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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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musste ich mich zufriedengeben. Mein Blick huschte zur Tür. Noch konnte ich es mir anders überlegen. »Was wird geschehen, wenn ich dieses Band nicht löse?«
    »Irgendwann wird es euch beide unwiderstehlich zueinander hinziehen. Es wird nicht mit der Zeit vergehen, falls du darauf hoffen solltest. Die Seelenverbindung mit deiner Schwester
und
mit dir wird den Yokai sehr belasten.« Roman faltete die Hände im Schoß und wartete ab.
    Ich hatte Morio das Leben gerettet, aber zu welchem Preis? Ihn unwissentlich an mich zu binden, war genauso schlimm, wie damals Vanzirs Leben und seine Seele an uns zu ketten. Eine Art Sklaverei. Erin hatte die Entscheidung selbst getroffen – sie war dem Tod sehr nahe gewesen und hatte darum gebeten, erweckt zu werden. Aber in Morios Fall hatten wir die Entscheidung getroffen. Und ich wusste zwar, dass er dankbar war, noch am Leben zu sein, aber jetzt war er weder ein Vampir noch ganz sein eigener Herr.
    »Was wird mit ihm geschehen, wenn ich das Ritual vollziehe?«
    »Sein Blut wird nicht mehr nach deinem rufen. Es ist ein wenig anders, wenn man jemanden erweckt. Du hast Erin erweckt und weißt ja, wie sie auf dich reagiert. Das ist normal. Aber es ist nicht normal, dass ein Lebender Vampirblut erhält, und das erzeugt eine Art Widerspruch in seinem Wesen. Er wird nie wieder der sein, der er vor der Infusion war, aber nach dem Ritual wird er sich nicht mehr zwischen dir und Camille wie zerrissen fühlen.«
    Ich nickte. Das reichte mir. »Wenn er dadurch nicht in Gefahr gerät …«
    »Nein.« Seine frostigen Augen sahen mich durchdringend an. »Triff eine Entscheidung, Menolly. Du musst wählen. Ich biete dir die Chance nur dieses eine Mal. Und ich tue das nicht leichthin, denn das Ritual wird uns beide auf ewig binden. Vielleicht werde ich das eines Tages bereuen, aber wir können eben nicht in die Zukunft sehen.«
    Ich neigte den Kopf in den Nacken und starrte zu der leuchtend blauen Decke auf. »Dann los«, murmelte ich.
    Roman stand auf und bedeutete mir, auf den Knien hocken zu bleiben. Mit ausgestreckten Armen ging er um den Raum herum.
    »Ehrwürdige Kesana, Mutter des Blutes, Dämonentochter, höre mich an. Wie du einst die Blutlust nahmst, so sieh mich jetzt mein Blut vergießen, um eine zu erwecken, die bereits verwandelt ist.« Er wandte sich um, kehrte langsam zu dem Kissen zurück und kniete sich wieder hin. Dann nahm er den Dolch und hielt ihn hoch. »Segne den Dolch, der Blut hervorholt. Segne die Klinge, die Leben fließen lässt. Segne die Schneide, die Haut durchdringt. Menolly, nimm den Kelch und halte ihn unter mein Handgelenk.«
    Er zog seinen rechten Ärmel zurück und streckte den Arm aus. Ich hielt den Kelch unter sein Handgelenk, und er stöhnte, als die silberne Klinge seine Haut aufschlitzte. Die Wunde begann sofort zu gären, riss weiter auf und färbte sich tiefrot. Blut blubberte langsam daraus hervor – wenn wir bluteten, dann floss das Blut langsam und zähflüssig, es sickerte eher, als zu fließen oder zu spritzen wie bei den Sterblichen.
    Das Blut tropfte in den Kelch, sattrot und mit einem berauschenden Duft wie von Wein. Gebannt sah ich zu, wie Roman in den Kelch blutete. Er massierte seinen Arm, um den Blutfluss zu beschleunigen, bis der Kelch halb voll war. Dann reckte er den Arm in die Höhe und wartete ab, bis die Schnittwunde verheilt war. Das dauerte etwa fünf Minuten.
    »Jetzt bist du an der Reihe.« Er reichte mir den Dolch, und ich hielt ihn vorsichtig in der Hand und betrachtete die Silberklinge. Ich wusste nicht genau, warum wir dazu Silber benutzen mussten, aber dies war nicht der passende Zeitpunkt für Fragen. Mein Gewand hatte keine Ärmel, also streckte ich nur den rechten Arm über den Kelch, den jetzt Roman hielt, und zog die silberne Klinge tief durch meine Ader.
    Das Silber brannte wie glühendes Eisen. Ich konnte mich gerade noch beherrschen, nicht aufzuschreien. Mein Blut sickerte langsam in das Kristallgefäß hinab und vermischte sich mit Romans. Ich sah den Tropfen zu, die seinen roten Saft aufspritzen ließen, und mich überlief ein Schauer. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, was das bedeuten könnte. Dredge war mein Meister, doch ich war ihm entkommen, und die Entfernung hatte seine Macht über mich abgepuffert. Zwischen Roman und mir gab es eine solche Entfernung nicht.
    Als der Kelch fast voll war, gab er mir ein Zeichen, und ich hielt den Arm in die Höhe und sah zu, wie die Wunde verheilte. Als er den

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