Vampirwelt
hatte.
Diese Welt war ihm fremd gewesen. Er hatte sie in keiner seiner Träume bisher gesehen, nicht vergleichbar mit dem Reich des Traumdämons Jericho, nein, sie kam ihm zu real vor, als wäre sie in einer fernen Dimension extra aufgebaut worden.
Sie hatte ihn erschreckt. Auch jetzt, als Barry F. Bracht, dachte er wieder über sie nach. Über die Gräber, die Särge, das alte schiefe Haus, über die mächtigen Vögel und über diese schlimme, kalte Finsternis, die wie ein eisiger Schlamm in dieser Welt lag.
Barry F. wußte genau, daß er derartige Träume keinesfalls unterschätzen durfte. Sie waren wichtig, er mußte sie als Indikatoren ansehen, als einen Hinweis des Schicksals für kommende Ereignisse, in die er hineingezogen wurde.
Der Mann lag ruhig auf dem Rücken. Nur seine Gedanken tobten, rasten, spielten verrückt. Sie veranstalteten einen Wirbel, der ihn schon quälte, und er wollte auf keinen Fall seinen Traum vergessen. Er würde ihm nachspüren, er würde sich mit Bekannten zusammensetzen, denn er wußte genau, daß es der Anfang gewesen war.
Dieser Traum würde Folgen haben.
Für ihn, für andere, möglicherweise für zahlreiche Menschen, die in diesen Höllensog hineingerieten.
Sehr schwerfällig drehte sich Barry F. Bracht zur Seite und stand auf. Er mußte seinen Atem unter Kontrolle bekommen und ruhiger werden. Dies hoffte er, am Fenster zu erreichen, auf das er sich mit schleppenden Schritten zubewegte. Er blieb dort stehen, drückte seinen Oberkörper vor und lehnte sich hinaus.
Der vergangene Tag war zwar wolkenverhangen gewesen, aber auch sehr schwül. Und der neue schien es ebenfalls zu werden. Da gab es eine nahtlose Ablösung.
Schon jetzt kam ihm die Luft dick und seifig vor. Der Mond hatte sich zurückgezogen. Barry mußte schon genau hinschauen, um die blasse Scheibe zu entdecken. Sie schwamm im Grau der Morgendämmerung.
Der Blick aus dem Fenster zeigte ihm Häuser, Dächer, einen Hof, dahinter die Straße. Noch eingepackt in einer stumpfen Stille, die in den folgenden Minuten sehr bald durchbrochen werden würde, wenn der morgendliche Verkehr begann.
Diese Geräusche würden Barry F. Bracht wieder an den Beruf erinnern, dem er nachging. Er mußte in den Verlag, aber das wiederum wollte er nicht. Nein, dieser Tag mußte einfach anders ablaufen als normal. Es lag an der Nacht und seinen Träumen. Barry schätzte sie als richtungsweisend für die nähere Zukunft ein, die er allein nicht bewältigen wollte.
Es bahnte sich etwas an. Nicht grundlos war er als Zebuion in dieser fremden Welt umhergewandert. Barry schloß das Fenster nicht ganz. Er kippte es.
Dann ging er ins Bad.
Die Dusche tat seinem verschwitzten Körper gut. Da konnte er auch über gewisse Dinge nachdenken, sich etwas vornehmen, aber er schaffte es diesmal nicht, irgendwelche Pläne zu machen. Zu stark noch hatte ihn dieser gewaltige Traum beeinflußt.
Als Lektor Barry F. Bracht war er ein sehr friedlicher Mensch, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Anders als Zebuion. Da verwandelte er sich in den Fighter, den Kämpfer, da wütete er gegen die schrecklichen Gestalten, so jedenfalls sah es in der Regel aus.
Diesmal hatte er es nicht getan.
Er hatte geträumt. Er war durch die Welt geeilt, er war zu Zebuion geworden, aber er hatte es nicht geschafft, sich auf die Feinde zu stürzen. Er hatte sie nur beobachten können, aber nicht länger, weil er sehr genau die starke Gefahr gespürt hatte, die vor allen Dingen von dieser seltsamen Frau ausgegangen war. Mit ihr kam er nicht zurecht.
Barry kannte sie nicht, er konnte sich nur auf sein Gespür verlassen, aber diese Frau war mörderisch und rücksichtslos. Und sie mußte Kräfte und Waffen besitzen, die selbst einem Zebuion überlegen waren.
Barry überlegte hin und her. Er fand keine Lösung. Wußte einfach nicht, wozu er sie zählen sollte.
Bracht drehte die Dusche ab. Noch immer bewegte er sich ziemlich matt.
Seine Bewegungen, mit denen er nach dem breiten Badetuch griff und sich dann darin einwickelte, wirkten zeitverzögert, als wäre er nicht richtig bei der Sache und stünde neben sich selbst.
Er trocknete sich ab, zog Unterwäsche an und ging in das Schlafzimmer zurück, wo er frische Kleidung aus dem Schrank nahm. Es war nicht seine Zeit, um aufzustehen, er gehörte mehr zu den Langschläfern. An diesem Tag jedoch blieb er auf den Beinen.
In seiner kleinen Wohnung war es sehr still. Nur seine Geräusche hörte er. In der Küche klapperte
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