Vampirnacht
nimm ihre Drohung ernst. Was mich angeht, so folge ich den Wünschen meiner Frau. Ich werde an deinem Tisch essen und dich respektvoll behandeln, solange du dasselbe tust. Aber wisse eines: Ich bleibe nicht, wo ich nicht willkommen bin, und ich dulde nicht, dass meine Frau sich herabwürdigt.«
Und damit hatten wir einen Waffenstillstand. Ich beobachtete die Szene schweigend, zusammen mit Delilah. Wir konnten nicht einfach vergeben und vergessen. Zu viel war geschehen, zu viele Landminen waren explodiert. Aber vielleicht … nur vielleicht … konnten wir alle zusammen weitergehen und wieder Gemeinsamkeiten entdecken.
Nach zurückhaltenden Umarmungen und Küssen versammelten wir uns um einen großen Tisch. Ich wurde allmählich müde, und das kam wirklich selten vor. Doch die emotionale Auseinandersetzung mit unserem Vater und den Stress mit Quall und seinen Kumpels hatten mich geschafft. Eine ordentliche Schlägerei mit einer Bande wie Crimsys Männern war mir allemal lieber als eine Drama-Queen-Szene nach der nächsten.
Vater ließ Essen auftragen – auch einen Kelch Blut für mich. Das Blut war frisch und süß, Feenblut … nicht menschlich. Ich fragte nicht, woher er es hatte.
»Wir haben ein ernstes Problem, und Tanaquar hat mich angewiesen, euch zu kontaktieren. Sie dachte, ich wäre der geeignetste Vermittler. Zunächst einmal können wir euch allen anbieten, eure alte Stellung beim AND wiederanzutreten. Volle Wiedereinsetzung in den vorherigen Status mit rückwirkender Lohnzahlung.«
Bombe Nummer eins. Damit hatte nun wirklich keine von uns gerechnet. Ich wechselte einen Blick mit den anderen, die genauso verwirrt dreinschauten, wie mir zumute war.
»Nach Tanaquars Gesprächen mit Königin Asteria erscheint es uns für alle vorteilhaft, wenn ihr Mädchen für beide Seiten arbeitet. Königin Asteria weiß von unserem Angebot.« Er hielt inne und ließ uns einen Moment Zeit zum Nachdenken.
»Wenn wir daran denken würden, zu welchen Bedingungen würden wir eingestellt und wer wäre unser direkter Vorgesetzter?« Wenn sie uns so sehr wollten, sollten sie uns auch was bieten. Der AND war viele Jahre lang unser berufliches Zuhause gewesen, doch er hatte mich auch in ein Vampirnest geworfen und uns mit einem Tritt in den Hintern erdseits versetzt, als wir nicht wie erwartet funktioniert hatten.
»Und was ist mit meiner Position an Aevals Hof? Das ist auf einmal kein Problem mehr?« Camille klang verbittert.
Sephreh rieb sich die Schläfen. »Anscheinend hat Tanaquar deswegen keine Bedenken mehr.«
»Und was ist mit dir?« Sie beugte sich vor und wartete unerbittlich auf eine Antwort. »Wie findest du es, dass ich mich den Feenköniginnen der Erdwelt angeschlossen habe?«
Er rieb sich die Stirn, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah sie über den Tisch hinweg an. »Ich gebe zu, dass ich davon immer noch nicht begeistert bin, aber ich werde mich dir nicht in den Weg stellen. Und es wird auch unsere Zusammenarbeit nicht beeinträchtigen.«
»
Unsere
Zusammenarbeit?« Jetzt war mir klar, worauf das hinauslief.
»Da ich der Verbindungsoffizier zwischen AND und Garde Des’Estar bin und zuständig für verdeckte Operationen … und da ihr meine Töchter seid … hat Tanaquar beschlossen, dass ihr direkt meinem Befehl unterstehen werdet – falls ihr euch dafür entscheidet, wieder für uns zu arbeiten. Euer direkter Vorgesetzter wäre ich.«
Vanzir, der es bis jetzt geschafft hatte, den Mund zu halten, schnaubte höhnisch. »Entzückend. Trautes Heim, keiner mordet allein?«
»Halt den Mund, Dämon.« Zerknirschung hin oder her, in der Hinsicht hatte Sephreh sich nicht geändert. »Bitte nehmt das Angebot an. Wir brauchen euch. Wir haben Schwierigkeiten und mussten alle anderen AND -Agenten abziehen, also brauchen wir euch dringend in der Erdwelt, vor allem jetzt.«
»Was für Schwierigkeiten?« Delilah zückte ihr Notizbuch. Sie hatte sich so daran gewöhnt, sich Notizen zu machen, dass sie die Rolle als Sekretärin auch ungefragt übernahm.
»Euer Freund Andrees … er wurde in die Erdwelt geschickt, um festzustellen, was ihr treibt. Aber er ist auf dieser Mission verschwunden. Wir haben keine Ahnung, was ihm zugestoßen sein könnte, wo er ist. Ihr müsst ihn finden.«
Andrees.
Er hatte die Ausbildung beim AND mit uns dreien zusammen durchlaufen. Wir hatten gemeinsam gelernt, und er hatte uns immer nur respektvoll behandelt. Delilah war sogar in ihn verknallt gewesen, doch davon
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