Vampirsaga 02 - Honigblut
hielt Xylos mit sanfter Gewalt fest, nachdem er sie losgebunden hatte und sich anschickte, das Bett zu verlassen. Verwirrt ließ er zu, dass sie ihn neben sich zog und sich an ihn ankuschelte.
„Wenn du jetzt gehst, werde ich einen Weg hier herausfinden, dich suchen und aufstöbern! Und wenn ich die ganze Ewigkeit dafür brauche.” Ihr Blick war ernst und enthielt eine sanfte Warnung. „Und dann gnade dir Gott, denn ich werde es nicht tun.“
Xylos starrte sein himmlisches Geschöpf an. Sie war wunderschön und die Sanftheit in ihrem Blick, die Zuneigung war fantastisch; fühlte sich gut an, wundervoll. Nie hatte ihn eine Frau mit einer dermaßen tiefen Intensität angesehen. Nicht einmal Helena.
Er hatte immer das Gefühl gehabt, dass etwas in Helenas Blick fehlte, es aber nie deuten können. Ihr Herz, erkannte er jetzt mit schmerzlicher Klarheit. Hätte ich es früher gewusst, vielleicht hätte ich Helena dann eher durchschaut?
Melanie hatte recht. Es machte einen Unterschied, ob das Herz involviert war oder nicht. Es war nur ein feiner, subtiler Unterschied, doch genau das war es, was in Helenas Berührungen, in ihren Schwüren gefehlt hatte – was ihm in all den Jahrhunderten gefehlt hatte. Er hatte es nur nie verstanden.
Zum ersten Mal seit 148 v. Chr. fühlte er sich wieder wie ein Mann, und dieses Gefühl kam mit einem Verlangen, so tiefgründig, dass es direkt durch sein Herz ging.
Er wollte Melanie. Körper und Seele. Der Gedanke erschreckte ihn.
Doch Tatsache war, dass er sich noch nie – nicht mehr seit seiner Kindheit in Adramyttion – so sehr gewünscht hatte, dass er geliebt wurde. Und sie liebte ihn.
Xylos befreites Lachen rührte an Melanies Herz. Sie wusste, dass es zu spät war, dass es schon zu spät gewesen war, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Jetzt endlich schien auch er es bemerkt zu haben. Sie hatte sich viele Szenarien vorgestellt, alle möglichen Dialoge ausgemalt und sich gegen Hohn und Spott ebenso gewappnet, wie Jennifer Schreiner Honigblut gegen Versprechungen und Liebesbekenntnisse. Doch sein glückliches, erleichtertes Lachen entwaffnete sie und drang durch ihre Abwehr. Jennifer Schreiner Honigblut
KAPITEL 22
In den letzten Stunden war die Liste unter Magnus Namen erstaunlich angewachsen. Offizielle Namen, Dokumente und Besitzlegitimationen lagen säuberlich nach Datum geordnet neben Sofia und fanden ihr Äquivalent in einem kurzen Stichwort auf besagter Liste.
„Ich denke, das war´s!“ Die Vampirin ließ den Kugelschreiber sinken. „Das müsste Magnus‘ gesamter Grundbesitz sein.“
Edward tauchte aus dem Schatten eines Bücherregals auf und starrte erst auf den Haufen der Dokumente, dann auf die Liste und zuletzt auf den staubigen und müden Engel, der sich durch neue, alte und uralte Aufzeichnungen gekämpft hatte, während er selbst ihrem Auftrag gemäß in den Notizen, Büchern, Pergamenten, Tontafeln und Schmierzetteln nach Hinweisen auf Vampire gesucht hatte, die älter waren als er, Xylos, Hasdrubal oder gar Maeve.
„Irgendwas habe ich in meinem Leben falsch gemacht!“, kommentierte Edward, als er das Ausmaß von Magnus Reichtum erfasste.
„Du hast Häuser auf der ganzen Welt: Venedig, Rom, Paris, Prag, München, Düsseldorf, Essen und Berlin – sogar auf der Sonneninsel Fehmarn“, tadelte Sofia. „Du kannst nun wahrlich nicht schimpfen, Mr. Imperium.“
„Meine Häuser sind auch deine Häuser!“, behauptete er.
Mit einem Blick auf die vollständige Liste machte Edward eine einladende Geste und deutete auf Sofias Handy, das neben den Dokumenten auf dem Tisch lag. Jennifer Schreiner Honigblut
KAPITEL 23
Melanie wusste, dass es ein Traum war, trotzdem hatte sie Angst. Die Kälte war schneidend, beherrschte jedes andere Gefühl, selbst den nagenden Hunger und die Furcht.
Sie hatte nicht gewusst, dass einem Menschen so kalt sein konnte.
Sie sah an sich hinab, auf ihre kleinen Kinderfüße, die mit dürftigen, schmutzigen Lappen umwickelt waren. Doch in der Ruine der Hütte, in der das Kind Schutz gesucht hatte, gab es nichts, nichts was ihn hätte wärmen können. Das immer brennende Feuer existierte nur noch in der Erinnerung. Konnte keine Wärme mehr spenden, die verratene Liebe hatte es ausgelöscht.
Näher kommende Schritte klangen hart auf dem frostigen Boden, Männerschritte. Sie konnte spüren, wie sich ihre blaugefrorenen Lippen stumm bewegten, als die Fremden den Raum
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