Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirwelt

Vampirwelt

Titel: Vampirwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
das Geschirr, als er es auf den Tisch stellte.
    Mittlerweile hatte er die Kaffeemaschine eingeschaltet, und die braune Brühe lief in die Kanne. Es war auch schon fünf Uhr geworden, und die Morgendämmerung hatte sich weiter ausgebreitet. Ihr Tuch zeigte einige helle Hecken, die wie blasse Löcher wirkten. Die Stille war längst nicht mehr so bedrückend. Zahlreiche Geräusche drangen zu ihm hoch. Durch das offene Küchenfenster wehte ein etwas frischerer Wind. Barry F.
    Bracht schenkte die erste Tasse voll und ärgerte sich darüber, daß seine Hände zitterten. Am Tisch blieb er hocken, trank den Kaffee in langsamen Schlucken, während er mit seinen braunen Augen ins Leere starrte. Am Nackenhaar spürte er noch die Nässe des Wassers, und nur allmählich fand er wieder zu sich selbst zurück. Er lächelte, als er das Zwitschern der Vögel hörte, die den neuen Tag begrüßten, und ihm fiel ein, daß er dieses Geräusch in der anderen Welt vermißt hatte. Da war es nur schattig, düster und kalt gewesen. Selbst das wenige Licht hatte dort einen gespenstischen Schein gehabt. Bei jedem Schluck hinterließ der Kaffee eine heiße Spur in seiner Kehle, er möbelte ihn auf, so daß Barry F. seine Gedanken nicht nur sammeln, sondern sie auch in eine bestimmte Richtung lenken konnte. Der Traum war nicht grundlos über ihn gekommen. Er mußte ihn als Hinweis des Schicksals betrachten, was er auch tat. Natürlich drängten sich Fragen auf, und die erste stellte er sich selbst mit Flüsterstimme. »Wo liegt die Welt?«
    Barry F. wußte die Antwort nicht. Im Nirgendwo, innerhalb der gewaltigen Dämonenreiche, die ebenfalls existierten. Es war nicht das Jenseits, die Welt der toten Seelen, dies auf keinen Fall, aber es war eine Konzentration des Schreckens, der Finsternis, des Bösen an sich, und er hatte zwei Personen in diesem windschiefen Haus nahe des Friedhofs gesehen.
    Eine Frau und den Mann.
    Die Gefährlichkeit der Frau war ihm nicht verborgen geblieben, doch wer war der Mann?
    Barry F. hatte von ihm nur den Rücken gesehen und etwas von dessen Aura gespürt, in der sich kein Funken Wärme befand. Es war die Totenkälte gewesen, und Barry F. schauderte noch im Nachhinein zusammen. Er fror dabei und schenkte sich hastig einen neuen Kaffee ein.
    Hunger hatte er keinen. Er würde erst später etwas zu sich nehmen, wenn überhaupt. Wichtig war der Plan und die Einsicht, daß er allein nichts unternehmen konnte.
    Er mußte John Sinclair informieren. Nicht aus Spaß, sondern weil er das Gefühl hatte, daß genau er Interesse an diesem Fall zeigen würde.
    Schließlich kannten sie sich schon länger und waren bisher gute Partner gewesen.
    In der kleinen Küche tickte die Uhr. Dieses Geräusch kannte Bracht, er hörte es schon gar nicht mehr, er kam damit zurecht. An diesem Morgen war es anders! Barry zuckte zusammen.
    Seine Hände lösten sich von der Tasse. Er bewegte unruhig die Augen, weil ihn irgendwas gestört hatte.
    Er stand auf und blieb starr stehen.
    Er schaute nach rechts, denn dort lag die schmale Tür, und über ihr hing die Uhr an der Wand.
    Sie tickte nicht mehr.
    Das war es, was ihn störte. Barry war auf den Zeitmesser immer stolz gewesen, denn eine schlichte Küchenuhr an die Wand zu hängen, wäre einem Mann wie ihm zu profan gewesen.
    Es war schon das Oberteil einer antiken nicht sehr kompakten Standuhr, und das Werk war von ihm stets so gepflegt worden, daß er die Uhr nie zur Reparatur hatte bringen müssen.
    Jetzt lief sie nicht mehr.
    Aberglaube hin – Aberglaube her, aber Barry F. fiel ein Satz ein, den er von seiner Großmutter her kannte.
    Die hatte stets behauptet, daß immer dann, wenn eine Uhr nicht mehr lief, jemand stirbt.
    Daran erinnerte sich Barry, und der Gedanke schoß wie ein siedender Strom in ihm hoch.
    Er schloß die Augen, öffnete sie wieder, starrte das matt blinkende Zifferblatt an, ohne allerdings einen Grund für den Stillstand herausfinden zu können.
    Eine andere Kraft! dachte er, obwohl es durchaus normal war, daß eine Uhr mal stehenblieb. Sekunden vergingen, die Uhr rührte sich nicht.
    Überhaupt war es in seiner Umgebung totenstill. Selbst vor dem Haus waren die Geräusche verstummt.
    Etwas wehte durch den Raum.
    Ein Hauch, er spürte ihn auf seinem Gesicht, und unter der Uhr bewegte sich die Küchentür. Jemand stieß sie auf.
    Sehr langsam schwang sie nach innen. Ein Geräusch war nicht zu hören, die Angeln waren gut geölt, aber auch Barry F. Bracht konnte nichts tun.

Weitere Kostenlose Bücher