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Vampirsohn

Titel: Vampirsohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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sie würden sich selbst schützen. Auch mit Gewalt, wie Michael befürchtete.
    Sie würde Hilfe brauchen, um ihn hier herauszubekommen. Vielleicht könnte Michael – nein, er konnte ihr wahrscheinlich nicht die benötigte Rückendeckung bieten, nicht nach all dem Psychoterror, den er erlebt hatte. Verdammt … sie würde wiederkommen müssen, um ihn zu holen, und sie wusste auch schon, wen sie mitbringen würde. Sie hatte Freunde unter den Gesetzeshütern, die bereit waren, ihre Marke in der Schublade und die Pistole am Gürtel zu lassen. Freunde, die wussten, wie man einen Einsatzort hinterher wieder aufräumte.
    Freunde, die sich um Fletcher kümmern würden, während sie sich um Michael kümmerte.
    Sie würde wegen ihm zurückkommen.
    »Nein«, sagte Michael. »Du wirst dich nicht daran erinnern. Du kannst nicht zurückkommen.«
    Eine neue Welle der Empörung erfasste sie. Dass er offensichtlich ihre Gedanken lesen konnte, störte sie viel weniger als die Tatsache, dass er sie daran hindern wollte, ihm zu helfen – auch wenn er es nur zu ihrem Schutz tat. »Und ob ich mich erinnern werde!«
    »Ich werde deine Erinnerungen auslöschen …«
    »Nein, das wirst du nicht.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Denn du wirst bei deiner Ehre schwören, hier und jetzt, dass du das nicht tun wirst.«

    Sie wusste, sie hatte gewonnen, denn sie fühlte, dass er ihr nichts abschlagen konnte. Und sie glaubte fest daran, dass er sich an sein Versprechen, ihr die Erinnerungen nicht zu nehmen, auch halten würde.
    »Schwöre es.« Als er stumm blieb, warf sie ihr nasses Haar in den Nacken. »Das muss aufhören. Es ist in so vieler Hinsicht einfach nicht richtig, und dieses Mal hat deine Mutter definitiv die falsche Frau für einen Aufenthalt im Keller ausgesucht. Du wirst hier herauskommen, und ich werde dir dabei helfen.«
    Das winzige Lächeln, das er ihr schenkte, war voller Wehmut. »Du bist eine echte Kämpferin.«
    »Ja. Immer. Und manchmal bin ich auch so stark wie eine ganze Armee. Und jetzt gib mir endlich dein Wort.«
    Er sah sich mit sehnsuchtsvollem Blick im Raum um, als ob er versuchte, durch die Steinmauern und die Erde hinauf zum Himmel zu blicken, der so weit entfernt war. »Ich habe schon lange keine frische Luft mehr eingeatmet.«
    »Lass mich dir helfen. Gib mir dein Wort.«
    Er richtete seinen Blick auf sie. Es war ein so liebenswürdiger, intelligenter und warmer Blick. Jene Art von Blick, den man sich bei einem Liebhaber wünschte.
    Claire zwang sich, nicht weiter darüber nachzudenken. Denn für ihn den barmherzigen Samariter zu spielen, bedeutete nicht, dass sie auch mit ihm schlafen würde. Obwohl … was wäre das für eine Nacht! Sein großer Körper war zweifellos in der Lage …
    Schluss jetzt!
    »Michael? Dein Wort. Jetzt.«

    Er ließ den Kopf sinken. »Ich verspreche es.«
    »Was? Was versprichst du?« Die Anwältin in ihr wollte sämtliche Details festhalten.
    »Dass ich dich unversehrt lassen werde.«
    »Das reicht nicht. Unversehrt könnte körperlich oder geistig unversehrt bedeuten. Sag zu mir: ›Claire, ich werde dir keine der Erinnerungen an mich oder an dieses Erlebnis nehmen.‹«
    »Claire … was für ein hübscher Name.«
    »Hör auf, Zeit zu schinden. Und schau mich an, während du es sagst.«
    Es dauerte einen Moment, aber dann hob er den Blick und sah ihr direkt in die Augen, ohne zu blinzeln oder wieder wegzusehen. »Claire, ich werde dir keine der Erinnerungen an mich oder an die Ereignisse hier nehmen.«
    »Gut.« Sie ging zum Bett und legte sich auf die Samtbettdecke. Als sie das Revers ihres Morgenrocks richtete, ließ er sich auf den Stuhl sinken.
    »Du siehst erschöpft aus«, stellte sie fest. »Warum kommst du nicht her und legst dich hin? Das Bett ist mehr als groß genug für uns beide.«
    Er stützte seine Arme auf den Oberschenkeln ab. »Das wäre nicht schicklich.«
    »Warum?«
    Unvermittelt gingen fast alle Kerzen aus. »Schlaf nun. Ich werde später zu dir kommen.«
    »Michael? Michael?«
    Plötzlich erfasste sie eine Woge der Erschöpfung. Kurz bevor sie ohnmächtig wurde, kam ihr der flüchtige Gedanke, dass dies nur geschah, weil er es so wollte.

    Claire erwachte in völliger Finsternis und spürte, dass er sich über sie beugte. Sie lag ordentlich im Bett, als ob er sie unter die Bettdecke gesteckt hätte.
    »Michael?« Als er nicht antwortete, fragte sie: »Ist es wieder Zeit für …?«
    »Noch nicht.«
    Mehr sagte er nicht, ging aber auch nicht wieder.

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