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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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meinetwegen zum AND versetzt.« Camille machte ein finsteres Gesicht. »Mein Chef hatte mich schon seit Jahren auf dem Kieker, weil ich nicht mit ihm ins Bett gehen wollte. Ich habe einen sehr wichtigen Fang gemacht – ich habe Roche erwischt, einen Serienmörder und ehemaligen Gardisten der Des’Estar. So habe ich auch Trillian kennengelernt, in einem Nachtclub, den ich damals observiert habe.«
    »Und diese Festnahme hat deine Position in der Abteilung nicht gefestigt?«
    »Mein Chef, Lathe, hat wirklich alles versucht, um mich ins Bett zu kriegen. Er ist ein Sadist und genießt es, Frauen zu demütigen. Als ich ihm Roches Leichnam vor die Füße geworfen habe, konnte er mir die Gehaltserhöhung und eine Belobigung nicht mehr vorenthalten. Drei Wochen später hat Dredge Menolly erwischt. Und danach hat Lathe alles darangesetzt, mir das Leben zur Hölle zu machen.«
    »Hättest du ihn nicht wegen sexueller Belästigung anzeigen können?«, fragte Chase verwundert.
    »In der Anderwelt gilt sexuelle Belästigung nicht als Vergehen. Sie ist nur dann ein Problem, wenn der einzelne Arbeitgeber oder Vorgesetzte sie verboten hat. Unter den Feen ist sie praktisch normal. Vor allem, wenn man ein Halbblut ist, so wie ich.« Sie verzog das Gesicht. »Als der AND als eigenständige Behörde gegründet wurde und sie Agenten rekrutiert haben, wollte niemand dorthin wechseln. Tja, so gut wie niemand. Aber Lathe hat mich buchstäblich rausbefördert … und da dachten sie wohl, auf diese Weise könnten sie uns alle drei zugleich loswerden. Wir wurden alle dem AND zugewiesen.«
    Delilah seufzte. »Mich mochten sie nicht, weil ich zu zimperlich war, wenn es darum ging, jemanden hart anzufassen. Dieses Problemchen habe ich wohl inzwischen überwunden.«
    Ich lachte. »Allerdings, Kätzchen. Das kann man wohl sagen. Und mich wollten sie einfach nur loswerden. Eine Vampirin im YND war peinlich, ein Schandfleck, aber sie konnten mich nicht einfach feuern, weil sie ja schuld daran waren, dass ich Dredge in die Hände gefallen war. Mich allein in dieses Nest zu schicken, ohne jede Verstärkung – das hätte einen sehr hässlichen Skandal gegeben, und ich hätte denen großen Ärger einbringen können.«
    »Entschuldigt die Unterbrechung, aber wir sind da.« Morio bog in den Parkplatz ein. »Seid vorsichtig. Wir haben keine Ahnung, was sich hier alles herumtreibt. Ich weiß noch nicht mal, was eigentlich aus dem Portal geworden ist.«
    Camille öffnete die Tür und stieg aus. Die Nachtluft war kalt. »Aeval hat mir gesagt, dass sie es nicht dauerhaft versiegeln kann. Das verdammte Ding wird immer stärker.«
    »Wunderbar.« Ich blickte mich auf dem Parkplatz um.
    In der Nähe stand ein schwarzer Wagen – der gehörte vermutlich Romans Leibwächter. Sonst waren keine Autos zu sehen. Die Wege waren nicht mehr mit Schnee bedeckt, doch es regnete wieder – ein leichtes Nieseln, das einem auf die Nerven gehen konnte. Die Bäume ragten als kahle, schwarze Silhouetten vor dem Nachthimmel auf. Hohe Tannen und Zedern überragten die Laubbäume, deren zukünftige Blätter noch nicht mehr als Knospen an den Zweigen waren.
    Ich zeigte auf einen der Parkwege. Ich spürte den Vampir ganz in der Nähe. Wir gingen in diese Richtung los, und ich rief: »Standers? Ich bin’s, Menolly …«
    Kaum hatte ich meinen Namen genannt, schlüpfte er hinter einem Busch hervor. Er war mittelgroß und war einmal ein VBM gewesen. Jetzt trug er Romans Uniform – schwarzer Rolli, schwarze Jeans, schwarzes Hemd mit Romans Wappen auf der Brusttasche.
    »Miss Menolly, danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Der Herr sagte, Sie würden sich gleich auf den Weg machen.« Er zögerte und ließ den Blick über unsere kleine Gruppe schweifen. »Bitte folgen Sie mir. Ich habe dafür gesorgt, dass nichts den Leichnam berührt, seit ich ihn gefunden habe.« Damit führte er uns den Weg entlang zu der Stelle, wo zwei hohe Tannen nebeneinanderstanden. Wir waren nicht weit vom Portal entfernt, und mir fiel auf, dass sowohl Camille als auch Chase nervös in die Richtung den Pfad entlangspähten.
    »Hier, hinter diesem Gebüsch.« Standers führte uns zwischen Bäumen hindurch auf eine Lichtung. Die Wiese war nass, getränkt vom vielen Regen. Es duftete nach Moos und nach Moder, Pilzen und säuerlicher Erde. Die Wälder hier im Nordwesten hatten einen starken Duft, und sie waren kalt und frisch. Regen auf Zedern gehörte zu den Gerüchen, die ich oft bewusst wahrnahm, indem

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