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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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seinem Zustand, der beginnenden Mutation, erfuhr oder nicht? Gar keinen, denn Antonio wusste es schließlich selbst, und das reichte. Ihm war klar, dass er eines Tages, ganz gleich wie lange es dauern mochte, ebenso enden würde wie sein Vater. Allein diese Tatsache – die Gewissheit, dass es so kommen musste – ließ jede andere Eventualität bedeutungslos erscheinen, da ihn jede Sekunde dem lebenden, wahnwitzigen Grauen näherbrachte, das Angelo Ferenczy hieß.
    Er lebte bereits seit Jahrhunderten. Doch in den letzten zehn Tagen, in einer so kurzen Zeitspanne, war er wie ein Gespenst geworden. Wie ein Vampirknecht zu Beginn seiner Verwandlung glitt er durch die Manse Madonie und verbrachte den Großteil seiner Zeit in der Höhle mit der Grube. Diejenigen seiner Männer, die ihn zu Gesicht bekamen – allesamt abgebrühte Vampire, die ihn dennoch fürchteten, weil er ein Wamphyri war –, wunderten sich über die Verwandlung, die mit Antonio vorgegangen war – über seine eingefallenen Wangen, die hängenden Schultern und den fiebrigen Blick. Doch nur die alte Katrin und sein Vater wussten, was ihn quälte.
    Ah, mein Sohn, sagte Angelo eines Tages, als er sich über die Ummauerung des Schachtes beugte. Damit werden alle anderen Probleme ganz klein, eh? So war es bei mir auch, und jetzt bist du an der Reihe. Schrecklich! Schrecklich! Aber kannst du dir vorstellen, dass dein Bruder dir gegenüber ebenso hilfsbereit sein wird wie du zu mir, damals, vor all den Jahren? Dachtest du etwa, ich hätte es nicht bemerkt? Oh, ich habe es mitbekommen. Ohne dich und deinen Weitblick wäre ich schon seit Langem tot, wahrhaft tot. Und, wer weiß, vielleicht wäre es ja besser so. Der alte Ferenczy schien so klar wie selten, seine Stimme hatte einen verlockenden Klang.
    »Was willst du mir damit sagen?«, fragte Antonio teilnahmslos. Er war mit seinen Kräften am Ende. In letzter Zeit schlief er schlecht, und dies würde von nun an auch so bleiben.
    In den vergangenen Jahrhunderten habe ich euch geführt, euch Ratschläge erteilt und als »Orakel« gedient. Dabei wärt ihr ohne mich besser dran gewesen. Ohne mich hättet ihr so sein müssen, wie ihr sein solltet: Wamphyri! Nun jedoch ...?
    Antonios Antwort bestand aus einem Achselzucken. »Die Welt ist modern geworden. Um darin zu überleben, mussten wir ebenfalls modern werden.«
    Und dabei eure Vampirkräfte aufgeben? Ich habe lange darüber nachgedacht. Vielleicht lag es daran, dass ich keine richtige Verwendung mehr für meine Fähigkeiten hatte. Darum übernahmen sie allmählich die Kontrolle über mich. Ich war wie ein Damm und meine Kräfte das Wasser, das sich immer höher anstaute. Und als der Druck schließlich zu groß wurde und ich sie nicht länger in Schach halten konnte, brachen sie aus. Erst nur ganz kleine Risse, und dann schließlich der Dammbruch.
    »Soll das etwa heißen, wir hätten unsere Leidenschaften zu sehr gezügelt? Zu sehr unter Kontrolle gehalten?«
    Du vor allem, erwiderte Angelo. Francesco ließ seinen Begierden freien Lauf. Als Kind musste ich ihn stets im Zaum halten. Er und ich ... wir standen uns nie sehr nahe. Das ist nichts Außergewöhnliches, schließlich sind wir Wamphyri! Doch als sich die Gelegenheit bot, zog er hinaus in die Welt – um von mir fortzukommen womöglich? Du hingegen bliebst immer zu Hause und eignetest dir Wissen an, während er ... seine Erfahrungen sammelte! Seit jeher war er viel lüsterner, habsüchtiger und blutrünstiger als du! Darum musste ich ihn in dieser »modernen« Welt stets an der kurzen Leine halten. Aber die Wahrheit ist, dass er auch stets viel näher an unseren Ursprüngen war als du. Selbst jetzt noch, in diesem Augenblick.
    »Du meinst also«, entgegnete Antonio, »weil Francesco seinen Begierden ›freien Lauf ließ‹, wie du es nennst, und immer noch lässt, hat er sich dies hier wahrscheinlich erspart? Ich hatte immer geglaubt, das Gegenteil sei der Fall – nämlich dass ein Muskel verkümmert, wenn man ihn nicht benutzt.«
    Nach menschlichem Ermessen, wenn man den Ärzten dieser Welt Glauben schenkt, ja. Aber die Fähigkeiten der Wamphyri sind nur unser wegen der Kreatur unter unserer Haut. Der Egel ist unsere Stärke, Toni, mein Tonio! Jeder von uns ist im Grunde zwei Wesen; und unsereins, das äußere Wesen, glaubt, dass es die Macht hätte. Aber darin befinden wir uns im Irrtum. Wir sind bloß der Muskel, der verkümmern wird, wenn wir uns nicht von unserem Vampiregel benutzen lassen! Doch

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