Vampirsaga 02 - Honigblut
Verlegenheit und ihre Gefühle nicht preisgeben.
Sie konnte spüren, wie sich der Kloß in ihrer Kehle verdickte. Sie versuchte die Tränen zurückzuhalten, während sein Lachen sie beschämte, erniedrigte, und ihr das Gefühl gab, minderwertig zu sein.
Sie wusste, dass ihre Schwester diesen frechen Kerl für seine Reaktion zurechtgestutzt oder verprügelt hätte. Ihr jedoch blieben beide Alternativen verwehrt. Alles, was sie tun konnte, war, ihre Trauer und Enttäuschung still hinzunehmen und so das bisschen Würde, welches ihr nach seiner Reaktion übrigblieb, zu behalten.
Xylos war verwirrt, als er die Tränen in Melanies Augen aufblitzen sah, und sie den Blickkontakt abbrach. Für Sekunden schien es, als würde sie sich in sich selbst zurückziehen, doch dann sah sie ihn erneut an. Und obwohl Tränen mit ungehinderter Macht aus ihren Augen traten und über ihre Wangen liefen, hielt sie seinem Blick stand.
Ihr Gesichtsausdruck war vorwurfsvoll, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr seine Reaktion sie verletzt hatte. Die stumme Würde, mit Jennifer Schreiner Honigblut der sie hinnahm, dass er ihre Gefühle durchschauen konnte, war mehr, als Xylos ertragen konnte.
Verwirrt blinzelte Melanie. So gerne sie es auch den Tränen zugeschrieben hätte, es war merkwürdig. Eben noch hatte er nahe der Tür gesessen, im nächsten Moment war er direkt vor ihr. Anmutig wie eine Raubkatze – und vermutlich ebenso gefährlich – setzte er sich neben sie auf das Bett.
Sie war wie versteinert, als er ihr mit einer Hand in einer sehr intimen Geste durch die Haare strich. Ihre Kopfhaut begann zu prickeln und ließ all ihre Gedanken Amok laufen.
Beherrsch dich!, befahl sie sich. Sie war verärgert, weil sie seine Berührung mochte. Es ist unglaublich pubertär, dermaßen erregt zu sein, wenn er dich doch nur wie einen Hund tätschelt!
Doch dieser Mann – sie erinnerte sich an einen Namen, doch das Wort schwamm knapp unter der Grenze zu ihrem Bewusstsein, wurde von einem anderen überlagert: Xylos! – war nicht nur die Verkörperung ihres schlimmsten Alptraumes – sondern auch die ihrer heißesten Fantasie.
„Du erinnerst dich nicht mehr?“ Seine Stimme war tief und erotisch, prickelte in ihrem Körper und verhieß eine Sinnlichkeit, die Frau atemlos zurückließ. Obwohl er sich nicht bewegt hatte, gab er ihr das Gefühl, er würde sie einkreisen und gefangen setzten.
Gott! Dieser Mann ist viel zu sexy für dein Seelenheil. Und war ihr entschieden zu nahe. Doch sie bewegte sich nicht, weil sie sich sicher war, dass er sie niemals entkommen lassen würde.
„Nein, kein bisschen!“, gestand sie.
Langsam begannen sich die Lippen des Fremden zu kräuseln und wölbten sich schließlich zu einem betörendem Lächeln. „Es war wundervoll!“. Wahrheit. Melanie stellte erstaunt fest, dass sie es wusste. Mit einer Sicherheit, die von einem Instinkt herrührte, den sie vorher nicht gehabt hatte.
„Du hast mich zu einem Vampir gemacht!“ Sie hatte es schon beim Aufwachen gewusst. Mit derselben Sicherheit, mit der sie Wahrheit und Lüge unterscheiden konnte.
„Es war die einzige Möglichkeit, dich zu retten.“ Wahrheit.
Vampir! Melanie dachte an all die Vampirfilme, die sie mit Sofia geguckt hatte, an „Blade“ und „Interview mit einem Vampir“, genauso wie an weniger bekannte Vertreter des Genres. An Bücher wie „Club Noir“ und „Blutnächte“. Halbwissen verband sich mit Wahrheit und einer vampirischen Realität, an der es nichts zu rütteln gab. Melanie nahm die Erkenntnis als gegeben hin und richtete ihre Aufmerksamkeit auf ein dringenderes Anliegen: „Sofia?!“
„Es geht ihr gut!“ Xylos wusste, dass seine Worte die Untertreibung des Jahrhunderts waren.
„Kannst du mich zu ihr bringen?“
„Sorry! Sofia liegt nicht im Bereich deiner derzeitigen Möglichkeit!“ Wahrheit. Melanie starrte den Vampir verwirrt an.
„Es ist verboten, weibliche Vampire zu erschaffen“, erklärte Xylos und überlegte, inwieweit er Melanie in die Geschehnisse der letzten Zeit einweihen sollte.
„Bitte?“ Melanie rieb sich die Ohren, als habe sie falsch gehört. Jennifer Schreiner Honigblut
„Weibliche Vampire sind verboten!“, wiederholte Xylos. Langsamer diesmal, als spräche er zu einem störrischen Kind.
„Aber du hast mich in einen Vampir verwandelt!“, protestierte die reizende Schönheit vor ihm.
„Um
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