ich und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    Er starrte mich an. Und Bill kann wirklich starren.
    »Du weißt doch, wo ich Sonntagabend war.« Ich versuchte, diskret zu bleiben.
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    Verdammt. Warum war Danny kein größeres Klatschmaul? »Ich war im Gefängnis. Wegen Mordes an Arlene.«
    Man hätte meinen können, ich hätte die Unterhose fallen lassen und mich vornübergebeugt, so schockiert waren sie. Es war irgendwie unwürdig, aber auch ziemlich komisch. »Ich hab’s nicht getan«, versicherte ich ihnen, als ich merkte, dass sie mich missverstanden hatten. »Ich wurde nur des Mordes beschuldigt.«
    Harp Powell tupfte sich mit der Serviette den Schnurrbart ab, der nach dem Schluck Wasser etwas feucht war. Er musste mal gestutzt werden. »Darüber würde ich, offen gestanden, gern mehr erfahren«, sagte er. Und das meinte er völlig ernst.
    »Geben Sie gar keine Seminare mehr?«, fragte ich. Nach meinem letzten Zusammentreffen mit Harp Powell hatte ich ihn gegoogelt. Bill hatte mir erzählt, dass Harp an einem College Seminare gab und bei einem der Universitätsverlage mehrere Bücher veröffentlicht hatte, historische Romane zu Regionalthemen. In letzter Zeit hatte Harp Powell jedoch begonnen, Vampirerinnerungen herauszugeben, die besonders die historischen Ereignisse ihrer Lebenszeit beleuchteten.
    »Nein, ich schreibe jetzt nur noch.« Er lächelte mich an. »Ich lasse mich vom Schicksal treiben.«
    »Sie wurden gefeuert«, sagte ich.
    Er sah mich entsetzt an, aber nicht so entsetzt wie Bill. Tja, das hatte Bill nicht gewusst, da war ich sicher.
    »Ja«, gab Harp Powell zu, »es hieß, mein Interesse daran, Bücher über die privaten Lebensgeschichten von Vampiren zu schreiben, würde zu viel von meiner Zeit und Konzentration in Anspruch nehmen. Aber ich vermute, es lag daran, dass ich mich mit ein, zwei Vampiren angefreundet hatte.« Ein Versuch, sich an meine Liebe für Vampire heranzuwanzen, nehme ich an. »Letztes Semester habe ich ein Abendseminar in Journalismus am Staatlichen Clarice College gegeben und meine untoten Freunde einmal zu einem Besuch eingeladen. Die Fakultät hat sich bei meinem Chef beschwert, doch die Studenten waren fasziniert.«
    »Und das hat wie zum Schreiben von Zeitungsartikeln dazugehört?«
    »Das hat den Horizont der Studenten erweitert, und davonkönnen sie zehren, wenn sie schreiben. Es hat ihr Wissen von der Welt vertieft, ihre emotionale Palette farbiger gestaltet.«
    »Sie sind süchtig nach Vampiren.« Ich verdrehte die Augen und warf Bill einen kurzen Blick zu. »Sie sind buchstäblich ein Vampirsüchtiger.« Ich konnte es alles in Harp Powells Gedanken lesen: die Begierde, die Faszination, die schiere Freude, die es ihm bereitete, diesen Abend zusammen mit Bill zu verbringen. Sogar ich war interessant für ihn, nur weil er aus meiner Vergangenheit folgerte, dass ich Sex mit Vampiren gehabt hatte. Und er hatte den Eindruck gewonnen, dass ich irgendeine kuriose Supra-Existenz ganz eigener Art war. Er wusste nicht genau, wie ich mich von anderen Leuten unterschied, aber er wusste, dass es einen Unterschied gab. Ich neigte den Kopf und überprüfte seine Gedanken. Er war selbst ein wenig anders. Vielleicht ein winziger Tropfen vom Blut der Elfen? Oder der Dämonen?
    Ich streckte den Arm aus und griff nach seiner Hand, und er sah mich mit Augen groß wie Untertassen an, während ich seinen Kopf durchstöberte. Ich fand nichts, das moralisch abstoßend oder anzüglich gewesen wäre. Na gut, ich würde Bill den Gefallen tun.
    »Okay«, sagte ich und ließ seine Hand los. »Weshalb sind

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