Vampirsaga 02 - Honigblut
Flüstern war Sünde pur, enthielt Verlockungen, von denen Melanie schlecht wurde. Doch Xylos Antwort kam augenblicklich: „Ja!“
„Immer?“
„Ja!“ Er schloss für einen Moment die Augen, als der Drang zu schlafen überwältigend nahm.
„Liebst du mich?“
Ihre Frage brachte ihn wieder zurück, und er murmelte ein leises: „Ja!“
Das antwortende Lachen erkannte sogar Xylos als verachtenden Triumph. Er riss die Augen auf und schien in diesem Moment zu begreifen, was vor sich ging. Sein Blick fiel auf den Becher und wanderte zu Helenas Gesicht, auf dem ein herablassendes Lächeln lag.
„Ich dich nicht, mein Schöner – Nie!“
Bevor Xylos einen Ton von sich gegeben oder um Hilfe rufen konnte, hatte Helena ihm ein Tuch auf den Mund gepresst, um seinen Aufschrei zu ersticken. Er versuchte zu kämpfen, sich zu befreien, doch die Fesseln hielten ihn gefangen, hielten ihn still und ausgeliefert, während sein Blick zu der Frau zurückkehrte, die er liebte – mit der er eine Zukunft geplant hatte. Langsam verblasste die Schärfe seines Sehfeldes, Helena Jennifer Schreiner Honigblut verschwamm, das Zelt verblasste, wurde zu einem Kaleidoskop verwischter Farben, die sich miteinander verbanden, umeinander kreisten und verschmierten.
Melanie wurde von ihrem stillen Beobachterposten in Xylos‘ Denken und Fühlen wieder zurückgesogen. Er war sich nicht sicher, ob Helena ihm Gift gegeben hatte oder ein Betäubungsmittel, nur dass sie ihn betrogen hatte – und der Betrug ging durch Mark und Bein, drang in sein Herz und seine Seele und vernichtete beides. Zu oft hatte er sich geschworen, nichts mehr für einen anderen Menschen zu empfinden, zu oft war er enttäuscht worden. Helena war sein letzter Versuch gewesen – und zerstörte ihn.
Ihm wurde schwarz vor Augen, und die letzten Worte, die er hörte, waren Helenas kalkulierenden Worte: „Du hättest auf deinen Vater hören sollen!“ Jennifer Schreiner Honigblut
KAPITEL 24
„Versprich mir, dass du sie nicht tötest!“
„Hallo, Sofia!“ Joels Stimme enthielt einen deutlichen Tadel, der sich nicht auf die mangelhafte Begrüßung bezog, sondern auf die implizierte Unterstellung.
Edward verzog die Lippen und enthielt sich jeglichen Kommentars, während er dem Telefonat zuhörte. Er wusste, dass der Schwärzeste aller Schatten niemals eine Frau töten würde – doch vielleicht tat es Joel gut, wenn ihm jemand, jemand, den er mochte, vor Augen führte, dass dieses Wissen nicht offensichtlich war.
„Versprich es!“, wiederholte die Vampirin ihre Aufforderung.
Joel seufzte. „Ich verspreche dir, dass ich Magnus‘ Tochter nicht töten werde!“
„Und du wirst ihr nichts tun?“, hakte Sofia nach. Beinahe tat der Führer der Schatten Edward leid.
„Das kann ich dir nicht versprechen!“ Joel klang ernst. „Du weißt, dass das Elixier wichtig ist. Maeve braucht es, um die Frauen aus den Ketten zu befreien!“
Edward konnte spüren, wie sich Sofias Stimmung verdüsterte. Wahrscheinlich dachte sie daran, wie sie in das Netz der Vampire geraten war, und stellte sich eine ahnungslose junge Frau vor, die sich bald mit einem furchteinflößenden, zielstrebigen Vampir konfrontiert sehen würde.
„Keine Folter!“, schränkte sie ein. Sie konnte sich vorstellen, welche Befugnisse der noch von der Hexe Morna ausgesprochene Suchauftrag mit sich brachte.
„Ich foltere keine Frauen.“ Joel klang beleidigt.
„Aber Tiere, Kinder und Männer?“ Selbst Edward zuckte bei Sofias scharfem Konter zusammen.
„Ich bin kein Freund von Folter.“ Joels Stimme wurde sanft, als würde er erraten, was in der jungen Vampirin vorging.
„Das heißt nicht, dass du sie nicht benutzen würdest“, beharrte Sofia.
Edward konnte Joels Überlegung beinahe hören, so angestrengt lauschte er.
„Ich werde ihr keinen irreversiblen Schaden zufügen“, rang sich der Anführer der Schatten als Zugeständnis ab.
„Du hast deine Kette noch!“
Edward starrte Sofia an, als sie den beiden Vampiren offenbarte, um was es ihr tatsächlich ging.
„Ich habe sie noch nie benutzt!“
„Siehe Folter!“ Sofia grinste gequält.
Joel schwieg so lange, dass Edward glaubte, der Vampir würde gar nicht mehr antworten. Schließlich meinte er: „Wieso sollte ich sie benutzen?“
„Weil du es kannst? Weil du dich in das Mädchen verliebst? Ich habe keine Ahnung warum“, gab Sofia zu. Nachdenklich
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