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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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hatte er nichts geahnt. Er war als Späher ausgebildet worden, und ursprünglich hatte der AND ihn auf Dredge ansetzen wollen. Doch er hatte sich ein schlimmes Fieber eingefangen und war einen guten Monat ausgefallen. Deshalb hatten sie den Auftrag an mich weitergeschoben. Seither war er mir aus dem Weg gegangen, und ich hatte ihm angesehen, wie schuldig er sich fühlte. Ich hatte ihm schon immer mal sagen wollen, dass er nichts dafürkonnte, aber ich hatte nie Gelegenheit dazu gehabt. Vielleicht bekam ich sie jetzt.
    »Damit, dass der AND uns hat ausspähen lassen, beschäftigen wir uns später.« Camille straffte die Schultern. »Wo haben sie ihn hingeschickt?«
    Sephreh blätterte in einer Akte. »Irgendwo nach … West Seattle. Eine Gegend namens White Center. Wir hatten dort ein kleines Geschäft, einen Massagesalon an der Roxbury Street. Geführt von Iyor, einem unserer Agenten. Wir haben Andrees dorthin geschickt. Er sollte Iyor kontaktieren und sich dann zu euch vorarbeiten. Aber wir haben nichts mehr von ihm gehört, seit er das Portal betreten hat.«
    »Ihr habt Andrees nach
White Center
geschickt? Zu einem
Massagesalon?
Dir ist schon klar, dass das ein Bordell ist?«
    »Ein Bordell? Nein – hier steht Massagesalon.« Vater blickte verwirrt drein.
    »Glaub mir, in dem Viertel bedeutet das ganz was anderes.«
    Sephreh blinzelte. »Tja, unser Fehler. Aber der Massagesalon ist geschlossen, und wir können unseren Agenten Iyor auch nicht erreichen.«
    »Eines kann ich euch garantieren: Wenn ihr zu eurem ›Masseur‹ keinen Kontakt mehr habt, ist er entweder tot oder er hat sich selbständig gemacht, als Zuhälter, Drogenhändler oder bei einer der Gangs. Und was Andrees angeht … einen Agenten, der noch nie in der Erdwelt war, allein da herumlaufen zu lassen? Ohne richtige Vorbereitung? Zu welcher Tageszeit habt ihr ihn rübergeschickt?«
Bitte sag jetzt nicht »bei Nacht«, bitte nicht »bei Nacht« …
    Sephreh ließ die Akte auf den Tisch fallen. »Bei Nacht. Ich nehme an, das war auch ein Fehler? Also, nehmt ihr den Auftrag an? Werdet ihr wieder für uns arbeiten und uns helfen, Andrees zu finden?«
    Ich wechselte einen Blick mit Camille und Delilah. Beide nickten kaum merklich. »Schön, aber zu unseren Bedingungen, und wir verlangen Nachzahlung des Gehalts seit unserer Entlassung, eine Gehaltserhöhung, Einsetzung in den vorherigen Status und freie Hand.
Wir
leiten die Erdwelt-Einsätze, und
wir
bauen dort drüben ein neues AND -Hauptquartier auf, und zwar so, wie es sinnvoll ist. Wenn du dem zustimmen kannst, kommen wir überein. Aber überleg nicht zu lange. Ich muss nach Hause.«
    Sephreh hustete, und Roz und Vanzir brachen in Gelächter aus.
    »Sie schaffen es doch jedes Mal, Mann«, sagte Vanzir. »Schlagt besser ein, solange das Angebot auf dem Tisch liegt.«
    Sephreh rang sich ein schwaches Lächeln ab. »Ihr habt zweifellos recht, Herr Vanzir. Zweifellos.« Er wandte sich mir zu. »Abgemacht. Ihr bekommt, was ihr wollt. Andrees wird seit drei Tagen vermisst. Was sollen wir tun?«
    Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf. »Erst legen wir die Einzelheiten unserer Abmachung fest. Dann gehen wir nach Hause und suchen nach Andrees. Und wir sollten uns wirklich beeilen, denn mir bleibt nicht mehr viel Zeit, bis die Sonne aufgeht.«
    Die anderen standen auf und streckten sich. Vater verteilte Dossiers und rief eine Sekretärin herein. Wir hatten viel Arbeit vor uns und großen Zeitdruck. Außerdem mussten wir noch Darynal und seine Truppe im Auge behalten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass uns eine arbeitsreiche Woche bevorstand. Oder eher ein arbeitsreicher Monat.

[home]
    Kapitel 4
    A nderthalb Stunden vor Sonnenaufgang waren wir damit fertig, die Einzelheiten festzulegen. Die Einladung, noch einen Tag und eine Nacht zu bleiben, damit wir ein wenig Zeit in unserem alten Zuhause verbringen konnten, lehnten wir ab. Die Nacht war ohnehin schon zu emotional gewesen. Delilah und Camille wirkten wie betäubt, sie brauchten dringend eine Pause. Verdammt, sogar ich brauchte eine Pause. Keine von uns stand auf solche Dramen, und die ganze Nacht war eine aufgewühlte Familienstreit-Talkshow gewesen.
    Außerdem wollten wir so schnell wie möglich mit der Suche nach Andrees beginnen. Er war ein netter Kerl, und die Vorstellung, dass er in der Umgebung der Roxbury Street herumirrte, machte mich verdammt nervös.
    Wir gingen nach draußen. Das nächste Portal zur Erdwelt war eine gute Meile

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