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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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seine Hand hinab, ignorierte sie und landete leichtfüßig auf dem Rasen. Camille starrte ihn an, nahm dann Trillians dargebotene Hand und stieg anmutig aus. Delilah biss sich auf die Lippe, doch dann hielt sie sich ganz kurz an Vaters Hand fest und ließ gleich wieder los, sobald ihr Fuß den Boden berührte.
    »Hier arbeitest du also jetzt?« Irgendjemand musste ja das Eis brechen. Obwohl die Eiszeit von mir aus ewig hätte dauern können, war ich um Camilles willen bereit, es anzupacken.
    Sephreh nickte. »Ja, das ist mein neues Hauptquartier.« Er zögerte und seufzte dann tief. »Ihr werdet es ohnehin bald erfahren. Ich bin kein Botschafter mehr. Seit gestern Morgen gehöre ich wieder der Garde Des’Estar an, aber ich wurde zum Spezialkommando befördert. Ich bin der Verbindungsoffizier zwischen AND und Des’Estar.«
    »Gratuliere.« Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Vom persönlichen Ratgeber und Botschafter der Königin degradiert zu werden, konnte sich nicht gut anfühlen, aber das Spezialkommando bedeutete eine große Beförderung innerhalb der Garde – etwas, worauf Vater jahrelang hingearbeitet hatte. Er war immer wieder übergangen worden wegen seiner menschlichen Ehefrau.
    Sephrehs Miene hellte sich auf. »Danke, Menolly. Darauf habe ich lange gewartet. Was den Posten des Ratgebers angeht – sagen wir einfach, das war nicht das Richtige für mich. Und ehe du fragst, die Königin und ich sind nicht mehr … liiert.« Das schien ihn nicht allzu sehr zu bedrücken. Ich hatte nicht das Gefühl, dass diese Trennung ihm das Herz gebrochen hatte.
    Camille warf ihm einen langen Blick zu und rauschte dann ins Haus, Trillian ihr dicht auf den Fersen. Delilah zögerte einen Moment, folgte ihr aber dann, zusammen mit Shade, Vanzir und Roz. Chase sah mich fragend an. Ich bedeutete ihm mit einem Nicken, hineinzugehen. Als mein Vater und ich allein waren, lehnte ich mich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wirst du dich bei Camille entschuldigen? Denn wenn du das nicht vorhast, können wir ebenso gut gleich wieder nach Hause fahren.« Es war höchste Zeit für offene Worte. Jetzt wurde nicht mehr um den heißen Brei herumgeredet. Camille würde nicht mit ihm sprechen, und Delilah brachte es nicht über sich, ihn zur Rede zu stellen, also war ich dran.
    Vater neigte den Kopf zur Seite und lächelte freudlos. »Diplomatie war noch nie deine Stärke, nicht? Du warst schon immer sehr unabhängig. Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass Camille meinen Wünschen nicht gehorcht.«
    Ich schnaubte. »Diplomatie nützt mir nichts. Nicht in einer Situation wie dieser. Sieh es ein,
Daddy.
Du hast Mist gebaut. Du hast Camilles ganze Liebe und Hingabe weggeworfen, trotz allem, was sie für dich getan hat.
Für uns.
Du hast sie ausgeschlossen. Und als Hyto sie entführt hatte, hast du dich benommen wie der letzte Arsch.«
    »Mir ist bewusst, dass ich einen Fehler gemacht …«
    »Einen
Fehler
nennst du das? Weißt du überhaupt, was deiner Tochter angetan wurde? Weißt du, was dieser Perverse mit ihr gemacht hat? Er hat ihr das Herz in Stücke gerissen und den Körper in Fetzen. Ihr eigener Schwiegervater hat sie vergewaltigt, gedemütigt und bewusstlos geschlagen. Aber sie hat es überlebt. Sie hat überlebt, so wie ich das überlebt habe, was Dredge mir angetan hat.«
    »Bitte nicht …« Er hob die Hand, aber das ließ ich mir nicht gefallen.
    »O nein! So leicht kommst du nicht davon. Du hast einen
Fehler
gemacht? Tja, Pech für dich. Wir haben für deine Fehler bezahlt. Es passt dir vielleicht nicht, dass wir unabhängig sind und unsere eigenen Entscheidungen treffen, aber eines solltest du verdammt noch mal kapieren: Du hast Kämpferinnen großgezogen. Du hast Frauen großgezogen, die überleben. Die sich weigern, sich zu unterwerfen. Die niemals kampflos aufgeben. Du hast uns gelehrt, dass Familie sehr wichtig ist. Tja, wir drei sind eine Familie – wir stehen zusammen. Hat es dich wirklich überrascht, dass wir uns von dir abgewandt haben, als du dich von uns abgewandt hast?«
    Sephreh legte den Kopf in den Nacken, und sein Pferdeschwanz fiel lang über den Rücken hinab. »Nein«, sagte er nach einer kurzen Pause. »Nein, das überrascht mich nicht. Glaub, was du willst, aber ich bin sehr stolz darauf, euer Vater zu sein. So stolz wie auf sonst nichts, was ich im Leben getan habe.« Er holte tief Luft. »Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber ja, ich habe mich geirrt. Ich habe

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