Vampirnacht
und die Seele fliegt frei. Mögest du den Weg zu deinen Ahnen finden. Mögest du den Weg zu den Göttern finden. Mögen Lieder und Legenden deines Mutes und deiner Tapferkeit gedenken. Mögen deine Eltern stolz auf dich sein und deine Kinder dein Geburtsrecht weitertragen. Schlaf und wandle nicht länger.«
Danach warteten wir auf Chases Team. Ich setzte mich in Andrees’ Nähe, weit genug weg, um am Tatort möglichst nichts mehr zu verändern, aber nah genug, um über ihn zu wachen. Camille und Delilah leisteten mir bei meiner stummen Totenwache Gesellschaft.
Ich hatte das Gefühl, dass ich ihm das schuldig war. Er war einer von uns – ein AND -Agent, der seine Arbeit gut gemacht hatte. Und dank der idiotischen Bürokraten war er zum falschen Zeitpunkt an den falschen Ort geschickt worden, ohne Verstärkung, ganz allein, und er hatte mit seinem Leben dafür bezahlt.
»Was jetzt?« Camille zitterte und zog ihre Jacke fester um sich.
»Wir fahren zu Carter. Ich habe euch vorhin nichts gesagt, weil wir uns beeilen mussten, aber Carter hat angerufen, als ich mit Roman telefoniert habe. Er hat Berichte aus Portland, dass einigen Hexen dort die Energie abgezapft wird. Und noch etwas wollte ich euch erzählen, das hatte ich ganz vergessen. Als ich gestern bei Carter war, waren die Banne um seine Wohnung gebrochen. Heute hat er seine Hexe oder Zauberin angerufen, und sie wollte offenbar nicht so recht darüber reden.«
»Verdammt. Dann breiten sich diese Bhutas also aus? Wir müssen schnell feststellen, wie weit sie sich schon verbreitet haben. Wenn Gulakah sie kontrolliert und sie auch in anderen Landesteilen auftauchen, könnte er bald erschreckend viele hilflose Marionetten tanzen lassen.« Delilah presste die Lippen zusammen und trat von einem Fuß auf den anderen.
Eine Eule rief leise zwischen den Bäumen und kündigte weitere Eindringlinge an. Es waren Mallen und das Forensiker-Team. Als sie den Tatort übernahmen, baten wir Chase, lieber mit uns zu kommen. Er war noch immer leichte Beute für die dämonischen Geister, und wir mussten ihn im Auge behalten. Bedrückt machten wir uns auf den Weg zu Carter.
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Kapitel 15
A ls wir am
Galaxy Club
vorbeifuhren, machte ich Camille darauf aufmerksam. »Den Laden solltest du dir mal ansehen. Ich glaube, die Bhutas könnten sich da eingenistet haben. Nur so ein Gefühl.«
»Was du heute kannst besorgen …« Sie schnappte sich ihre Handtasche. »Lass mich aussteigen. Ich gehe rein und sehe mich um. Du kannst mich wieder abholen, wenn ihr bei Carter fertig seid. Er wohnt ja gleich um die Ecke.«
Morio hielt in einer Parklücke und stellte den Motor ab. »Schön, aber du gehst nicht allein da rein. Kommt nicht in Frage.«
»Mir passiert schon nichts …«, begann sie, doch er packte sie am Handgelenk.
»
Nein.
Einfach – nein. Du nimmst Menolly und Shade mit. Die werden mit so ziemlich allem fertig. Delilah, Chase und ich besuchen inzwischen Carter.«
Ich unterdrückte ein Grinsen und wartete auf die Explosion. Camille hatte drei ausgesprochen besitzergreifende Ehemänner – Morio war noch der gelassenste. Wenn die versuchten, ihr Vorschriften zu machen, flog sie ihnen normalerweise um die Ohren. Doch während die beiden sich nun in die Augen sahen, beugte er sich vor und starrte sie durchdringend an.
»Denk nicht mal daran, mir zu widersprechen, sonst erzähle ich es Smoky und Trillian, und dann kannst du was erleben.« Er zog eine Augenbraue hoch und küsste sie auf die Nasenspitze. »Hast du verstanden, Weib?«
»Schön. Ich habe verstanden.« Sie schnaubte empört. »Dann kommt, ihr zwei.«
Sie stieg aus, und Shade und mir blieb gar keine Zeit für Diskussionen. Wir folgten ihr die Straße entlang zu dem Club. Ich hatte eigentlich Carter sehen wollen, aber Morio hatte recht. So war es am sichersten.
»Deine Männer haben wohl ihre feste Hand entdeckt.« Shade ging auf der Straßenseite des Gehsteigs und ich ganz innen, so dass wir Camille zwischen uns hatten.
Ich lachte. »Die brauchen sie auch, wenn sie Camille im Griff haben wollen.«
»He, was soll das? Müsst ihr jetzt alle auf mir herumhacken?« Camille verdrehte die Augen gen Himmel.
Shade zuckte mit den Schultern. »Ich kann mir auch vorstellen, dass es mit dir am Ruder gar nicht anders geht.«
Camille fuhr herum und funkelte ihn an, doch als sie sein Grinsen sah, gab sie ihm einen Klaps auf den Arm. »Du kannst von Glück sagen, dass du der Verlobte meiner kleinen Schwester bist,
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