Vampirnacht
mich in Trillian geirrt. Ich habe mich dir gegenüber falsch verhalten. Und gegenüber Camille. Ich war blind.« Tränen blitzten in seinen Augen. »Ich wünschte, ich könnte alles rückgängig machen. Die Chance haben, noch einmal anzufangen.«
»In der Erdwelt bestreiten sie mit so was ganze Fernsehshows. Aber wir können nicht so tun, als sei all das nie geschehen. Du kannst jetzt nur noch eines tun: da reingehen und Camille um Verzeihung bitten. Und dich bei Trillian dafür entschuldigen, wie mies du ihn behandelt hast. Und dann können wir uns vielleicht unterhalten.« Ich maß ihn mit einem warnenden Blick. »Bei mir hast du dir sämtliche Chancen versaut. Aber wenn sie dir verzeihen, können wir wieder Friede-Freude-Eierkuchen spielen.«
Sephreh verzog das Gesicht. »Es tut mir leid. Ich habe ein Geschenk für dich – es ist noch nicht fertig, aber ich möchte unbedingt, dass du es bekommst. Ich glaube … ich glaube, es wird dir gefallen.«
»Beweise, dass du es ernst meinst. Tu alles, was ich gesagt habe, und dann … werde ich es vielleicht annehmen.« Damit wandte ich mich ab. Ich ließ ihn im Dunkeln stehen und rauschte durch die Tür. Sollte er mal spüren, wie es war, allein in der Kälte stehen gelassen zu werden. Sollte er ungestört mit seinem Gewissen ringen.
Als ich den Flur betrat, wurde mir klar, dass Tanaquar unseren lieben Vater praktisch nach Sibirien geschickt hatte. Oh, nach normalen Maßstäben war das Haus sehr luxuriös, aber am Standard von Hof und Krone gemessen glich es eher einer nackten Zelle bei Wasser und Brot. Tanaquar war wirklich stinksauer auf ihn.
Der Flur war etwa so groß wie ein Ballsaal mit mehreren Türen zu beiden Seiten. Links und rechts führten Treppen hinauf zu einer Galerie. Da oben lagen offenbar weitere Räume. Das Dekor war schlicht – Blau und Gold, die Farben von Y’Elestrial. Keine üppigen samtenen Vorhänge, kein Blattgold, keine Marmorstatuen, nur ein paar schlichte Säulen, die die hohe Decke stützten. Immerhin war der Marmor glänzend poliert, und das Entree hatte eine klare, offene Atmosphäre.
»Schön.« Shade sah sich um. »Das gefällt mir.«
Sephreh warf ihm einen kurzen Blick zu. »In dieser Stadt und in den Augen unserer Königin ist es ein Armenquartier. Mindestens eines hat sie mit ihrer Schwester Lethesanar gemein – sie liebt Luxus.«
Er wandte sich Camille zu und fiel auf ein Knie nieder. »Es tut mir leid. Ich habe mich geirrt, was dich angeht, und Trillian, und den Weg, den du eingeschlagen hast. Ich kann dich dafür nicht oft genug um Verzeihung bitten, aber ich flehe dich an, vergib mir. Gib mir eine Chance, mir dein Vertrauen wieder zu verdienen. Ich war nicht für dich da, als du mich brauchtest. Das kann ich nie wiedergutmachen, aber wenn du erlaubst, würde ich es gern versuchen. Eure Mutter hätte sich meiner geschämt. Und ich schäme mich auch.«
Camille holte tief Luft. Sie wechselte einen Blick mit Trillian, der ihr einen Arm um die Schultern legte.
»Trillian, bitte verzeih, dass ich so blind war. Du hast meiner Tochter die Liebe und Fürsorge gezeigt, die ich ihr hätte geben sollen. Du bist ein besserer Mann als ich. Ich habe mich in dir geirrt. Und wenn du erlaubst, würde ich dich gern in unserer Familie willkommen heißen.« Nun brach Sephreh zusammen, Tränen liefen ihm übers Gesicht. »Meine Maria hätte das alles so viel besser gehandhabt. Sie hätte dafür gesorgt, dass ich mir selbst treu bleibe, statt mich in höfische Politik verwickeln zu lassen.«
Da wurde uns allen klar, wie sehr er unsere Mutter immer noch vermisste. Er hatte sie nie losgelassen, hatte niemals bewusst Abschied genommen.
Camille trat langsam vor, ließ Trillians Hand aber nicht los. »Kommt das, was du sagst, von Herzen?«
Vater nickte. »Aus tiefstem Herzen. Du, meine Tochter, musstest meine Tiraden und Forderungen ertragen, die Aufgaben deiner Mutter zu übernehmen, perfekt zu sein. Und niemand, nicht einmal meine geliebte Maria, hätte die Rolle ausfüllen können, in die ich dich zwingen wollte. Selbst meine geliebte Frau hätte dem Geist ihrer Erinnerung nicht gerecht werden können.«
Camille neigte unsicher den Kopf zur Seite. Doch dann legte sie eine Hand auf sein Herz. »Halte dich an deinen Eid. Ich messe dich an diesen Worten. Ich werde dir eine zweite Chance geben, aber nur diese eine. Wenn du mir noch einmal das Herz brichst, wirst du mich nie wiedersehen.«
Trillian zog sie sanft an sich. »Sephreh ob Tanu,
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