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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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ich mich zum Einatmen zwang. Ein Geruch, der wach machte.
    Der Regen tröpfelte von den Nadeln auf unsere Gesichter und unser Haar. Ich blinzelte einen Tropfen weg, der mir ins Auge zu fallen drohte, und ging um den letzten Heidelbeerbusch herum. Da lag jemand auf dem Boden, mit getrocknetem Blut bedeckt und sehr, sehr tot.
Andrees.
    Camille und Delilah holten zu mir auf, und dann blieben auch Morio, Shade und Chase neben uns stehen. Camille ließ den Kopf hängen. Delilah stieß einen leisen Schrei aus und schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Ja, das ist Andrees«, sagte ich leise. Ich kniete mich auf der einen Seite neben den Leichnam, Chase auf der anderen. Der Zustand der Leiche ließ keinen Zweifel daran, dass Andrees ermordet worden war. Doch die einzelne Schusswunde im Kopf konnte nicht dazu geführt haben, dass der restliche Körper so übel zugerichtet war, und die Kratzer und Spuren an ihm sahen nicht so aus, als hätte ein Tier sie hinterlassen.
    Chase starrte einen Moment lang auf ihn hinab. Dann sagte er: »Ich glaube, er war schon tot, als er so zerfetzt wurde. Dieser Schuss weist auf eine Exekution hin – er wurde ermordet und hier abgelegt. Auf den ersten Blick ein Raubüberfall oder ein Bandenmord. Aber diese Schnittwunden … die sehen aus, als seien sie nach seinem Tod entstanden. Ich muss Mallen herholen.«
    Er zückte sein Handy und wählte eine Nummer. »Mallen, bist du noch auf? … Dann zieh dich an. Wir brauchen dich im Tangleroot Park. … Nein, keine Verletzten, aber ein sehr toter Feen-Agent. Bring ein Forensik-Team mit. Die Todesursache war ganz sicher nicht natürlich.«
    Während Chase telefonierte, gingen Delilah und Camille ein Stück den Weg entlang. Ich folgte ihnen, schob mich in die Mitte und schlang einen Arm links, einen rechts um die Taillen meiner Schwestern. »Es tut mir leid. Delilah, ich weiß, dass du Andrees besonders mochtest.«
    Sie nickte betroffen. »Er war ein guter Mann. Ein guter Agent. Zeitweise dachte ich wirklich, wir könnten eine Chance haben …«
    »Ich weiß.« Ich blickte zu Camille auf. »Wie fühlst du dich?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Geht schon. Müde. Ich bräuchte endlich mal Zeit, richtig durchzuatmen.« Dann lachte sie freudlos und fügte hinzu: »Ach, ihr wisst schon, was ich meine.«
    »Ja, weiß ich.« Ich blieb stehen. »Hört ihr das?«
    Wir fächerten uns auf und schwärmten aus. Irgendetwas vor uns machte ein seltsames Geräusch. Ein Brummen oder eher ein rhythmisches Summen.
    Als wir um die nächste Wegbiegung kamen, stöhnte Camille auf. »Das Portal. Es ist wieder aktiv.«
    Tatsächlich. Das Portal, das eigentlich permanent überwacht werden sollte, war unbewacht, und es schimmerte in der Dunkelheit. Eine schwache Melodie summte durch die Luft und flüsterte vom Frühling, von Einladungen und Teegesellschaften, von Tulpen und milden Brisen an warmen Tagen. Sogar ich konnte die Verlockung spüren, die davon ausging.
    »Verdammt, die beiden schon wieder.« Camille schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, was Tra und Herne da treiben?« Herne, der Gott des Waldes, und sein Sohn Tra waren uns beim letzten Mal begegnet, als wir durch das Portal gegangen waren, und das war kein so angenehmes Erlebnis gewesen.
    Delilah räusperte sich. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    »O nein, auf keinen Fall!« Ich sprang zwischen die beiden und das Portal. »Wagt es ja nicht. Wir haben keine Ahnung, was uns diesmal auf der anderen Seite erwartet. Denkt daran, dass Yanni Finnentaucher da drüben ist, und noch andere, schlimmere Alte Feen.«
    Camille nickte langsam. »Stimmt. Wenn wir nur endlich herausfinden könnten, warum wir es nicht schaffen, das Ding zu schließen. Es kann nur daran liegen, dass die Alten Feen es benutzen, und ihre magische Macht ist stärker als Titanias oder Aevals, von der Magie, die Morio und ich wirken, ganz zu schweigen.«
    Wir starrten die übernatürliche Tür an, als rechneten wir jeden Moment damit, dass irgendetwas herauskommen könnte. Als sich nach einer Weile nichts getan hatte, kehrten wir zu Chase und zu Andrees’ Leichnam zurück. Wir konnten nichts für ihn tun, also flüsterten wir drei wieder einmal schweren Herzens unser Gebet für die Toten. Es sollte seiner Seele helfen, das Land der Silbernen Wasserfälle zu finden. Chase, Morio und Shade standen respektvoll mit gesenkten Köpfen daneben.
    »Was Leben war, ist verdorrt. Was Gestalt war, verfällt. Sterbliche Ketten lösen sich,

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