Vampirsaga 02 - Honigblut
frisch verliebt gewesen war – glücklich mit seinem Bruder – nicht, als sie wahnsinnig wurde und auch nicht, als sie zur mörderischen Bestie – Serienkillerin mit Faible für Männer, die seinem Bruder verdächtig ähnlich sahen – mutierte.
All diese goldenen Jünglinge, die mitten in ihrer Blüte standen, hatte die Königin getötet und Hasdrubal war ihr dankbar dafür gewesen, weil er den Anblick der Männer nicht ertrug; nicht ertrug, was sie mit Maeve taten und dabei einem geliebten Toten ähnlich sahen.
Nur mit Xylos hatte die Königin Julius Andenken in den Schmutz gezogen. Hatte ihn leben lassen und in einen Vampir verwandelt. Nie zuvor hatte Hasdrubal den Ursprung seiner Wut auf Xylos so genau definieren können wie heute, nie zuvor so sehr darunter gelitten, dass der Callboy Maeves Bett geteilt hatte.
Vielleicht sollte ich einfach gehen und Xylos seinem Schicksal überlassen? Hasdrubal zögerte kurz, beinahe unmerklich, bevor er die Verfolgung wieder aufnahm und seine Eifersucht verdrängte. Es sah ihm einfach nicht ähnlich, so labil zu sein. Nicht zu wissen, was er wollte, weil die beiden Alternativen untragbar waren. Und in dem einen Falle sogar gleich unmöglich.
Vielleicht sollte ich einfach hierbleiben, wenn die beiden anderen zurückkehren nach Rom? Er sah zum Himmel, der bereits eine hellere Färbung angenommen hatte. Das Morgengrauen war nicht mehr weit, beinahe konnte er die Wärme der Sonne bereits auf seiner Haut spüren.
Hasdrubal hob sein Gesicht in die Höhe und starrte den Himmel an, sah zu, wie es langsam – für einen Menschen nicht wahrnehmbar – heller und wärmer wurde. Das Versprechen eines wunderbar sonnigen Tages lag in der Luft und schien selbst die niedrigsten Lebewesen glücklich zu machen.
Der Vampir schloss die Augen und versuchte sich an den letzten Tag zu erinnern, den er so bewusst wahrgenommen hatte. Vor einer Ewigkeit!
Er konnte den Lärm hören, der eine Schlacht ankündigte. Konnte die Aufregung der Bewaffneten spüren wie eine eigene Macht, die die Luft auflud und zum Knistern Jennifer Schreiner Honigblut brachte. Der Geruch des Landes wurde vom Schweiß der Männer überlagert, die allesamt bereit waren, ihre Heimat zu verteidigen. Und sie hatten gewonnen. Wieder und wieder hatten sie ihr Reich errichtet, entgegen den Zeugnissen der Geschichte.
Lange noch hatte er das Geschick seiner Stadt beobachtet, unter dem Verlust von Freunden und ehemaligen Verbündeten gelitten, politische Intrigen bemerkt und persönliche Machenschaften – bis Maeve gekommen war und mit ihr die erste echte Vampirherrschaft. Eine Gesellschaft, die auf einem echten Zusammenschluss beruhte – nicht auf Gewalt und Macht, sondern auf Hierarchien und Gesetzen.
Er war ihr dankbar, dass sie nie gefragt hatte, welcher Hasdrubal er war. Oder ob es überhaupt sein richtiger Name war. Nie hatte sie etwas von seiner Vergangenheit wissen wollen. Und so war es ihm leicht gefallen, sein Land nahezu zu vergessen. Nur diese Verdrängung hatte die Auslöschung der damaligen Weltmacht erträglich gemacht.
Doch jetzt, in diesem Moment, hasste er Maeve für seinen Verlust – und dafür, dass sie ihn nie gefragt hatte.
Eine einzelne Träne stahl sich unter seinem rechten Augenlid hervor. Er hatte ein Weltreich gegründet, nur um als ein Niemand zu enden – ungeliebt und Jahrtausende später.
„Hasdrubal?“ Maeves vorsichtige Berührung an seiner Hand schreckte den Vampir aus seinen Gedanken und riss ihn brutal in die Gegenwart zurück. In ihr wunderschönes Gesicht mit der besorgten Steilfalte auf der Stirn.
„Was ist los?“, selbst Maeves Stimme klang besorgt und unsicher. Sie starrte auf die Träne, die nun langsam der Schwerkraft folgte und über Hasdrubals Wange lief.
„Nichts!“, fauchte er. Sich nicht sicher, ob er ihre Störung gutheißen und dankbar sein sollte oder sie verabscheuen.
Maeves Gesichtsausdruck wurde zärtlicher, als sie ihre Hand ausstreckte, um die feuchte Perle von Hasdrubals Wange zu streichen. Der Vampir zuckte unter ihrer Berührung zusammen, als habe die Vampirin ihn verbrannt.
„Fass mich nicht an!“, fauchte er ins Gesicht seiner verwirrten Königin, während er langsam vor ihr zurückwich. „Fass mich nie wieder an!“
*** Maeve starrte schockiert auf die Stelle, an der eben noch ihr zuverlässigster Vampir gestanden hatte, und fragte sich, was sie falsch gemacht hatte. Unbewusst prüfte sie, ob
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