Vampirsaga 02 - Honigblut
weit öffnete, dass er sich nicht einmal zu konzentrieren brauchte, um einen Blick in ihre Sorgen und Ängste zu werfen. Ihre Emotionen waren verworren und unsicher. Jennifer Schreiner Honigblut
Doch unter allem spürte er ihre Liebe – zu ihm und zu seiner Familie. Eine nahezu abgöttische Zuneigung, die seine gesamte Familie erwiderte. Wie kleine, silberne Punkte tanzten einzelne Erinnerungen, Bruchstücke auf der mentalen Verbindung zwischen ihnen, erinnerten Edward an Sofias Hilfe, seiner Familie ein neues Leben zu ermöglichen. Frei von Mornas Fluch konnten sie sich – frisch aus dem magischen Schlaf – nach zwei Jahrtausenden endlich wieder frei bewegen. Mit Personalien und Geld, das Edward in all den Jahrhunderten angesammelt hatte.
Jetzt sah Sofia all das bedroht, fühlte eine Gefahr, die sie nicht definieren konnte und nicht zu fassen bekam. Es waren keine Rebellen, keine Personen, die sie fürchtete, es war eine Bedrohung, die im Wesen der Vampire selbst zu lauern schien.
„Wonach suchen wir also wirklich?“ Durch Sofias Liebe spürte Edward aberwitzige Hoffnung in sich aufflammen. Eine Emotion, die er sich nicht erklären konnte. Vor allem, weil er bis vor wenigen Minuten nicht einmal in Worte hätte fassen können, dass das Wissen einer Bedrohung in seinen Knochen steckte, in seinen Zellen und in seinem Blut; und unterschwellig an seinem Bewusstsein gezehrt hatte.
Er drehte sich zu dem Wörterchaos. Seine Hoffnung verflog und ließ Unsicherheit und Verwirrung zurück. Wenn es etwas gibt, was Jahrhunderte lang übersehen worden war, würde Maeve es dann nicht längst wissen? Und Hasdrubal? Die Information würde nicht hier liegen, unter all dem Dreck.
Oder? Der Vampir dachte an Magnus und war sich auf einmal nicht so sicher an was er noch glauben sollte. Freunde erwiesen sich als intrigant, Feinde als Freunde und menschenverachtende Frauenliebhaber als hilfreiche Gefährten. Magie verging, Hexen starben und Rebellen wurden geboren und das einzige, dessen er sich hundert Prozent sicher war, war Sofia und ihrer Liebe zu ihm.
„Wo also fangen wir an und wonach suchen wir?“ Er klang entschlossen.
Sofia überlegte, wog die Gefahr ab, die den jungen Vampiren drohte, gegen die, die sie in Edward spürte. Ihre Objektivität geriet dabei immer mehr ins Schwanken, bis sie sich für die Lösung entschied, die ihr Herz befahl. Das eine Problem konnten sie eventuell lösen, das andere nicht.
„Du suchst Magnus‘ ganzen Kram – Daten zu seinen Häusern, seinen Grundstücken, seinen Schätzen. Und ich suche alles zu den alten Vampiren. Ich will wissen, wer die Ältesten sind – und wo sie sich aufhalten.“
„Um was zu prüfen?“
„Ich will wissen, ob es ihnen ähnlich geht wie dir. Fühlen sie sich müde? Alt? Ausgebrannt? Ist ihre Existenz mit einem Mal so sinnlos, dass sie am liebsten nicht mehr aufstehen würden? Sich nicht mehr bewegen?“
Edwards Blick wurde traurig, während er Sofia fixierte. Er war offensichtlich kläglich bei seinem Versuch gescheitert, den merkwürdigen Schatten auf seinem Leben vor seiner Gefährtin geheim zu halten.
„Ich weiß, dass du nur noch für mich existierst!“ Sofias Blick wurde traurig, bevor sie sich wieder in den staubigen Dokumenten auf die Suche nach Informationen machte. Nach Antworten, auf die sie keine Frage kannte. Jennifer Schreiner Honigblut
KAPITEL 20
Hasdrubal war müde.
Der alte Vampir konnte nicht mehr objektiv unterscheiden, ob es daran lag, dass es immer so viel zu tun gab – und die To-Do-Liste immer länger wurde, je mehr er erledigt glaubte, oder an dem Anblick seiner Königin, der ihm immer mehr Kraft zu rauben schien.
Auch jetzt musste er sich anstrengen, nicht auf sie zu blicken, sondern sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Er durfte Xylos nicht aus den Augen lassen und musste ihm folgen, wohin auch immer der Callboy ging.
Dass die Verfolgung vorher abgesprochen war, änderte an Hasdrubals Konzentration nur wenig. Schließlich galt sein Auftrag nicht dem Callboy, sondern einem Verfolger, den bisher noch niemand außer dem berüchtigten Mr. Lover-Lover bemerkt hatte.
Der Karthager seufzte, während seine Gedanken wieder zurückschweiften zu Maeve. Die Mischung aus Unschuld, Neugier und Leidenschaft, die sich im Bad auf ihren Gesichtszügen widergespiegelt hatte, ließ sich mit nichts vergleichen, was er bei ihr je gesehen hatte.
So hatte er sie nie gesehen. Nicht, als sie
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