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Vampirsohn

Titel: Vampirsohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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ich gefalle dir?«
    »Ja.«
    »Wirklich?«, flüsterte er.
    »Ja.«
    »Dann bin ich beglückt.« Die Ketten schleiften über den Boden, als er sich umdrehte und ins Bad zurückging.
    »Michael?«
    Das Rasseln der Kettenglieder war überdeutlich zu hören.
    Claire ging hinüber zum Bett und setzte sich ans Fußende. Mit der Kerze in beiden Händen wartete sie, bis er im Bad fertig war. Als er das Wasser abstellte und endlich aus dem Abteil kam, sagte sie: »Ich würde auch gerne duschen.«
    »Nur zu.« Das Wasser ging wieder an, als ob er es befohlen hätte. »Ich werde deine Privatsphäre nicht verletzen.«
    Sie ging ins Bad und stellte die Kerze auf den Waschtisch. Die Luft war warm und feucht von Michaels Dusche, und es duftete nach Seife und dunklen Gewürzen. Claire ließ den Morgenrock und ihre Unterwäsche zu Boden gleiten, stellte sich unter die Brause und genoss, wie das Wasser über ihren Körper rann, in ihr Haar eindrang und ihre Haut abspülte.
    Sie war darüber entsetzt, dass er in den letzten fünfzig Jahren so wenig Mitgefühl erfahren hatte. Dass seine einzigen Gefährtinnen für ihn entführt und dabei ihre Rechte verletzt worden waren, damit er überleben konnte. Dass er schon so lange gefangen gehalten
wurde und weiterhin ein Gefangener bleiben würde, es sei denn, jemand würde ihn befreien. Dass er nicht einmal wusste, wie schön er war.
    Und sie fand es schrecklich, dass er sein Leben lang alleine gelebt hatte.
    Sie verließ die Dusche, trocknete sich ab, schlüpfte wieder in den Morgenrock und steckte Slip und BH in die Tasche.
    Zurück im Schlafzimmer fragte sie: »Michael, wo bist du?«
    Sie ging weiter in den Raum hinein. »Michael?«
    »Ich sitze am Schreibtisch.«
    »Würdest du bitte ein paar Kerzen anzünden?«
    Sogleich flackerten mehrere Kerzen auf.
    »Danke.« Als sie zu ihm hinüberschaute, versuchte er, die Zeichnung zu verbergen, an der er gerade gearbeitet hatte. »Ich nehme dich mit«, sagte sie.
    Überrascht hob er den Kopf – und ihre Blicke trafen sich. Herrgott, was für erstaunlich leuchtende Augen er doch hatte! »Wie bitte?«
    »Wenn Fletcher mich holen kommt, werde ich dafür sorgen, dass du auch freikommst.« Höchstwahrscheinlich, indem Sie dem Butler eins mit dem Kerzenständer überzog. »Ich werde mich schon um ihn kümmern.«
    »Nein!« Michael sprang vom Stuhl auf. »Du darfst dich nicht einmischen. Du wirst so gehen, wie du gekommen bist – ganz ohne Gewalt.«
    »Den Teufel werde ich tun. Das ist einfach nicht richtig! Und zwar alles. Weder für die Frauen noch für dich. Und an all dem ist deine Mutter schuld. Und Fletcher.«

    Claire wünschte, sie könnte es bewerkstelligen, dass alles ein gutes Ende nahm. Diese Frau und ihr Gangster-Butler gehörten hinter schwedische Gardinen. Ihr war dabei egal, wie alt sie schon waren. Aber eine Anzeige bei der Polizei, weil sie einen Vampir im Keller angekettet hatte, war nicht gerade ein schlagkräftiges Argument, um eine der prominentesten Einwohnerinnen von Caldwell verhaften zu lassen.
    Die Geschichte würde ihr wohl kaum jemand abkaufen. Ihn zu befreien, war daher die beste Lösung.
    »Ich kann nicht zulassen, dass du Widerstand leistest«, meinte er.
    »Willst du denn nicht hier herauskommen?«
    »Sie werden dir wehtun.« Er blickte sie ernst an. »Ich wäre lieber für den Rest meines Lebens hier eingesperrt, als dass dir ein Leid angetan wird.«
    Sie dachte über Fletchers unheimliche Kraft nach. Und über die Tatsache, dass er und Ms Leeds fünfzig Jahre lang Frauen entführt hatten und damit durchgekommen waren. Wenn Claire verschwand, weil sie sie töteten, wäre das schwer zu rechtfertigen. Aber Leichen konnte man auch verschwinden lassen. Klar, ihre Assistentin wusste, wohin sie gegangen war, aber Ms Leeds und Fletcher waren zweifelsohne durchtrieben genug, um sich dumm zu stellen. Außerdem hatten sie Claires Autoschlüssel und das unterzeichnete Testament. Sie konnten den Wagen loswerden und vorgeben, dass Claire gekommen und wieder gegangen war, ohne dass ihr etwas zugestoßen wäre.
    Oh Mann … sie war überrascht, dass man sie ausgewählt hatte – sicher weil sie so energisch war. Andererseits hatte sie sich bei Ms Leeds verdammt damenhaft
verhalten, und sie war, wie sie vermutete, ein geeignetes Ziel: eine alleinstehende Frau, die am letzten langen Wochenende des Sommers alleine unterwegs war.
    Offensichtlich hatten die beiden einen Modus Operandi, der fünf Jahrzehnte lang funktioniert hatte. Und

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