Vampirnacht
Dunkelmond-Priesterinnen der Mondmutter ihre Zauberinnen und Hexer seien.«
Aeval lächelte freudlos. »Der dunkle Mond herrscht über das Unsichtbare. Der dunkle Mond verbirgt Geheimnisse. Während der zweiten, der abnehmenden Jahreshälfte werden die Schleier dünner. Du bist eine Mondhexe und eine Priesterin, doch deine wahre Macht liegt im Abgrund, in der violetten Flamme des Todes. Wie deine Cousine Morgana, so bist auch du ein Kind der Dämmerung, meine Liebe, gefangen zwischen den Welten. Zwischen den Rassen. Zwischen Tag und Nacht.«
Sie glitt davon, und ihr langes Kleid schleifte mit einem Flüstern wie von Blättern über den Boden. »Camille, sei bereit. Beltane wird kommen, und die Drachen werden fliegen, die Götter sich paaren. Und du, du wirst am Kopf der Wilden Jagd reiten – und du und dein Priester werdet lernen, was es bedeutet, der Nacht zu gehören. Die Irrlichter sind hervorgekommen, weil sie mit den Geistern leben, und die Geister singen in letzter Zeit ein fröhliches Lied.« Und dann strich eine Brise an mir vorüber, und sie verschwand, als wäre sie nie da gewesen.
Wir starrten in den leeren Garten. Die Nacht war still. Soweit wir hören konnten, kroch dort draußen nichts herum. Wir machten kehrt und gingen langsam zurück zum Haus.
Mit noch mehr Rätseln als Antworten kamen wir wieder herein. Erschöpft ließen wir uns auf Sofas und Sessel fallen und starrten in die Runde. Irgendwie fanden wir keinen richtigen Anfang.
»Wo stehen wir?«, fragte Delilah. »Was wissen wir? Was wissen wir nicht?«
»Wir wissen, dass Gulakah hier in Seattle ist. Dass ein Haufen dämonischer Geister – Bhutas – in der Stadt herumstreift. Wir wissen nicht, ob es da eine Verbindung gibt, aber ich halte es für wahrscheinlich.« Shade spielte gegen sich selbst Fingerhakeln.
»Carter hat mir gesagt, dass es im Greenbelt Park District schon viel länger spukt, als Gulakah hier ist. Aber ich wette, das Viertel mit seiner starken Geisteraktivität zieht ihn an. Und diese Aktivität ist in den letzten paar Monaten eindeutig gestiegen. Das könnte auch damit zu tun haben, dass der Fürst der Geister in der Stadt ist.« Ich runzelte die Stirn. »Was noch?«
»Wir wissen, dass magisch Begabte angegriffen und ausgesogen werden. Lindseys Zirkel, Chase … und ich bin sicher, dass es noch mehr gibt. Dafür sind anscheinend die Bhutas verantwortlich. Wenn sie den Leuten Energie abzapfen, kommt sie dann direkt ihnen zugute, oder nährt sie den, der sie beherrscht?« Camille kratzte sich am Kopf.
»Wahrscheinlich beides. Der Bhuta hat Chase angegriffen, um ihn zu kontrollieren. Und Chase kontrolliert die AETT s.« Da kam mir ein Geistesblitz. »Ich glaube, das hat Aeval gemeint – Schattenschwinge führt vielleicht gar keinen offenen Krieg, sondern schleicht sich durch die Hintertür herein. Was würde es bedeuten, wenn er einige der wichtigsten Persönlichkeiten der Gesellschaft unter seine Kontrolle bringen könnte … die Machthaber?«
»Bewusstseinskontrolle … dann könnte er alles Mögliche arrangieren. Er könnte euch drei sonst wohin deportieren oder töten lassen. Aber nicht jeder in der Regierung ist übernatürlich oder magisch begabt«, bemerkte Smoky.
»Nein, aber es müsste genügend Leute mit latenten Kräften geben, die ihm anziehend erscheinen. Wir können nicht sicher sein, dass das sein wahres Ziel ist, aber wir müssen es berücksichtigen.« Ich zog Stiefel und Strümpfe aus und legte die Füße auf den Couchtisch. Ich hatte mir die Zehennägel lackiert – leuchtend rot.
»Die Anderwelt steht kurz vor dem Ausbruch eines offenen Krieges. Hier drüben wird der Krieg verdeckt geführt. Die beiden Welten sind völlig verschieden und verlangen unterschiedliche Strategien. Das ist Schattenschwinge sicher klar, also sehen wir jetzt vermutlich das Ergebnis ziemlich langfristiger Planung.« Trillian saß an einem Ende des Sofas, Smoky am anderen. Camille streckte sich zwischen ihnen aus, bettete den Kopf in Trillians Schoß und legte die Füße auf Smokys Knie. Er massierte sanft ihre Zehen, während Trillian ihr übers Haar strich.
Morio setzte sich vor sie auf den Boden. »Also – zwei verschiedene Fronten, zwei verschiedene Schlachtpläne.«
»Und mein Volk – die Menschen – wissen nicht, dass Atomwaffen gegen Dämonen nicht viel nützen würden. Aber ihr wisst, dass unsere Regierungen genau dazu greifen würden, wenn sie von dieser Gefahr wüssten. Schattenschwinge
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